3) Johannes, Chemiker, ältester Sohn von Wislicenus 1), geb. zu Klein-Eichstädt bei Querfurt, studierte in Halle Mathematik
und Naturwissenschaften, wurde Assistent am chemischen Laboratorium und widmete sich nunmehr ausschließlich der Chemie. Nach
der Auswanderung der Familie nach den Vereinigten Staaten 1853 wurde er Assistent bei Horsford in New Cambridge.
Später unterhielt er in New York zwei Jahre hindurch ein analytisches Privatlaboratorium und hielt am Mechanics' Institute
technisch-chemische Vorlesungen. 1856 ging er mit den Eltern nach Zürich,
setzte nun die chemischen Studien an der Universität und
dem Polytechnikum fort und ging wieder als Assistent von Heintz nach Halle. 1860 promovierte Wislicenus in Zürich
und habilitierte
sich an Universität und Polytechnikum.
Bald wurde er Professor an der Universität, 1870 aber ging er an das Polytechnikum über; 1871 wurde er zum Direktor dieser Lehranstalt
ernannt, folgte aber 1872 einem Ruf nach Würzburg und 1885 einem solchen nach Leipzig. Wislicenus hat stets thätigen
Anteil an der Entwickelung der theoretischen Ansichten der Chemie genommen. Schon seine Inauguraldissertation betraf die Theorie
der gemischten Typen, und später trug er mit dazu bei, die Typentheorie überzuführen in die heute gültigen Ansichten über
die Valenz der Atome und die Struktur der chemischen Verbindungen.
Sehr wichtig in dieser Beziehung sind seine Arbeiten über die zweiatomigen Alkohole (Glykole) und die
zweiatomigen Säuren (Oxysäuren). Andre Arbeiten betrafen die Milchsäure, die Isomeren und Homologen derselben, den Acetessigsäureäther,
den Natriumacetessigsäureäther und die zahlreichen von diesen Körpern sich ableitenden Derivate. Er lieferte auch eine neue
Bearbeitung von Regnault-Streckers »Lehrbuch der Chemie« (Braunschw. 1874 u.
1877, 2 Bde.). - Sein Bruder Hugo Wislicenus, geb. zu Klein-Eichstädt, seit 1862 an der Universität Zürich
für Germanistik habilitiert,
bei einer Besteigung des Tödi verunglückt, schrieb: »Die Symbolik von Sonne und Tag in der germanischen Mythologie«
(Zürich
1862) und die von seinem Vater herausgegebenen Abhandlungen: »Loki, Das Nibelungenlied, Das Dionysostheater
in Athen« (das. 1867).
[* ] die zweite See- und Handelsstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, an der Südspitze einer durch die
Inseln Poel und Lieps geschützten Bucht der Ostsee, Knotenpunkt der Linien Kleinen-Wismar und Wismar-Rostock der Mecklenburgischen Eisenbahn,
ist regelmäßig gebaut, hat vier Thore und noch viele mittelalterliche Giebelhäuser. Die hervorragendsten
Gebäude sind: die Marienkirche im gotischen Stil mit einem 80 m hohen Turm aus dem 14. Jahrh.;
die Georgenkirche aus dem 14. und 15. Jahrh.,
neuerdings renoviert;
die zierliche, hohe Nikolaikirche, aus dem 15. Jahrh., ebenfalls renoviert, mit alten Wandmalereien;
die Heilige-Geistkirche, das Rathaus mit gotischem Kellergewölbe, die »alte Schule«, ein gotischer Bau,
um 1300 aufgeführt, jetzt Altertumsmuseum, der Fürstenhof, eins der seltenern Beispiele durchgebildeten Backsteinbaues,
im Stil der italienischen Frührenaissance, von Herzog Johann Albrecht im 16. Jahrh. begonnen, neuerdings restauriert, früher
Residenz der Herzöge, später schwedisches Tribunal, jetzt Amtsgericht, das Theater, das neue Schlachthaus
etc. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885 mit der Garnison (2 Füsilierbat. Nr. 90) auf 15,797
Seelen, meist Evangelische.
