an der
Luft schnell blau.
Härte 2, spez. Gew. 2,6-2,7.
Der farblose Vivianit ist ein Eisenphosphat von der
Formel Fe3P2O8 + 8H2O , wandelt sich
aber an der
Luft in (Fe2)3P4O19 + 16H2O ^[(Fe2)3P4O19+16H2O] um. Das
Mineral findet sich kristallisiert
auf den Magnetkieslagerstätten von
Bodenmais und auf
Brauneisenstein bei
Amberg,
[* 1] in tertiären
Schichten von
Kertsch, auf Zinnlagerstätten in
Cornwallis u. a. O., ist sehr verbreitet, wenn auch nicht in größern
Massen, in
Thon und
Torf, zuweilen das
Innere von
Muscheln
[* 2]
(Kertsch), von fossilen
Knochen
[* 3] und Baumstämmen ausfüllend. Man benutzt
Blaueisenerde
als blaue
Farbe.
deSaint-Martin (spr. wiwĭäng d'ssäng-martäng),Louis, der berühmteste und ausgezeichnetste lebende Geograph
Frankreichs, geb. zu
Caen in der
Normandie, kam mit zwölf
Jahren nach
Paris,
[* 4] woselbst er sich, abgesehen von einem
Aufenthalt in
Versailles
[* 5] von 1865 bis 1877, auch stets aufhält. Seine erste
Arbeit war ein Elementaratlas. Er gehörte 1822 mit
zu den
Stiftern der
GeographischenGesellschaft vonParis, konstruierte 1826 das
erste inParis aufgestellte
Georama und widmete sich, nach verschiedenen andern litterarischen
Versuchen, seit 1840 ganz der geographischen
Wissenschaft.
Er übernahm 1842 die Redaktion der seit 1809 von
Maltebrun u.
Klaproth redigierten »Annales de voyages«, denen er 14 Jahre
lang vorstand, veröffentlichte die beiden ersten
Bände einer
»Histoire universelle des découvertes géographiques«
(1845-47),
deren Fortsetzung durch die Ereignisse von 1848 unterbrochen wurde (neue Ausg. u. d. T.:
»Description historique et géographique de l'Asie
Mineure«, 1852),
ferner: »Études de géographie ancienne et d'ethnographie
asiatique« (1850-54, 2 Bde.,
Kleinasien behandelnd),
gründete 1852 das Wochenblatt »Athenaeum français« und gab 1863-75
»L'Année géographique«, eine jährlich erscheinende
Revue der
Reisen, geographischen
Publikationen und Forschungen (1875-78 von Maunoir und
Duveyrier fortgesetzt), heraus, die allen
ähnlichen
Publikationen als Vorbild diente. Seine Hauptarbeiten aber bestehen in den gründlichen Untersuchungen über die
geographischen Verhältnisse des alten
Indien und
Afrikas zur Zeit der
Römer.
[* 6] Dieselben sind niedergelegt in den
Werken: »Étude sur la géographie et les populations primitives du
Nord-Ouest de l'Inde d'après les hymnes védiques« (Par.
1860);
»Étude sur la géographie grecque et latine de l'Inde« (1858-60, 3
Tle.);
»Le
[* 7]
Nord de l'Afrique dans l'antiquité grecque
et romaine« (1863).
Außerdem veröffentlichte Vivien de Saint-Martin eine vortreffliche
»Histoire de la géographie et des
découvertes géographiques« (1873, mit
Atlas).
[* 8] Im Erscheinen begriffen sind das »Nouveau dictionnaire de géographie
universelle« (1877 ff.) und der
»Atlas universel« (1877 ff.). Seit längerer Zeit bereits arbeitet der unermüdliche
Gelehrte an einem
»Dictionnaire de géographie historique«.
Die Bezeichnung des letztern als Vivisektion ist eine wenig glückliche, insofern sie in ferner stehenden
Kreisen den
Schein erweckt,
als gleiche die hier übliche
Technik der bei der
Sektion der
Leiche gebräuchlichen. In der That übt der
Physiolog bei seinen sehr subtilen Untersuchungen die größte
Schonung, er operiert an normalen
Organen, deren
Bau er genau
kennt, und vermeidet sorgfältig die
Verletzung sensibler
Nerven,
[* 13] die ja allein
Schmerz erzeugt. Außerdem werden, wenn irgend
möglich,
Chloroform, Chloralhydrat undÄther angewandt, und nach Beendigung des
Experiments wird das
Tier
sanft und schnell getötet.
Galenos hat bereits durch eine Vivisektion am
Schweine
[* 14] nachgewiesen, daß der
Nervus recurrens mit der
Stimmbildung in innigstem Zusammenhang
steht, in der neuesten Zeit hat die Vivisektion ungemein an Bedeutung gewonnen, aber auch heute ist sie nicht
Unterrichtsgegenstand für
Studenten. Sie wird nur zu wissenschaftlichen
Zwecken vorgenommen, und kein Physiolog läßt durch
seine
Schüler sichergestellte
Beobachtungen wiederholen, sondern strebt stets dahin, daß bei Erlernung der schwierigen
Technik
die
Wissenschaft gefördert wird.
Gegen die Vivisektion hat sich in
England seitens eines zu diesem
Zweck gegründeten internationalen
Vereins eine
Agitation erhoben, welche die Unterdrückung der Vivisektion verlangt. Da die medizinischen
Institute ausnahmslos Privatinstitute sind,
so ordnete der
Staat eine Untersuchung an, und obwohl diese nichts Belastendes ergab, kam doch 1874 ein
Gesetz zu stande, welches
die Vivisektion unter die
Aufsicht des
Ministeriums stellte. Dies
Gesetz hat zur Beruhigung einer auf Unwissenheit
und falscher
Sentimentalität beruhenden
Agitation nichts beigetragen, dieselbe wurde vielmehr auch nach
Deutschland verpflanzt
(Iatros, Die Vivisektion, ihr wissenschaftlicher Wert etc., Leipz.
1877; v.
Weber, Die Folterkammern der
Wissenschaft, das. 1879), fand hier aber gegenüber einer 1879 von 18 medizinischen
Fakultäten abgegebenen
Erklärung und der
Haltung der
Regierung nur in sehr engen
Kreisen Beachtung.
Vgl.
Hermann, Die
Vivisektionsfrage (Leipz. 1877);
Ludwig, Die wissenschaftliche Thätigkeit in den physiologischen
Instituten (das. 1879);