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Als Übergang zu den plastischen Rundwerken
können wir die sehr zahlreich gefundenen Vasen [* 1] rechnen, zum Teil in Form kannelierter Säulen, [* 2] zum Teil als viereckige, im Verhältnis zu den Statuen ziemlich schwache Pfeiler. Ihre Bekrönungen, meist in Kapitälform, geben den Beweis, daß die uns überlieferten drei Säulenordnungen erst nach langem Tasten und Versuchen ihre endgültige Form erhalten haben; namentlich für die Geschichte des ionischen Kapitäls sind die Funde wichtig. Die Weih- und Künstlerinschriften stehen teils in den Kannelüren, teils auf den bekrönenden Standplatten. So ist es gelungen, eine ganze Statue mit dem zu ihr gehörigen
[* 3] ^[Abb.: Plan der Ausgrabungen auf der Akropolis.] [* 4]
Fußgestell wieder zusammenzusetzen, eine Athen
epriesterin mit wohlerhaltener, zierlicher Bermalung, das
Haar
[* 5] in Löckchen
und
Strähnen frisiert, der
Kopf von einem
Diadem umgeben, nach der
Inschrift ein Werk des
Antenor. Es bildet heute eine Hauptzierde
des neuen Akropolismuseums. Mit dem einheimischen
Kalkstein fängt die athen
ische
Plastik an, die Marmorskulptur kommt
herüber von den
Inseln; denn auch die
Namen der chiotischen Bildhauer erscheinen auf den neugefundenen vorpersischen
Inschriften
der
Akropolis. Die gefundenen Bildwerke sind entweder lebensgroße, aufrecht stehende
Statuen von Priesterinnen, meist in demselben
Schema: die linke
Hand
[* 6] erfaßt zierlich das faltige Gewand, während die rechte vorgestreckt ist, alle sind namentlich
an den
Säumen der Gewänder aufs sorgfältigste bemalt;
oder einzelne Köpfe, auch männliche, endlich sind sogar Reiterstatuen gefunden worden.
Unsre Kenntnis der vorpersischen Skulptur wird durch diese Funde eine ganz neue, und viele Hände sind noch damit beschäftigt, den Bau zu errichten. Auch die Geschichte der Vasenmalerei trägt Gewinn davon, da nunmehr durch die Fundstellen im Perserschutt die alte Ansicht von Ludwig Roß unumstößlich
geworden ist, daß die rotfigurige Vasenmalerei bereits in der Zeit vor den Perserkriegen geübt wurde (vgl. Vasen, Bd. 16, S. 57).
Wir erfahren durch die Ergebnisse dieser Ausgrabungen, daß auch den Griechen nicht die Kunst wie ein Geschenk vom Himmel [* 7] herab auf einmal gespendet worden ist, sondern daß viele Generationen in angestrengter Mühe gearbeitet haben, ehe aus den glotzäugigen, thöricht lächelnden Versuchsköpfen der ältesten Zeit die idealen Züge wurden, die wir an den Skulpturen des Parthenon bewundern. Auch für die untere Stadt hat sich mancherlei gefunden, doch nicht von großer Bedeutung; es hat sich gezeigt, daß der Tempelplatz des Zeustempels am Ilissos an der Nordseite ein kleines Propyläon hatte, daß der Tempel [* 8] selbst nur acht Säulen Fronte besaß, und daß die Stadtmauer im W. etwas (nach O. zu einzurücken ist.
Im Piräeus haben die Franzosen 1887 nach der Lage des Aphrodisiums gesucht, dieselbe nur ungefähr bestimmt, aber das Thor, welches von der Halbinsel Eetinöa nach außen führt, genauer untersucht; 1884 wurde beim Bau eines neuen Theaters ein Gebäude gefunden, welches als Versammlungsraum der Dionysiasten bezeichnet wird. In Eleusis wurde 1887 die Ausgrabung des großen Mysterientempels und seiner Umgebung zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. Mindestens drei übereinander gebaute Tempel lassen sich unterscheiden; außerdem wurde ein Buleuterion, ein Tempelchen des Pluton, [* 9] vor dem Haupteingang ein großes Wasserbecken und ein Triumphbogen, und vielerlei andres gefunden. An Skulpturen sind hervorzuheben sehr schöne archaische Köpfe und ein etwas schwermütig blickender Kopf, der heute als ein Original des Praxiteles, sein Gubuleus, betrachtet wird. Am Westabhang des Pentelikon wurde das Heiligtum des Dionysos [* 10] in Ikaria mit ¶