ihr eine Unzahl von Bakterien auf, welche die verschiedenartigsten Gärungsvorgänge hervorrufen. Die moderne Einrichtung
guter Molkereigebäude, alle praktischen Regeln des Molkereibetriebs haben den Zweck, die Milch möglichst lange vor den schädlichen
Einflüssen gewisser Bakterien zu schützen. Anderseits leisten die in der Milchwirtschaft die nützlichsten Dienste. Im Rahm wird
zur Butterbereitung absichtlich die von Bakterien abhängige Milchsäuregärung eingeleitet.
Bei der Käsebereitung sucht man mit Hilfe der durch die Bakterien hervorgerufenen Gärungsprozesse jeder Käsesorte den charakteristischen
Geruch und Geschmack zu geben; in dieser Beziehung versucht man bereits Reinkulturen der Käsebakterien bei der Käsebereitung
in Anwendung zu bringen. Beim Reifen der Käse kommt bestimmten Bakterien eine besondere Aufgabe zu. Auch bei der
Bereitung des Kefir handelt es sich darum, in der Milch unter bestimmten Bedingungen durch gewisse Bakterien eine eigentümliche Gärung
einzuleiten.
Schließlich sind jene Bakterien genau bekannt, welche die sogen. Milchfehler hervorrufen.
Vgl. Kramer, Die Bakteriologie in ihren Beziehungen zur Landwirtschaft (Wien 1890, Bd. 1);
Migula, Bakterienkunde
für Landwirte (Berl. 1890);
Adametz, Bakteriologische Untersuchungen über den Reifungsprozeß der Käse (»Landwirtschaftliche
Jahrbücher«, Bd. 18, das.
1889);
Jörgensen, Die Mikroorganismen der Gärungschemie (2. Aufl., das.
1890);
Don Pietro, ital. Historiker, geb. zu Este, besuchte das Priesterseminar in Padua
und trat sodann in den geistlichen Stand. Nachdem er in Venedig, Modena und Turin ultramontane Zeitungen redigiert hatte, wurde
er 1879 Archivar am vatikanischen Archiv in Rom und zog sich mit dem Titel eines päpstlichen Hausprälaten 1883 nach Pregatto
bei Bologna zurück. Unter seinen zahlreichen Werken klerikaler Tendenz sind hervorzuheben: »I precursori
del razionalismo fino a Lutero« (Parma 1867-69,2 Bde.);
»Pio IX., la Chiesa e la Rivoluzione« (Modena 1869,2 Bde.);
»Storia
di Gregorio IX. e de' suoi tempi« (das. 1872-73,3 Bde.);
»Storia d'Italia« (das. 1878-88,7
Bde.);
»La politica di Clemente VII. fino al sacco di Roma« (Rom 1884);
»Clemente VII. e l'Italia dei suoi
tempi« (Mail. 1887) u. a.
Ludwig, Philosoph und Pädagog der Herbartschen Schule, geb. zu Hannover, besuchte, dort vorgebildet,
die polytechnische Schule zu Hannover, die Universität Berlin und die technische Hochschule zu Wien. 1841 trat
er als ordentlicher Lehrer an der höhern Bürgerschule zu Varel (Oldenburg) ein, die später zur Realschule erhoben und mit einer
Landwirtschaftsschule verbunden ward, stieg an diesen Anstalten zum Konrektor, Professor (1886) und Rektor (1887) mit dem Range
und Titel eines Schulrats auf. Er gab 1849-54 das »Oldenburger Schulblatt«, 1865 mit Ziller die »Monatsblätter
für wissenschaftliche Pädagogik« (Leipzig) heraus. In diesen wie in andern Blättern der Herbartschen Schule veröffentlichte
Ballauff zahlreiche philosophische Aufsätze. Außerdem erschienen von ihm: »Lehrbuch der Arithmetik und Algebra« (Oldenb. 1870-71,2
Tle.);
»Grundlehren der Psychologie« (2. Aufl., Köthen 1890);
»Grundlehren der Physik« (Langensalza 1879-81).
Die
philosophische Fakultät zu Breslau ernannte Ballauff 1884 ehrenhalber zum Doktor.
