Einrichtung wird ein Verband angelegt, welcher das betroffene Glied in der richtigen Lage hält und vorzeitige Bewegung desselben
hindern soll. Wie lange dies geschehen muß, hängt von der Besonderheit des Falles ab. Gleich nach erfolgter Verletzung ist
die Anwendung kalter Umschläge nötig, um stärkere Schwellung zu verhüten. Ist die starke Kontraktion
der Muskeln der Einrichtung hinderlich, so sind erschlaffende Mittel (warme Bäder, Brechweinstein etc.) oder auch Chloroformierung
anzuwenden, um die Anspannung der Muskeln zu heben.
Die Chloroformierung erspart auch dem Kranken die meist sehr empfindlichen Schmerzen bei der Einrichtung. Ist die Reposition
bald nach der Verletzung unterblieben, so heilen die Risse der Gelenkkapsel sowie der den ausgetretenen
Gelenkkopf umgebenden Weichteile; liegt der Kopf (Oberarm oder Oberschenkel) einem andern Knochen fest an, z. B. dem Schulterblatt
oder Hüftbein, so bildet sich mittlerweile eine neue Gelenkgrube und ohne Kunsthilfe ein erträglicher Grad von Brauchbarkeit
aus.
Die spätere Einrichtung derartiger veralteter Verrenkungen erfordert ungleich größere Kraft, Übung
und Vorsicht als die frischen Fälle; oft bleibt sie trotzdem erfolglos. Bei Verstauchung eines Gliedes werden zuvörderst kalte
Umschläge gemacht; dann folgt das Anlegen eines festen Verbandes, damit das Glied in seiner normalen Lage verharre, die etwa
zerrissenen oder sonst beschädigten Bänder wieder zusammenheilen und nicht eine abnorme Beweglichkeit
des Gliedes zurückbleibe, welche später leicht zu einer wirklichen Verrenkung führen kann, wie z. B.
Verstauchung des Fußes leicht Verrenkung desselben zur Folge hat.
Gajus (Cornelius?), röm. Ritter, diente 82 v. Chr. im Kriege gegen Sulla als Quästor in der Armee des Carbo, verließ
aber dann die Volkspartei und ging zu Sulla über, begab sich 80 mit Gnäus Dolabella als dessen Legat in
die Provinz Kilikien, bekleidete 74 die Prätur und übernahm 73 als Proprätor die Verwaltung der Provinz Sizilien, die er drei
Jahre lang unter den größten Ausschweifungen und Erpressungen führte. Auf Bitten der Provinzialen, die Verres deshalb
wegen Erpressung (repetundarum) belangten, übernahm Cicero die Anklage und führte sie trotz der Verteidigung durch die angesehensten
Männer der Stadt glücklich durch (Verrinische Reden, sieben an der Zahl, von denen aber fünf von Cicero nur geschrieben,
nicht wirklich gehalten worden sind), so daß Verres schon nach der ersten Rede die Stadt verließ und nachher
zur Verbannung und zu 40 Mill. Sesterzien (etwa 8 Mill. Mk.) Schadenersatz verurteilt wurde. Er starb im Exil, jedenfalls nach
43, da er noch von Antonius auf die Liste der Proskribierten gesetzt wurde.
Alessandro, Graf, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. 1741 zu Mailand, studierte Jurisprudenz
und wurde Advokat, beteiligte sich eifrig an dem von Beccaria gegründeten Journal »il Caffè«, welches Fragen der Philosophie,
Naturwissenschaften und Litteratur behandelte, und begab sich um 1766 nach Paris, wo er mit Beccaria viel im Kreis der Encyklopädisten
verkehrte. Nachdem er noch London besucht, ließ er sich in Rom nieder, wo er fast seine ganze Thätigkeit
der Litteratur und den Wissenschaften widmete. Er veröffentlichte zunächst zwei Tragödien: »Pantea« und »La congiura di
Milano«, die in der Art der Shakespeareschen Dramen gehalten waren und von einem ungewöhnlichen Talent zeugten, aber keine
besondere Aufnahme fanden, da Alfieri bereits die Theater beherrschte. Weiter folgte sein Hauptwerk, die
»Notti romane«
(1780),
eine Dichtung in Dialogen zwischen den großen Römern (Cicero etc.),
welche die Früchte seiner Studien
über das politische und gesellschaftliche Leben Altroms enthält. Eine »Kulturgeschichte Italiens«, von dem Ursprung Roms bis
zur Gegenwart, der er fünf Jahre widmete, ist nur in französischer Übersetzung (von Lestrade, 1827)
erschienen. Weitere Werke von Verri sind: der Roman »Avventure di Saffo«, worin er das Leben Altgriechenlands schildert, und die
angeblich in einem alten Manuskript entdeckte »Vita di Erostrato«, ein andrer kurz vor seinem Tod erschienener Roman, welcher
die Brandstifter von Ephesos als psychologische Studie behandelt. Verri starb in Mailand. Seine
»Opere scelte«, mit seiner Biographie von Maggi, erschienen Mailand 1822. - Sein älterer Bruder, Pietro Verri, geb. 1728, gest.
