Schwefelwasserstoff auf, bei Grubenbränden Kohlenoxyd und bei gewissen Betrieben Quecksilber- und Arsenbrände; am gefürchtetsten
sind die »schlagenden« Wetter, und gegen alle diese Gefahren bleibt ausreichende Ventilation das wirksamste Mittel. Die Einatmung
des Staubes erzeugt das sogen. Schwarzspucken, Asthma, Lungenemphysem, Anthrakosis etc. Infolge der mangelhaften Beleuchtung der
Gruben tritt Augenzittern (Nystagmus) auf und bei schlechter Ernährung Anämie, welche bisweilen aber auch
durch Eingeweidewürmer (Anchylostomum) erzeugt wird.
Infolge der übermäßigen Anstrengung der Muskeln, Gelenke und Selben entstehen Herz- und Gelenkleiden u. andre Krankheiten.
Quelle vieler Erkrankungen ist ferner die Einatmung der Explosionsgase bei der Schießarbeit, gegen welche außer durch
Ventilation auch durch die Bemühungen angekämpft wird, einen Sprengstoff zu finden, der möglichst wenig
schädliche Gase erzeugt. Alle diese übeln Einflüsse bedingen es, daß der Bergmann in verhältnismäßig jungen Jahren arbeitsunfähig,
»bergfertig« wird, und die Behörden wie die Grubenverwaltungen haben sich
daher schon seit längerer Zeit veranlaßt gesehen, durch Gesetze, Verordnungen, wirtschaftliche und technische
Einrichtungen die größten Übelstände zu beseitigen oder doch herabzumindern. Im allgemeinen bestehen daher auch beim
Bergbau bessere Einrichtungen als auf den meisten Gebieten der übrigen Industrie, wenngleich im einzelnen noch sehr viel zu wünschen
übrigbleibt.
Für die Nachbarschaft wird der Bergbau bedeutungs- und oft verhängnisvoll durch Bodensenkungen, Wasserentziehungen,
die ausziehenden Grubenwetter, Gase und Dämpfe und durch die Grubenwässer. Die Senkungen, verursacht durch
die Bildung großer Hohlräume, wo vordem das nutzbare Mineral lag, oder durch Entwässerung sehr wasserhaltiger Gebirgsschichten
beim Bergbau, erfolgen allmählich oder plötzlich und sind dem entsprechend mit größern oder geringern Gefahren verbunden.
Die durch den Bergbau verursachten Wasserentziehungen nötigen den Bergbau oft zu erheblichen
Entschädigungen, auch werden zur Sicherung von Heilquellen strenge bergpolizeiliche Vorschriften erlassen. Die Ausströmungen
aus Schächten und Spalten werden meist nur beim Feuersetzen, welches jetzt bei uns eingestellt ist und bei Grubenbränden lästig.
Auch Haldenbrände können gesundheitsschädlich wirken. Grubenwässer sind wie Haldenwässer von sehr
verschiedener Beschaffenheit, sie enthalten bisweilen Metallsalze, reagieren stark sauer und setzen an der Luft Ocker ab. Sollen
sie in öffentliche Wasserläufe geleitet werden, so ist erforderlich, Säuren und Salze zuvor durch gebrannten Kalk zu beseitigen.
Zur Litteratur: Festenberg-Packisch, Der deutsche Bergbau (Berl. 1885);
(spr. bersch'rá), Auguste Emile, franz. Schriftsteller, geb. zu Paris, nimmt im Pariser Journalismus
als Chroniqueur eine hervorragende Stellung ein. Besonders weiß er mit seinen phantastischen Plaudereien
im »Figaro« (unter dem Namen Caliban) durch Anspielungen auf lokale Verhältnisse, auf die neuesten Kulissen- und Boulevardgeschichten
das Pariser Publikum zu fesseln, während seine scheinbaren Gedankensprünge Fernerstehenden leicht unverständlich sind.
