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Pythagoras die Identität beider erkannt haben. Da Merkur und Venus sich innerhalb der Erdbahn um die Sonne bewegen, so zeigen sie uns einen ähnlichen Wechsel der Lichtgestalt wie unser Mond; vgl. Planeten (scheinbare Bewegung der Planeten). Indessen sind diese Phasen dem bloßen Auge nicht sichtbar, und erst Galilei hat 1610 durch das Fernrohr die Sichelgestalt der Venus beobachtet. Venus hat unter allen Planeten die am wenigsten von einem Kreis abweichende Bahn; die Exzentrizität derselben beträgt nur 0,0068641 (ungefähr 1/150), der mittlere Halbmesser aber 0,723331 mittlere Erdbahnhalbmesser = 107,535,000 km oder ungefähr 14½ Mill. geogr. Meilen.
Diese Bahn durchläuft in 224,70079 Tagen oder 224 Tagen 16 Stunden 49 Minuten 9 Sekunden, sie legt also in der Sekunde durchschnittlich 4,7 geogr. Meilen zurück. Der Erde kommt sie zur Zeit ihrer untern Konjunktion näher als irgend ein andrer Planet, nämlich bis auf 5½ Mill. Meilen, während sie in der obern Konjunktion 34½ Mill. Meilen von ihr entfernt ist. Die größte Helligkeit zeigt Venus nicht zu der Zeit, wenn sie uns ihre vollständig beleuchtete Scheibe zukehrt, weil sie dann am weitesten von uns entfernt ist, auch nicht in ihrer größten Erdnähe (in der untern Konjunktion), weil sie uns hier ihre dunkle Seite zukehrt, sondern dann, wenn sie vor und nach der untern Konjunktion etwa 40° von der Sonne absteht.
Ihr scheinbarer Durchmesser ist dann nur ungefähr 40'' und die größte Breite der Lichtgestalt kaum 10''; aber die Lichtstärke ist so groß, daß sie am hellen Mittag mit bloßem Auge gesehen werden kann. Infolge der wechselnden Entfernung schwankt der scheinbare Durchmesser zwischen 9,5 und 62''; in der Entfernung Eins (mittlerer Abstand der Erde von der Sonne) beträgt er im Mittel aus den Beobachtungen von Main, Kaiser und Hartwig 17,55''. Danach ist (die Sonnenparallaxe = 8,85'' gesetzt) ihr wahrer Durchmesser = 0,992 Erddurchmesser oder 12,603 km = 1698,5 geogr. Meilen und ihr Volumen 0,976 von dem der Erde.
Die Masse der Venus beträgt 0,787 von der der Erde (1/412150 der Sonnenmasse), die mittlere Dichte 0,806 von der der Erde oder 4,5 von der des Wassers; die Schwerkraft ist daher auf der Oberfläche der Venus 0,8 von der auf der Erde, und die Fallbeschleunigung beträgt dort 7,8 m. Eine Abplattung ist bei der Venus nicht wahrgenommen worden. Aus der Beobachtung einiger matter Flecke auf der Scheibe des Planeten, namentlich aber aus der regelmäßigen Wiederkehr einer Abstumpfung des südlichen Horns der Lichtgestalt hat de Vico in Rom 1839-42 die Rotationsdauer zu 23 Stund. 21 Min. 21,93 Sek. bestimmt, ziemlich genau übereinstimmend mit dem ältern Resultat Schröters: 23 Stund. 21 Min. 19 Sek. Für die Anwesenheit einer Atmosphäre auf der Venus sprechen mehrere Umstände.
Namentlich machen das nebelartige Aussehen der bereits erwähnten Flecke und die auffallende Abnahme des Lichts nach der Lichtgrenze hin es wahrscheinlich, daß Venus von einer Atmosphäre umhüllt ist, in welcher eine sehr dichte und dicke Schicht von Kondensationsprodukten schwebt. Das Spektrum der Venus stimmt fast vollständig mit dem der Sonne überein und zeigt nicht die breiten Absorptionsbanden, welche den Spektren der obern Planeten eigen sind; nach Vogel und Lohse rührt dies wahrscheinlich daher, daß das Sonnenlicht nicht tief in die Atmosphäre der Venus eindringt, sondern größtenteils an der Wolkenschicht derselben reflektiert wird.
Auch die Thatsache, daß in der untern Konjunktion, wenn sie uns ihre dunkle Seite zukehrt, von einem zarten leuchtenden Ring umgeben erscheint, spricht für die Anwesenheit einer Atmosphäre. Nach Messungen Lymans beträgt die Horizontalrefraktion derselben 44½', ein Viertel mehr als die der Erdatmosphäre. Die von Schröter in seinen »Aphroditographischen Fragmenten« (1796) erwähnten Berge auf der Venus, die bis 5,8 geogr. Meilen Höhe erreichen sollen, hat kein späterer Beobachter wiedergefunden.
Eigentümlich und bis jetzt noch nicht genügend erklärt ist das zuerst 1712 von Derham bemerkte aschfarbene Licht, welches die unerleuchtete Seite der Venus bisweilen aussendet. Klein hat 1871 auf die Möglichkeit der Beleuchtung des Planeten durch einen Mond hingewiesen. Einen solchen wollte allerdings schon 1645 Fontana in Neapel beobachtet haben, und von Dom. Cassini (1762 und 1786), Short (1740) u. a. existieren ebenfalls vermeintliche Beobachtungen des Venusmondes, für welchen Lambert 11 Tage 5 Stunden Umlaufszeit berechnet hat.
Neuere Beobachter seit 1764 haben denselben indessen nicht gesehen. (Vgl. Schorr, Der Venusmond, Braunschw. 1875; Stroobant in den »Astronomischen Nachrichten«, Bd. 118, Nr. 2809.) Wie bei dem Merkur, so findet auch bei der Venus, wenn ihre untere Konjunktion in der Nähe eines Knotens ihrer Bahn stattfindet, ein sogen. Durchgang durch die Sonne statt, wobei der Planet in Gestalt einer kleinen schwarzen Scheibe von O. nach W. über die Sonne zieht. Zum erstenmal wurde ein solcher Durchgang beobachtet in England von Horrox und Crabtree die nächsten Durchgänge fallen auf
9. "
1882, 6. "
2004, 8. Juni
2012, 6. "
2117, 11. Dez.
2247, 11. Juni
2255, 8. "
2360, 13. Dez.
2125, 8. "
2368, 10. "
Dieselben sind deshalb von Wichtigkeit, weil ihre Beobachtung das zuverlässigste Mittel zur Bestimmung der Sonnenparallaxe und damit der Entfernung der Sonne von der Erde bildet, wie zuerst Halley 1677 bemerkt hat.