besitzen (Topinambur, Kartoffeln), geschieht die Vermehrung durch diese Organe; jeder mit einem Auge versehene Knollenabschnitt
kann eine neue Pflanze erzeugen, indem an der Knospe sich Wurzeln entwickeln und die Knospe selbst zu einem Trieb emporwächst.
Manche Pflanzen bilden Vermehrungsorgane nur unter bestimmten, ungewöhnlichen Umständen, wie Bryophyllum calicinum, dessen
Blätter, auf feuchte Erde gelegt, in den Kerben des Randes Brutknospen erzeugen. In ähnlicher Weise lassen
sich auch die Blätter der Begonien, Gesnerien, Gloxinien u. a. zur Vermehrung benutzen.
Auch auf den Wurzelblättern unsrer Cardamine pratensis entstehen, wenn dieselben nach Verschwinden der Pflanze auf feuchtem
Boden zurückbleiben, Knöspchen, die zu jungen Pflanzen heranwachsen. Bei Pflanzen von sehr einfachem Bau
kann die ganze Vegetation mit Vermehrung innig verknüpft sein, indem jedes neugebildete Element des Körpers sich sogleich
wieder als neues Individuum ablöst; so bei der Vermehrung durch Teilung, wie bei den niedersten Pilzen und Algen (s. d.). Hierher
gehört auch die Sprossung, bei welcher jeder als Ast getriebene Fortsatz sich alsbald abtrennt und die
Vegetation in derselben Weise fortsetzt (Hefe, Wasserlinse).
In der Gärtnerei unterscheidet man eine Vermehrung auf natürlichem Weg durch Samen und Teilung und eine künstliche durch
Ableger, Schnittlinge, Stecklinge und durch Veredelung. Die Anzucht aus Samen ist die allgemeine, nach der Natur
der Pflanzen aber sehr verschieden. Während die tropische Pflanze zum Keimen ein Warmbeet, die Wasserpflanze warmes Wasser, die
Farne feuchte Torfstücke oder Steine nötig haben, erfordern die Pflanzen des Nordens und der Alpen Schnee und kühle Plätze.
Samenpflanzen werden meist größer und dauerhafter, blühen aber oft spät und wenig; auch ist die Samenzucht
nicht ausführbar bei Spielarten und Formen, welche sich nicht unverändert wieder erzeugen. Durch Teilung werden teilbare Stauden
(perennierende Gewächse) sowie die Wurzeltriebe bildenden Holzarten vermehrt. Vermittelst Stecklinge etc. vermehrt man die
nicht aus Samen sich rein fortpflanzenden Sorten sowie gewisse Pflanzen, welche so schneller zu ziehen sind
und früher blühbar, auch fruchtbarer werden. Dies gilt auch von der Veredelung durch Pfropfen, Schäften, Kopulieren, Okulieren
etc. Große Gärtnereien haben besondere Vermehrungshäuser und Kasten sowie geübte Vermehrer.
Vgl. Neumann, Die Kunst der Pflanzenvermehrung
(4. Aufl., Weim. 1877).
(franz., spr. wermäj), vergoldetes Silber. als Adjektiv bedeutet s. v. w. hoch- oder purpurrot,
z. B. Mer Vermeille, »das Purpurmeer«, der Busen von Kalifornien.
(spr. wermangtong), Stadt im franz. Departement Yonne, Arrondissement Auxerre, an der Cure und der Eisenbahnlinie
Cravant-Les Laumes, mit einer Kirche aus dem 11.-13. Jahrh., Fabrikation von Blechwaren, Weinbau (guter Burgunder) und
(1881) 1860 Einw. In der Nähe die alte Cistercienserabtei Reigny.