Gesammelt erschienen diese Beiträge in den Bänden: »Vie et aventures du Sieur Caliban, décadence
française« (1886) und »Le
livre de Caliban« (1887). Er hat sich außerdem im Roman versucht: »Faublas malgré lui« (1883),
»Le viol« (1686),
der in demselben
Jahr unter dem Titel: »Flore de Frileuse« einmal nur über die Bretter des Ambigu-Theaters ging, wie er denn überhaupt als Bühnendichter
kein Glück hatte. Bald sind seine Stückes zu realistisch, wie das eben genannte, bald zu hochpoetisch,
aller Bühnenkonvention spottend, wie »Enguerrande« (1885)
mit einer Vorrede von Théodore de Banville),
und nur, wenn er sich einer Mitarbeiterschaft anbequemt, wie bei »Ange Bosani«
(mit Armand Silvestre),
lächelt ihm der Erfolg. Seine dramatischen Werke veröffentlichte er 1886 unter dem ironischen Titel:
»Ours et fours« (etwa »Fiaskos und Lückenbüßer«). Bergerat, ursprünglich Maler, gab auch illustrierte Künstlerbiographien: »Biographies
contemporaines« (1875),
heraus, ferner die »Chefs d'œuvre d'art à l'Exposition universelle« (1878). Dem Andenken seines
Schwiegervaters widmete er die pietätvollen »Souvenirs de Théophile Gautier« (1875).
im Gebiet des Kaukasus in kleinern oder größern Gemeinden lebender Volksstamm israelitischen Glaubens, 30,000
Köpfe stark, die überall in gesonderten Gruppen in bestimmten Teilen der Ortschaften zusammenwohnen und eigentümliche orientalische
Kleidung tragen. Sie sind hervortretend kurzköpfig und sollen aus Kleinasien und Babylonien im 3. u. 2. Jahrh. v. Chr., wahrscheinlich
aber bereits im 7. oder 6. nach dem Kaukasus und von dort durch Rußland und Polen bis nach Deutschland gekommen sein, wo sie
mit den spanischen langköpfigen Juden zusammenstießen.
Während diese Semiten sind, gehören die sogen. russischen Juden, denen auch die Bergjuden zuzurechnen sind, wahrscheinlich einer
andern Rasse an, d. h. sie sind keine Semiten der Abstammung nach. Ihr langsames Vorrücken durch Persien
erklärt ihre Tatsprache neben dem Aserbeidschântatarisch. Nach der Überlieferung siedelten sich nach der babylonischen
Gefangenschaft Juden allmählich in Transkaukasien an, beginnend am Südwestufer des Kaspischen Meers und dis zum Südostufer
des Schwarzen Meers, wie griechische, von Juden herrührende Synagogeninschriften aus dem 1. Jahrh. v. Chr.
bis ins 3. Jahrh., aufgefunden in Anapa, Kertsch, Olbia, beweisen.
4) Ernst von, Chirurg, geb. zu Royen in Livland, studierte zu Dorpat, Wien und Berlin, promovierte
1860, wurde dann Assistent an der chirurgischen Klinik in Dorpat und habilitierte sich 1864 daselbst. 1866 leitete
er das Kriegslazarett zu Königinhof in Böhmen und 1870-71 die Barackenlazarette zu Mannheim und Karlsruhe. 1871 wurde er Professor
der Chirurgie in Dorpat und 1877 konsultierender Chirurg der russischen Donauarmee. 1878 ging er als Professor und
Oberwundarzt des Juliusspitals nach Würzburg, und 1882 folgte er einem Ruf als Nachfolger Langenbecks nach Berlin. Er wirkt
hier als ordentlicher Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Universitätsklinik. Bergmann schrieb: »Zur Lehre von der
Fettembolie« (Dorpat 1864);
»Die Lepra in Livland« (das. 1867);
»Das putride Gift« (das. 1868);
»Die Lehre
von den Kopfverletzungen« (Stuttg. 1880);
»Die Resultate der Gelenkresektionen im Krieg« (Gieß. 1872);
»Die Behandlung der
Schußwunden des Kniegelenks im Krieg« (Stuttg. 1878);