Es gelang ihm bei dem Herzog Wilhelm, zog ihm aber den Zorn des Klerus zu; sein Buch steht noch heute auf dem Index. Sein human
gesinnter Herzog verlieh ihm gegen alle Feinde seinen Schutz bis an sein Ende. Wier starb auf einer Reise in Tecklenburg.
Ein Wiederabdruck seiner »Opera omnia« erschien zu Amsterdam 1660.
Vgl. K. Binz, Dr. Joh. Weyer, ein rheinischer
Arzt, der erste Bekämpfer des Hexenwahns (Bonn 1885).
Insel im Eingang des Zuidersees, zur niederländ. Provinz Nordholland gehörig, durch einen schmalen Meeresarm
vom Festland getrennt, hat 18 km im Umkreis, besteht aus diluvialem Sand und alluvialem Klai.
Erwerbszweige
der 2475 Einw. sind Ackerbau, Schafzucht, Wollhandel und Fischerei.
Anton Joseph, belg. Maler, geb. zu Dinant, zeigte schon frühzeitig ein hervorragendes Zeichen- und
Nachbildungstalent, kam 1820 nach Antwerpen, wo er Herreyns und van Bree zu Lehrern hatte, und gewann 1832 den aus
einem Reisestipendium auf fünf Jahre bestehenden römischen Preis. In Rom widmete er sich besonders dem Studium Michelangelos.
Ihm schwebte als künstlerisches Ideal die Verbindung von Michelangelo und Rubens vor, und dieses Ideal suchte er schon in seinem
ersten kolossalen Bilde, dem Kampf der Griechen und Trojaner um den Leichnam des Patroklos (1836), zu verwirklichen. 1836 in
die Heimat zurückgekehrt, nahm er seinen Wohnsitz in Lüttich, wo er sich mit Porträtmalen ernährte und daneben ein noch
größeres Gemälde als sein erstes ausführte: die Empörung der abtrünnigen Engel (1842), neben welchem der Tod des heil.
Dionys (1842), ein Triptychon mit Christus im Grab, Eva und Satan (1839) und die Flucht nach Ägypten (1848)
entstanden. 1840 erhielt er infolge eines Preisausschreibens der Stadt Antwerpen den ersten Preis für eine Abhandlung: »Eloge
de Rubens«, und 1848 ließ er sich in Brüssel nieder, wo er in demselben Jahr sein Hauptwerk, den Triumph Christi in seinen
Folgen für die Kulturentwickelung der Menschheit, vollendete.
Sein Leben fristete er nach wie vor mit der Porträtmalerei, da er sich nicht entschließen konnte, eins seiner Bilder zu verkaufen. 1850 wurde
ihm auf Staatskosten ein großes Atelier erbaut, welches Staatseigentum blieb und nach seinem Tod in das Musée Wiertz umgewandelt
wurde. Nach 1848 verwandte Wiertz mehrere Jahre auf Erfindung und Vervollkommnung eines neuen technischen
Verfahrens, der sogen. Peinture mate auf Leinwand, und hiermit begann eine neue Periode seines Schaffens.