Die Industrie besteht
in Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, Eisengießerei, Glockengießerei,
Ofen-, Dachpappe-, Asphalt- und Zichorienfabrikation, Bierbrauerei, Fischerei etc. Der lebhafte Handel, unterstützt durch den
vortrefflichen Hafen, ist vorzugsweise Seehandel und erstreckt sich namentlich auf Steinkohlen, Holz, Getreide,
Wein, Seegras u. dgl. 1888 liefen in den Hafen ein: 461 Schiffe zu 79,605 Reg.-Ton.; es liefen aus: 477 Schiffe zu 82998 Reg.-Ton.
Wismar hat eine besondere Flagge, Hafen-, Strand- und Zollgerechtigkeit, eigne Gesetzgebung. Gerichtsbarkeit etc.; es ist Sitz der
Domanialämter Mecklenburg-Redentin-Poel und eines Amtsgerichts, hat ein Gymnasium, verbunden mit einer
Realschule, eine Navigations-Vorbereitungsschule, eine Gewerbeschule etc. 5 km nordwestlich in hübscher Lage das Seebad Wendorf
(s. d.). - Die Stadt, deren Ursprung in das 12. Jahrh.
zurückreicht, erhielt 1229 das schwerinische, 1266 das lübische Stadtrecht und kam 1301 an Mecklenburg. Im 13. Jahrh.
trat Wismar dem Hansabund bei u. wurde, obwohl 1376 die Pest an 10,000 Menschen hinwegraffte, eine bedeutende Stadt, geriet aber
seit dem 16. Jahrh. in Verfall. Im Westfälischen Frieden 1649 ward die Stadt zugleich mit der Herrschaft Wismar, welche die zusammen
etwa 6000 Einw. zählenden Domanialämter Neukloster und Poel umfaßte, an Schweden abgetreten, 1675 ward
die stark befestigte Stadt durch die Dänen belagert und durch Kapitulation erobert, jedoch 1678 wieder herausgegeben. 1712 wurde
sie wieder von den Dänen, 1716 aber von den Dänen, Preußen und Hannoveranern belagert, die Besatzung durch Hunger zur Übergabe
gezwungen und darauf die Festung geschleift. 1803 wurde die ganze Herrschaft Wismar von Schweden an Mecklenburg-Schwerin
für 1,258,000 Thlr. verpfändet und auf dem Landtag zu Malchin 1828 unter die Landstände aufgenommen.
Vgl. Schrödern, Beschreibung
der Stadt und Herrschaft Wismar (2. Aufl., Wism. 1860);
Schildt, Geschichte der Stadt Wismar bis zum Ende des 13. Jahrhunderts (Rost.
1872);
Crull, Die Ratslinie der Stadt Wismar (Halle 1875).
Joseph, bayr. Kirchen- und Schulmann, geb. zu Freising, ward Priester und Professor in Salzburg, von
wo er 1802 nach München ins Ministerium Montgelas berufen ward, um das höhere Schulwesen im realistisch-philanthropischen Sinn
neu zuordnen. Sein Organisationsplan ward aber von der humanistischen Partei hart angegriffen und 1808 in
deren Sinn von Niethammer wesentlich umgestaltet. Seit 1803 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und seit 1815 Vorstand der
akademischen Kalenderkommission, starb Wismayr in München.
Vgl. Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts (Leipz.
1885);
(Aschblei, Bismuthum, Marcasita) Bi, Metall, findet sich meist gediegen, eingesprengt im Granit, Gneis und Glimmerschiefer
sowie im Übergangsgebirge, in der Regel in Begleitung von Kobalt-, Nickel- und Silbererzen, besonders im sächsischen Erzgebirge
(Schneeberg), in Devonshire und zu Meymac (Departement Corrèze), auch bei Richelsdorf und Bieber in Hessen,
bei Wittich im Schwarzwald, Hasserode im Harz, in Schweden, Norwegen, Ungarn, im Banat, auch in der Schweiz, in Sardinien, Spanien,
Kalifornien, Chile, Bolivia, Peru, Brasilien und Südaustralien; es findet sich ferner mit Sauerstoff verbunden als Wismutocker Bi2O3
mit 89,9 Proz. Wismut,