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etwas andre.« (O. Jahn.) Während die »Gedichte« anfänglich langsam, dann schneller und schneller ihren Weg ins deutsche Publikum fanden, versuchte sich Uhland auch als Dramatiker. Seine beiden dramatischen Werke: »Ernst, Herzog von Schwaben« (Heidelb. 1818) und »Ludwig der Bayer« (Berl. 1819), denen bei allen dichterischen Vorzügen die unerläßliche Lebensfülle und die Energie spannender, vorwärts drängender Leidenschaft abgehen, errangen nur einen mäßigen Erfolg. Seit 1816 begannen die politischen Kämpfe und die ausgebreiteten wissenschaftlichen Forschungen den Dichter von größern Schöpfungen abzuziehen. Uhland beteiligte sich an dem Ringen um die württembergische Verfassung und gehörte später als Abgeordneter zur Ständekammer der freisinnigen Partei an. Seine Schrift über »Walther von der Vogelweide« (Stuttg. 1822) bekundete ihn als so feinsinnigen Kenner und Forscher der mittelalterlichen Litteratur, daß der Wunsch immer lebhafter erwachte, ihn auf einem Lehrstuhl für seine Lieblingswissenschaften zu erblicken.
Mit seiner 1829 erfolgenden Ernennung zum Professor der deutschen Litteratur an der Universität Tübingen [* 1] ward dieser Wunsch erfüllt. Uhlands Lehrthätigkeit erfreute sich der reichsten Wirkung. Aber bereits 1832, als ihm die Regierung den Urlaub zum Eintritt in die Ständekammer verweigern wollte, legte er seine Professur nieder. Vor äußern Lebenssorgen namentlich auch seit seiner sehr glücklichen Ehe mit Emilie Vischer (der »Unbekannten« seiner Gedichte) völlig gesichert, teilte er fortan seine Zeit zwischen der ständischen Wirksamkeit und seinen wissenschaftlichen Arbeiten. 1839 legte er sein Mandat als Abgeordneter nieder, und erst die Bewegungen des Jahrs 1848 rissen ihn wieder aus seiner frei erwählten Zurückgezogenheit.
Als Abgeordneter zur ersten deutschen Nationalversammlung der Linken angehörig, stimmte er gegen das Erbkaisertum, hielt auf seinem Posten bis zur Auflösung der Nationalversammlung aus und begleitete noch das Rumpfparlament nach Stuttgart. [* 2] Von 1850 an zog er sich wieder ganz nach Tübingen zurück, eifrig mit der Vollendung jener wissenschaftlichen sagen- und litteraturgeschichtlichen Arbeiten beschäftigt, als deren Zeugnisse zu verschiedenen Zeiten die Schriften: »Über den Mythus von Thor« (Stuttg. 1836) und »Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder« (das. 1844, 2 Bde.; 2. Aufl., das. 1881 ff.) hervorgetreten waren.
Alle äußern Ehrenbezeigungen konsequent ablehnend, in der schlichten Einfachheit seines Wesens und der fleckenlosen Reinheit seines Charakters von allen Parteien hochgeachtet, verlebte Uhland ein glückliches kräftiges Alter und starb in Tübingen. Seine poetischen Werke wurden wiederholt als »Gedichte und Dramen« (Jubiläumsausgabe, Stuttg. 1886),
seine wissenschaftlichen, geordnet und revidiert von Adalb. v. Keller, W. Holland und Franz Pfeiffer, als »Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage« (das. 1866 bis 1869, 8 Bde.) herausgegeben. Die letztern brachten zum erstenmal jene vorzüglichen Tübinger Vorlesungen, welche Uhland zwischen 1829 und 1832 über die »Geschichte der altdeutschen Poesie«, die »Geschichte der deutschen Dichtung im 15. und 16. Jahrhundert« und die »Sagengeschichte der germanischen und romanischen Völker« gehalten hatte.
Alle diese Arbeiten lassen beim höchsten wissenschaftlichen Ernste den Dichter erkennen, welcher neben der wissenschaftlichen Methode und dem Forschereifer das künstlerische Verständnis und die feinste Mitempfindung für Volks- und Kunstdichtung, für den Zusammenhang von Dichtung und Mythe besaß. Eine Statue (von G. Kietz) wurde Uhland 1873 in seiner Vaterstadt Tübingen errichtet.
Vgl. K. Mayer, L. Uhland, seine Freunde und Zeitgenossen (Stuttg. 1867, 2 Bde.);
»Uhlands Leben«, aus dessen Nachlaß und eigner Erinnerung zusammengestellt von seiner Witwe (das. 1874);
die biographischen Schriften von O. Jahn (Bonn [* 3] 1863), Fr. Pfeiffer (Wien [* 4] 1862), Notter (Stuttg. 1863), Dederich (Gotha [* 5] 1886), Holland (Tübing. 1886), H. Fischer (Stuttg. 1887), Hassenstein (Leipz. 1887);
Weismann, L. Uhlands dramatische Dichtungen erläutert (Frankf. 1863);
Düntzer, Uhlands Balladen und Romanzen (Leipz. 1879);
Keller, Uhland als Dramatiker, mit Benutzung seines handschriftlichen Nachlasses (Stuttg. 1877).
2) Wilhelm Heinrich, Ingenieur, geb. zu Nordheim in Württemberg, [* 6] begründete 1865 das Technikum Mittweida, die erste Privatlehranstalt für Maschinentechniker, und 1868 das Technikum Frankenberg bei Chemnitz. [* 7] Für die Stärkefabrikation gab er wesentliche Verbesserungen an und errichtete eine Versuchsstation mit vollständig fabrikmäßigem Betrieb und Lehrkursus. Seit 1870 lebt er in Leipzig. [* 8] Er lieferte mehrere technische Kalender und schrieb zahlreiche technische Werke, von denen besonders hervorzuheben sind: »Handbuch für den praktischen Maschinenkonstrukteur« (Leipz. 1883-86, 4 Bde. und Supplementband);
»Die Corliß- und Ventildampfmaschinen« (das. 1879);
»Skizzenbuch für den praktischen Maschinenkonstrukteur« (2. Aufl., das. 1886);
auch redigiert er die von ihm begründeten Zeitschriften: »Der praktische Maschinenkonstrukteur« und »Wochenschrift für Industrie und Technik« (Leipzig).