Gesellschaft. Die zwölfte Versammlung der Balneologischen Gesellschaft fand 7.-10. März 1890 in Berlin
statt. Der Vorsitzende, Professor Liebreich, eröffnete die erste Sitzung mit einem Bericht über die Hygiene
in den Kurorten. Auf Veranlassung von Brehmer war eine Bäderkommission zusammengetreten, welche an sämtliche deutsche Kur-
und Badeorte Fragebogen versandt hatte, deren Inhalt sich meist auf hygienische Einrichtungen in den Bädern bezog. Es sind 144 Fragebogen
ausgefüllt an die Kommission zurückgelangt und zwar von 101 Bädern und 43 Kurorten. Im allgemeinen hat
sich ergeben, daß die hygienischen Einrichtungen sich in Deutschland entwickelt haben wie in keinem andern Lande.
Manche Badeorte freilich, die aus spekulativer Sucht entstanden sind, entsprechen den zu stellenden Anforderungen nicht, und
in einzelnen kleinern Orten herrschen unglaubliche Zustände. Am besten wäre es, wenn der Staat eintreten
und jedem Kurort erst eine gewisse Approbation erteilen würde, bevor er als solcher sich aufthun dürfte. Vor allem bietet
die Beschaffung der Nahrungsmittel den Kurgästen nicht die notwendige hygienische Garantie. In den meisten Badeorten fehlt
eine Fleischkontrolle, die vor allen Dingen eingeführt werden müßte.
Ebenso fehlt die regelmäßige Untersuchung der Milch, auf die nicht minder Wert zu legen ist. Die Wohnungen müßten vor allem
der ärztlichen Kontrolle unterstellt werden. Es ist vorgekommen, daß unmittelbar nach dem Tode eines Kranken die Leiche bei
Nacht ohne Aufsehen fortgeschafft und das Zimmer ohne weiteres mit einem neuen Gast belegt wurde. Natürlich
wird dadurch der Verbreitung von Infektionskrankheiten Thür und Thor geöffnet. Liebreich teilte mit, daß in einem Kurort 22 Proz.
der Todesfälle bei den Einwohnern und 10 Proz. bei den Badegästen ihre Ursache in Infektionskrankheiten hatten.
Auch das Trinkwasser ist in den meisten Badeorten, namentlich in den Seebädern Norddeutschlands, derart
beschaffen, daß ein gewissenhafter Arzt seine Patienten eigentlich nicht dahin schicken dürfte. Die Presse hat mit der Offenheit,
die sie haben darf, die aber den Ärzten versagt ist, schon viel zur Abhilfe der Übelstände beigetragen. Aber wie der Staat
darüber wacht, daß kein schlechtes Arzneimittel in den Handel komme, so müsse auch das Trinkwasser unter
Schutz gestellt werden.
Auch Isolier- und Leichenhäuser zur Verhütung von Ansteckungen sind nicht in allen Badeorten vorhanden. Der Redner schloß
etwa folgendermaßen: Wenn nun auch mancherlei Schäden in Bezug auf die hygienischen Einrichtungen zu Tage getreten sind,
so können die Ärzte doch im allgemeinen die Kranken mit Beruhigung nach unsern Badeorten senden und
brauchen nicht ausländische zu empfehlen. Schon das Zusammentreten der Bäderkommission hat wie ein Schreckschuß auf manche
Badeorte gewirkt.
Einzelne haben durch Zuschriften an die balneologische Gesellschaft gebeten, ihnen die Mängel anzugeben, damit
deren Beseitigung ins Werk gesetzt werden könne. Die Kommission wird sich aber auf Verhandlungen mit den
einzelnen Verwaltungen nicht einlassen, sondern, sobald Klagen aus einem Kurort kommen, zunächst mit den dort praktizierenden
Ärzten sich ins Einvernehmen setzen. Badeorte, welchen die Mittel fehlen, die geforderten hygienischen Einrichtungen zutreffen,
sollen auch nicht Erholung suchende Leute anlocken. Den zweiten Vortrag hielt Zuntz - Berlin über die
Wirkung des Gehens, Bergsteigens und