Entsprechend der Unsicherheit der Angaben über
Berufskrankheiten und die
Lebensdauer der
Angehörigen einzelner
Berufsklassen hat man den
Ärzten bald eine sehr hohe, bald eine kurze
Lebensdauer zugeschrieben.
Birnbaum hat nun unter Benutzung
des Medizinalkalenders die Angaben über 15,000
Lebende und 2000 Gestorbene des ärztlichen
Standes zu einer vergleichenden
Untersuchung verwertet und dabei das 25. Lebensjahr als Zeitpunkt für den
Eintritt in den ärztlichen
Stand angenommen. Ein
Vergleich der wichtigsten Ergebnisse der von
Birnbaum berechneten Sterbetafel mit den gleichartigen Angaben
der preußischen Volkstafel für
Männer ergibt folgende
Zahlen:
Die Lebenserwartung und die durchschnittliche fernere
Lebensdauer der
Ärzte sind hiernach von der Vollendung des 30. Lebensjahrs
ab etwas niedriger als bei der gesamten männlichen
Bevölkerung
[* 10] des preußischen
Staats, obgleich letztere eine nicht unbeträchtliche
Anzahl gebrechlicher oder mit chronischen
Krankheiten behafteter
Personen einschließt, während das Ergreifen des ärztlichen
Berufs eine gewisse günstige körperliche
Beschaffenheit voraussetzt, so daß der durchschnittliche Gesundheitszustand der
jungen
Ärzte überhaupt ein besserer ist als der der gesamten männlichen
Bevölkerung. Die Thätigkeit des
Arztes gefährdet
mithin dessen eignes
Leben in merklicher
Weise.
Bevölkerung. Die ethnographischen Verhältnisse
Kleinasiens hat F. v. Luschan zu seinem besondern
Studium gemacht. Zunächst
scheidet er
(»Reisen im südwestlichen
Kleinasien«, Bd. 2) von der kleinasiatischen
Bevölkerung alle jene
Elemente aus, welche erst in neuerer Zeit eingewandert sind: die erst in den letzten Jahrzehnten eingewanderten
Tscherkessen;
die europäischen Kaufleute und die sogen.
Franken;
die im 16. Jahrh. eingewanderten spanisch-portugiesischen und die erst
in den letzten Jahrzehnten eingewanderten polnisch-russischen
Juden;
die von
Syrien her längs der Südküste westlich bis
Makri vorgedrungenen Araber;
die meist mit Schneiderhandwerk und
Korbflechterei beschäftigten
Zigeuner und die stets durch
neue Nachschübe ergänzten
Neger.
Dann sind drei ganz oder halbnomadische
Völker zu nennen, die
Kurden,
in eine östliche und eine westliche
Gruppe zerfallend, letztere physisch von allen Nachbarn unterschieden und anthropologisch
selbständig; die mongoloiden
Turkmenen und die Jürüken, von denen Luschan glaubt, daß sie aus den Gebieten nördlich des
Hindukusch stammen. Weiter folgt eine
Reihe mysteriöser
Sekten, die untereinander in einem alten Zusammenhang
stehen, so weit sie auch räumlich voneinander entfernt sind; die wichtigsten derselben sind die Tachtadschy oder Allevi
in
Lykien, die Fellach oder Ansarieh in Nordsyrien und dem südlichen
Kleinasien, die Kysylbasch und die Jezyden im mittlern
und obern
Mesopotamien und Westkurdistan.
Luschan betrachtet sie als Reste eines vorhistorischen
Volkes, dessen
Namen wir nicht kennen.
IhreReligion
halten sie sehr geheim; doch weiß man, daß sie die
Lehre
[* 13] von einem guten und einem bösen
Prinzip, letzteres als
Pfau verkörpert,
haben und an die
Seelenwanderung glauben. Körperlich stimmen alle diese Sektierer untereinander fast vollkommen überein.
Es bleiben die drei größten Völkergruppen übrig, die Armenier, Griechen und
Türken. Die Armenier
bilden eine große, anatomisch, ethnisch und sprachlich völlig homogene Völkermasse, die stets in denselben Bergländern
wie noch heute saß; sie sind die kaum veränderten Nachkommen einer alten Urbevölkerung, körperlich aber den eben besprochenen
Sektierern nahe verwandt. Die Griechen sind nur auf denInseln und der Westküste als Nachkommen der alten
Hellenen anzusehen; im Innern aber sowie an der
Süd- und
Nordküste stimmt mehr als die Hälfte der Griechen physisch mit den
Armeniern überein. An der Südküste findet sich eine dritte
Gruppe von Griechen mit
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