Jede regelmäßige Aufeinanderfolge von Ereignissen eignet sich zum Einteilen und
Messen der Zeit, und
die
Natur bietet in der scheinbaren
Bewegung der
Sonne,
[* 2] der monatlichen
Bewegung des
Mondes um die
Erde mit seinen wöchentlichen
Phasen sowie in der scheinbaren Drehung des Fixsternhimmels um unsern irdischen Standpunkt
Maßstäbe, die schon im
Altertum benutzt worden sind. Beobachtete man von einem festen
Punkt aus das Verschwinden eines Fixsterns hinter einer senkrechten
Wand, so erhielt man bis zur Wiederkehr dieses Ereignisses den
Sterntag und die danach berechnete
Sternzeit.
Benutzte
man in gleicher
Weise die
Sonne, so erhielt man
Sonnentage, die aber etwas länger als die
Sterntage
sind und unter sich nicht von gleicher
Länge, indem sich die
Erde in ihrer elliptischen
Bahn um die
Sonne bald schneller, bald
langsamer bewegt und ihr Fortrücken nicht in der
Ebene des
Äquators, sondern in der
Ekliptik erfolgt. Nichtsdestoweniger wurde
die
Sonne der
Maßstab
[* 3] für die Zeit, und ihr
Lauf führte ohne weiteres zur
Teilung des
Tags in 24
Stunden,
welche man von Sonnenaufgang zu zählen begann.
Die Tagesmitte ermittelte man mit
Hilfe des
Gnomons, indem man den
Moment beobachtete, in welchem ein auf ebener
Fläche aufgestellter
Stab
[* 4] oder eine hohe vertikale
Säule den kürzesten
Schatten
[* 5] warf. Hieraus entwickelte sich die
Sonnenuhr,
[* 6] vor deren
Erfindung der
Sonnenring benutzt wurde, welcher unter Berücksichtigung der Monatseinteilung eine Stundenmessung
bei
Sonnenschein zuließ.
Praktische Bedürfnisse und die zeitweise
Bewölkung des
Himmels führten dann zur
Erfindung von Vorrichtungen,
welche eine Zeitmessung unabhängig von jedesmaliger Sonnenbeobachtung gestatteten.
Die alten Ägypter verehrten in ihrenTempeln den
Hamadryas oder Mantelpavian, den die astronomischen
Darstellungen
in deutlichster Beziehung zum
Mond
[* 7] zeigen.
Trismegistos soll das tägliche zwölfmalige, in gleichen Zeitabständen erfolgende
Wasserabschlagen am
Hamadryas beobachtet haben, dies habe ihn auf die
Erfindung eines Werkzeugs geführt, welches ein
Gleiches
gethan, und daher stamme die
Einteilung des
Tags in 12
Stunden. Der
Wasseruhr (s. d.)
schloß sich die
Sanduhr
an und dieser die Räderuhr, die durch das
Pendel
[* 8] eine große Vollkommenheit erreichte. Im
Mittelalter hat man zu ungefährer
Zeitbestimmung auch
Kerzen von bestimmter
Länge und
Dicke benutzt, welche aber nur wenig genaue
Resultate geben können.
Alle künstlichen
Uhren
[* 9] mußten mittags auf
Sonnenzeit gestellt werden, wenn sie im
Lauf desTagsStunden und
Minuten richtig angeben sollten. Die Vervollkommnung der Räderuhren veranlaßte aber die englischen Astronomen um die
Mitte des 18. Jahrh., statt der
Sonnenzeit die
mittlere Zeit einzuführen, und diese ergab so viele Vorzüge, auch für das
bürgerliche
Leben, daß sie bald allgemein eingeführt wurde. Die neueste Zeit hat die Zeitmikrometrie
ausgebildet, und man hat
Chronoskope, welche 1/10000Sekunde zu messen gestatten.
s.
Landwirtschaftliche Unternehmungsformen, ^[= Landwirtschaftlicher Unternehmer im weitern Sinn ist eine Person, auf deren Rechnung und Gefahr ...] S. 490.
im allgemeinen periodische Druckerzeugnisse. Das Hauptmoment des
Begriffs Zeitungen ist die regelmäßige Wiederkehr.
Die Jahresberichte wissenschaftlicher
Institute fallen ebensogut unter diesen
Begriff wie das dreimal am
Tag erscheinende politische
Journal. Im engern
Sinn werden aber darunter litterarische Erzeugnisse verstanden, welche regelmäßig fortlaufend die
Ereignisse des
Tags oder eines längern Zeitraums auf politischem, religiösem, wirtschaftlichem, künstlerischem oder wissenschaftlichem
Gebiet melden und besprechen.
Der Unterschied zwischen Zeitungen und
Zeitschriften, welchen man zu machen pflegt, beruht auf bloßer
Gewohnheit und hat keinen tiefern
Grund. Gewöhnlich pflegt man unter Zeitungen die täglich erscheinenden und vorwiegend politischenArten der
Gattung zu verstehen, unter
Zeitschriften diejenigen
Arten, die wöchentlich, monatlich, viertel-, halb- und ganzjährlich erscheinen.
Das
Wort Zeitung ist die hochdeutsche Form für das niederdeutsche »Theiding«
oder »Theidung«, welches etwa »Nachricht«
bedeutet. Wenigstens erinnert es an die Tidindi, die Nachrichten, von denen schon im 13. Jahrh.
die isländischenSagas berichten.
Noch im vorigen
Jahrhundert wurde im gewöhnlichen Gespräch Zeitung
gleichbedeutend mit Nachricht gebraucht.
Der Einfluß der öffentlichen Meinung, der erst dann in Wirksamkeit trat, als sie sich ihrer Macht bewußt ward, ist neuern
Ursprungs. Er war bedingt von der Allgemeinheit der
Bildung und von dem infolge der wachsendenKultur sich
geltend machenden
Bedürfnis, so viele
Kräfte wie möglich am Staatsleben teilnehmen zu lassen. Seine
Entwickelung deckt sich
völlig mit der
Entwickelung populärer Einflüsse. Er erscheint nur da, wo in
Rede oder
Schrift der
Menge ein Weg des Gedankenausdrucks
gegeben ist; am geringsten war er im
Mittelalter, wo die antike
Beredsamkeit geschwunden und das moderne
Schriftentum noch nicht gefunden war. Erst die reformatorischen
Bewegungen der neuern Zeit schufen ihn neu und steigerten
ihn. Von der politischen
Kritik juristischer und fast noch mehr theologischer
Kreise,
[* 10] die beinahe die beiden ersten
Jahrhunderte
der neuen Zeit beherrscht hat, ausgehend, wurde der
Ausdruck der öffentlichen Meinung nach dem Dreißigjährigen
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