Metall mit Messing überziehen. Eisen verbindet sich, bei Ausschluß der Luft rotglühend gemacht, mit geschmolzenem
Messing. Galvanisch erhält man einen Überzug von Messing durch Anwendung einer kupfer- und zinkvitriolhaltigen, mit Cyankalium
versetzten Lösung, aus der beide das Messing bildende Metalle gleichzeitig gefällt werden. Zur Erhöhung
der Farbe setzt man sehr kleine Mengen Goldchlorid
zu. Auf Kupfer erhält man Messing, wenn man es blank beizt, in ein Zinkamalgam
bringt, Weinstein und verdünnte Salzsäure zusetzt und kocht. Das hinreichend weiß gewordene Kupfer wird gewaschen, zur Verjagung
des Quecksilbers erhitzt und poliert (falsche Vergoldung). Das Vermessingen wurde 1841 von Ruolz und 1845 von Walker
in England ausgeführt. In ähnlicher Weise kann man mit einer Kupfer und Zinn enthaltenden Lösung auch einen Bronzeüberzug
(galvanische Bronzierung) und mit einer Kupfer, Zink und Nickel enthaltenden Lösung einen Neusilberüberzug herstellen.
(Erdmessung, Geodäsie), Teil der praktischen Geometrie, die Ausführung örtlicher und räumlicher Bestimmungen
an der Erdoberfläche; höchster Zweck der Vermessungskunst ist die Erforschung der Gestaltung der Erdoberfläche für das
rein wissenschaftliche, geographische oder für das kartographische Bedürfnis. Die Notwendigkeit der örtlichen geologischen
oder geognostische Untersuchung von Raumverhältnissen innerhalb der Erdkruste führt zur Markscheidekunst
(s. d.), die hydrologische oder hydrographische Untersuchung der Raumverhältnisse
der Wasserläufe und Wassergefäße der Erdoberfläche zur Hydrometrie (s. d.), die Notwendigkeit der Kenntnis der Höhen- und
Tiefenunterschiede des Landes im speziellen zur Nivellierkunst (s. Nivellieren).
Für staatswirtschaftliche, ökonomische, bürgerliche Zwecke erscheint die Vermessungskunst als (geometrische) Feldmeßkunst
(s. d.) mit der Aufgabe der Spezialvermessung selbst kleinster
Erdstücke. Die »geometrische« Vermessung unterscheidet sich dem
Resultat nach von der »topographischen« (ortsbeschreibenden, die Örtlichkeit
darstellenden, s. Aufnahme, topographische) dadurch, daß der erstern Ergebnisse prinzipiell in Zahlen, der letztern in der
an die Messung sich unmittelbar anschließenden Darstellung im Feld selbst (Planaufnahme, Planzeichnung) erscheinen; doch können
auf Grund der Geometertabellen auch im Zimmer Zeichnungen (»Risse«) angefertigt werden. Je nachdem die feinsten
Hilfsmittel der Mathematik und Mechanik unter Berücksichtigung und Untersuchung der speziellen Sondergestalt unsrer Erdoberfläche
in Anwendung kommen oder nicht, unterscheiden wir höhere Geodäsie und niedere.
Insofern Längen, Höhen und Tiefen und Winkel (Horizontal-, Vertikal-, schiefe Winkel, je nach der Lage der
Winkelebene) die Elemente aller Raumgrößen sind, muß die Vermessungskunst sich auf die elementaren Operationen der Längen-,
Höhen-, Tiefenmessung und der Winkelmessung stützen. Die Eigenart der verwendeten Instrumente gibt der Vermessung das spezielle Gepräge
als Maßstabmessung (Bakulometrie), Kettenmessung, Absteckung, Meßtisch-, Kippregel-, Bussolen-, Theodolitaufnahme oder -Vermessung,
Nivellement, Barometer-, Aneroidmessung, Peilung, Lotmessung.
Den Chinesen, Ägyptern und von letztern her den Juden, Griechen lange bekannt, mußte die Vermessungskunst ihre Vervollkommnung
auf die fortschreitende Entwickelung der Mathematik und der physikalischen Hilfsmittel stützen. Eigentliche Kartierungsarbeiten,
Aufnahmen und geometrische Vermessungen kamen erst im 16. Jahrh. zur Ausführung. Die
Kartierung Roms durch Vipsanius Agrippa zu Theodosius' Zeiten, die sogen. Peutingerschen Tafeln, die Karten
Karls d. Gr. sowie die genuesischen, venezianischen Karten des 14. Jahrh., die Karten des Ptolemäos (im 16. Jahrh., nicht Atlanten,
sondern Ptolemäen genannt) und die hieran sich anschließenden Arbeiten der Niederländer noch im 17. Jahrh. haben