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Napoleon, um den Österreichern unter Erzherzog Karl eine zweite Schlacht zu liefern, in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli bei einem furchtbaren Unwetter die Donau von der Insel Lobau aus. Der Erzherzog, welcher den Übergang an einer andern Stelle erwartet und ihn deswegen nicht gehindert hatte, beschloß, den feindlichen Angriff in seiner Stellung auf dem Marchfeld bei Wagram [* 1] abzuwarten. Den gegen 180,000 Mann starken Franzosen etc. hatte Österreich [* 2] kaum 120,000 Mann entgegenzustellen, auch wenn das Korps des Erzherzogs Johann, das von Preßburg [* 3] schleunigst nach dem Schlachtfeld zu marschieren beordert war, zur rechten Zeit erschien. Am Morgen des 5. Juli entfaltete sich das französische Heer fächerförmig von der Donau aus, erreichte aber erst abends 6 Uhr [* 4] nach Zurückdrängung der österreichischen Vortruppen, die sich tapfer wehrten, die feindliche Stellung am Rußbach.
Böhmen, Mähren und Öst

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Mähren.Noch am Abend 7 Uhr befahl Napoleon seinem Zentrum (Oudinot, Vizekönig Eugen und Bernadotte), die Mitte der feindlichen Stellung zu erstürmen. Der Angriff wurde aber von den Österreichern energisch zurückgewiesen; die Franzosen erlitten große Verluste, und nur das Dunkel der Nacht verhinderte ihre völlige Niederlage. Hierdurch ermutigt, unternahm der Erzherzog Karl am andern Morgen (6. Juli) einen Angriff auf die Franzosen, um sie von der Donau abzudrängen. Doch erfolgte der Angriff der Österreicher nicht mit der Pünktlichkeit und Präzision, welche zum Gelingen notwendig gewesen wären. Der linke Flügel unter Fürst Rosenberg griff eher an als das Zentrum unter Bellegarde und der rechte Flügel. Dieser unter Klenau drängte die Franzosen bis Enzersdorf zurück und besetzte Aspern [* 5] und Eßling. Napoleon ließ sich aber dadurch nicht beirren, sondern hielt auch, nachdem der erste Angriff Massénas auf Aderklaa zurückgeschlagen worden, an seiner Absicht, mittels Durchbrechung der lang auseinander gezogenen, lückenhaften feindlichen Linie den Sieg zu erringen, zäh fest. Um Mittag ließ er durch Macdonald den Angriff auf Aderklaa erneuern und durch 100 Kanonen unterstützen. Die Österreicher behaupteten sich, wenn auch mit Mühe; aber da inzwischen ihr linker Flügel durch Davoûts Übermacht zurückgedrängt und durch Besetzung von Markgrafen-Neusiedel umgangen war, so befahl der Erzherzog am Nachmittag den Rückzug nach Mähren, [* 6] der in vortrefflicher Ordnung vom linken Flügel ab angetreten wurde. Erst als er das Schlachtfeld bereits verlassen, traf Erzherzog Johann um 5 Uhr nachmittags von Preßburg in Siebenbrunn ein; daß er nicht eher erschien, was den linken Flügel hätte retten können, lag daran, daß er den Befehl zu spät erhalten hatte. Der Verlust der Österreicher betrug 24,000 Tote und Verwundete, darunter 753 Offiziere; sie hatten 7000 Gefangene gemacht, 12 Adler [* 7] und Fahnen, 11 Kanonen erobert. Der Verlust der Franzosen dürfte wenig geringer zu berechnen sein; sie hatten 7600 Gefangene, 9 Kanonen und eine Fahne erbeutet. Trotz der vorzüglichen Haltung der Österreicher nach der Schlacht war diese doch für sie verloren und der Sieg Napoleons ein so bedeutungsvoller, daß Kaiser Franz bereits 12. Juli den Waffenstillstand in Znaim schloß, dem die Friedensunterhandlungen zu Wien [* 8] bald folgten.
[* 1] ^[Abb.: Kärtchen zur Schlacht bei Wagram (5. u. 6. Juli 1809).]