Von der Religion, Mythologie, Heroengeschichte sich abwendend, suchte er einerseits philosophische Gedanken spekulativer, mystischer,
humanistischer und transzendentaler Natur künstlerisch zu gestalten, anderseits Ausgeburten einer überreizten
und krankhaften Phantasie, Träume und Visionen zu versinnlichen, wobei er sehr oft die Grenzen der Darstellungskunst überschritt
und sich auch von Roheiten und Geschmacklosigkeiten nicht fern hielt. Seine Hauptwerke dieser Gattung sind: der lebendig Begrabene,
Hunger, Wahnsinn und Verbrechen, der Selbstmörder, Gedanken und Visionen des Kopfes eines Hingerichteten, der
Leuchtturm von Golgatha, Christus und der Kampf der Parteien, die letzte Kanone, die Dinge der Gegenwart vor den Menschen der Zukunft,
eine Sekunde nachdem Tod. Wiertz hat auch zahlreiche Genrebilder gemalt,
in welchen er zum Teil ähnlich bizarre Stoffe behandelt
(das verbrannte Kind, Quasimodo, die Romanleserin und der Teufel, die junge Hexe), zum Teil aber auch Proben
von höchster Anmut der Formenbildung und von liebenswürdigem Humor abgelegt hat (ein junges Mädchen bei der Toilette, die
Erwartung, das Geständnis, die Rosenknospe). In seinen letzten Jahren hatte sich Wiertz auch wieder der Skulptur zugewendet, die
er schon in früher Jugend gepflegt. Er starb in Brüssel. Seine Werke sind im Musée Wiertz vereinigt
(vgl. »Catalogue du Musée Wiertz«, Brüss. 1873). Seine Schriften (»Peinture flamande«, »Peinture mate«, »Revue de salon« etc.)
sind gesammelt in den »Œuvres littéraires de A. Wiertz« (Brüssel 1869).
Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Annaberg, an der Zschopau, hat eine evang.
Kirche, Baumwoll- und Flachsspinnerei, Papierfabrikation, Garnbleicherei, Holzschleiferei, eine Ziegelei, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei,
Posamentenfabrikation und (1885) 2222 meist evang. Einwohner.
Dabei das Rittergut Wiesa mit dem Wiesenbad (s. d.).
Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Tirschenreuth, Knotenpunkt der Linien
München-Regensburg-Oberkotzau, Wiesau-Tirschenreuth und Wiesau-Eger der Bayrischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirche, Thonwarenfabrikation,
Basaltschlägerei und (1885) 449 Einw. Dabei das Ottobad (König Otto-Bad), südöstlich vom Fichtelgebirge, 480 m ü. M., mit
drei Mineralquellen (Ottoquelle, Sprudel und Wiesenquelle), die zu den stärksten Stahlquellen Europas gehören und neben dem
dortigen Moorbad vorzugsweise gegen Schwächezustände, Skrofeln, Rachitis, Frauenkrankheiten, chronischen
Gelenkrheumatismus, Gicht, Knochen- und Gelenkaffektionen, Hautkrankheiten etc. mit Erfolg Verwendung finden; der Versand des
Wassers der Ottoquelle ist ausgedehnt.
Vgl. Müller, Die Heilquellen des König Otto-Bades bei Wiesau (Regensb. 1843).
(Großes Wiesbachhorn), 3577 m hoher Berggipfel der Hohen Tauern, in dem zwischen Kapruner und
Fuscher Thal auslaufenden nördlichen Aste der Glocknergruppe.
Die schwierige Ersteigung des als Aussichtspunkt gerühmten
Bergs erfolgt gewöhnlich vom Kapruner Thal aus über die Kaindlhütte (2768 m hoch).
[* ] (hierzu der Stadtplan), Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks der preuß.
Provinz Hessen-Nassau, bis 1866 Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Nassau, in einer an Naturschönheiten
und historischen Merkwürdigkeiten reichen sowie durch mildes Klima ausgezeichneten Gegend, am Südfuß des Taunus, 4 km vom
Rhein entfernt, Knotenpunkt der Linien Wiesbaden-Mosbach und Wiesbaden-Biebrich der Preußischen Staatsbahn und Wiesbaden-Niedernhausen der Hessischen
Ludwigsbahn, 117 m ü. M., ist namentlich in ihren neuern Teilen sehr regelmäßig
gebaut und besitzt eine große Anzahl prächtiger Gebäude, eleganter Landhäuser und großartiger Hotels.
Die hervorragendsten Bauten sind: die neue evangelische Kirche (im romanisch-gotischen Stil, 1853-62 von Boos erbaut), mit drei
mächtigen Schiffen, schönen Altargemälden, trefflicher Orgel und Glockenspiel;
die neue Bergkirche (1877-79 nach Plänen des
Baumeisters Otzen errichtet);