1797, ein Freund und Gesinnungsgenosse Beccarias, hat sich namentlich durch seine »Osservazione sulla tortura«,
die »Meditazioni sull' economia politica« sowie durch seine »Storia
di Milano« (neue Ausg., mit Fortsetzung von Custode, Mail. 1830-37, 8 Bde.; Flor. 1851, 2 Bde.) einen ehrenwerten
Platz in der Litteratur Italiens erworben. »Scritti Vari di P. Verri« gab Carcano heraus (Flor. 1854, 2 Bde.).
Les (Verrières, de Joux, spr. lä werrĭähr d'schuh), kleiner Grenzort im franz.
Departement Doubs, Arrondissement Pontarlier, an der Eisenbahn Andelot-Pontarlier-Neuchâtel, mit Zollamt, Uhrmacherei
und 800 Einw. Unfern davon, auf Schweizer Boden (Kanton Neuenburg),
die Station Les Verrières, Suisses mit (1888) 1854 Einw.
Hier betrat das Gros der Armee Bourbakis den Schweizer Boden, um entwaffnet und interniert zu werden (s. Travers).
Flaccus, röm. Grammatiker, Freigelassener, von Augustus mit dem Unterricht seiner Enkel betraut, starb in hohem
Alter nach 14 n. Chr. Von seinem alphabetisch angelegten, grammatisch-antiquarischen Hauptwerk: »De verborum significatu«, in 20 Büchern,
besitzen wir nur den Auszug des Festus (s. d. 2);
außerdem sind von seinem zu Präneste in Marmor aufgestellten Festkalender
Bruchstücke vorhanden (zuletzt hrsg. von Th. Mommsen im »Corpus inscriptionum latinarum«, Bd. 1, Berl.
1863).
(spr. -róckjo), Andrea del, ital. Goldschmied, Bildhauer und Maler, geb. 1435 zu Florenz, war anfangs Goldschmied,
bildete sich dann bei Donatello oder unter seinem Einfluß zum Bildhauer aus und war nebenher auch als Maler thätig.
Er war in der Bearbeitung des Marmors ebenso geschickt wie im Erzguß und in der Edelschmiedekunst und hat in Florenz eine Reihe
von Werken geschaffen, welche durch ein lebendiges Naturgefühl und durch kraftvolle Charakteristik ausgezeichnet sind.
Seine dort erhaltenen Hauptwerke sind: der Knabe mit dem Delphin, Bronzegruppe auf dem Brunnen im Hof des
Palazzo vecchio, ein Madonnenrelief, eine Bronzestatue des jugendlichen David und das Marmorrelief mit dem Tode der Gattin des
Francesco Tornabuoni im Bargello und die Bronzegruppe Christi und des ungläubigen Thomas an Or San Michele. Um 1480 ging er nach
Venedig, wo er das kolossale Reiterstandbild des Bartolommeo Colleoni schuf, dessen Bronzeguß jedoch erst
nach seinem Tode durch Leopardi vollendet wurde. Er starb 1488 in Venedig. Von seinen Gemälden ist nur eins, die Taufe Christi
(Akademie zu Florenz), beglaubigt, in welcher sein Schüler Leonardo da Vinci die Gestalt eines Engels gemalt haben soll. Danach
schreibt man ihm auch eine Madonna mit dem Kind im Museum zu Berlin zu.