Nikolai Gawrilowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1828 zu
Saratow, besuchte zuerst ein
geistliches
Seminar, studierte dann in
Petersburg,
[* 6] wo
er den Universitätskursus 1850 absolvierte, redigierte in der
Folge eine
militärische
Zeitschrift und war 1855-64 Mitarbeiter an dem »Zeitgenossen«, den
er teils mit ästhetischen, teils mit politisch-ökonomischen
Artikeln und Abhandlungen versorgte. Nebenbei veröffentlichte
er ein Werk über
Lessing (1857) und bearbeitete
AdamSmiths Werk über den Nationalreichtum unter dem
Titel:
»Grundlagen der politischen
Ökonomie« (1864). Während einer
Festungshaft schrieb
er den nihilistisch gefärbten, dabei durch
die Schilderung neuer gesellschaftlicher und staatlicher Verhältnisse ausgezeichneten Tendenzroman »Was
thun?« (2. Aufl. 1877; deutsch, Leipz. 1883), der seine
Verbannung nach
Sibirien zur
Folge hatte. Er lebt, seit 1883 teilweise
begnadigt, in
Astrachan.
(Cherokee, Tschilake), ein großes, zu der sogen. Appalachengruppe gehöriges Indianervolk
in
Nordamerika,
[* 7] bewohnt gegenwärtig, seit seiner Verpflanzung aus dem ursprünglichen Gebiet auf die Westseite des
Mississippi,
einen
Distrikt im N. und O. des Indianerterritoriums von
ca. 9,75 Mill.
AcresAreal. Das Land wird vom
Arkansas
und dessen Nebenflüssen reichlich bewässert und ist zum
Ackerbau, der fleißig betrieben wird, wohlgeeignet. Die Zahl der
Tscherokesen betrug 1853: 19,367 und 1883: 22,000
Seelen.
In den letzten Jahrzehnten haben sie auch schon einen Teil ihrer landwirtschaftlichen
Produkte flußabwärts
nach
New Orléans ausgeführt. Sie haben ihre besondern
Gesetze und eine nach dem
Muster der
Vereinigten Staaten
[* 10] eingerichtete
republikanische
Regierung mit geschriebener
Verfassung.
IhreSprache,
[* 11] für welche 1821 ein Halbindianer, Sequoyah (G. Gueß),
eine eigne syllabische
Schrift erfand, besteht aus 85 Zeichen, die zu Wörtern zusammengefügt werden,
und ist sehr wohlklingend; sie steht übrigens in der
Reihe der nordamerikanischen
Sprachen ganz vereinzelt da. Mittelglieder,
welche die
Sprache mit den
Sprachen der südlichen Nachbarn verbanden, sind verloren.
Eine
kurze
Grammatik lieferte H. C. von der
Gabelentz in
HöfersZeitschrift; auch im 2.
Bande der »Archaeologia americana« finden
sich grammatische
Notizen. Daneben haben die Tscherokesen die
englische Sprache in großem
Umfang angenommen und schon sämtlich ihre
Nationaltracht für die europäische aufgegeben. Von der
Union erhalten sie noch bedeutende Jahrgelder für ihre im O. des
Mississippi abgetretenen Ländereien; auch Handwerkswerkführer werden ihnen kontraktlich von der Zentralregierung geliefert.
ZahlreicheMissionäre arbeiten unter ihnen mit gutem Erfolg, auch ihre periodische
Presse
[* 12] nimmt einen
achtbaren Platz ein. Über die Bedeutung ihres
Namens ist man nicht im klaren. Gott nannten sie Oonawleh Unggi (»den ältesten
der
Winde«).
[* 13] Nach
Whipple
(»Report on the
Indian tribes«) hatten sie einen der christlichen
Taufe ähnlichen
Ritus, der
streng beobachtet wurde, weil sonst der
Tod des
Kindes die unvermeidliche
Folge war. Auch besitzen sie phantastische
Sagen von
einer
Sintflut, einer gehörnten
Schlange
[* 14] etc. Die Tscherokesen bewohnten ursprünglich ein großes Gebiet im Innern
von
Südcarolina,
Georgia und
Tennessee, lebten anfangs in gutem Einvernehmen mit den europäischen
Kolonisten und erkannten 1730 die
britische
Oberhoheit an.
Später kam es jedoch zu
Kämpfen zwischen ihnen und den Briten, die von beiden Seiten mit unmenschlicher
Grausamkeit geführt wurden, bis sie sich 1785 der
Oberhoheit der
Vereinigten Staaten unterwarfen. Im Jahr 1819 siedelte ein
Teil des
Volkes nach
Arkansas über, während die übrigen in
Georgia, wozu ihr Gebiet nominell gehörte,
zurückblieben.
Endlich wurden sie 1838 insgesamt genötigt, nach dem Indianerterritorium auszuwandern, wo sie ihr jetziges
Gebiet angewiesen erhielten.
(bei den Griechen
Krene genannt), Hafenstadt im asiatisch-türk.
WilajetAïdin, am Ägeischen
Meer,
Chios gegenüber,
mit mittelalterlicher
Citadelle, Rosinenhandel und
ca. 20,000 fast nur griech. Einwohnern. Bei Tscheschme wurde in der
Nacht vom 5. zum eine
Seeschlacht geliefert, in welcher die
Russen die türkische
Flotte verbrannten, die sich unvorsichtigerweise in die enge und
seichte
Bucht nach Tscheschme zurückgezogen hatte. Zum Andenken an den
Sieg gründete
Katharina II. 15 km südlich von St.
Petersburg
ein gleichnamiges Militärkrankenhaus. Im April 1881 wurde Tscheschme durchErdbeben
[* 19] arg zerstört.
die russ. Bezeichnung für die zum kaukasischen
Stamm gehörigen, von den
Georgiern Khisten
(Kisten),
von den
Lesghiern Mizdscheghen genannten
Völkerschaften, die sich selber Nachtschuoi nennen. Ihr Gebiet wird im W. undNW.
von
Daghestan, im
NO. vom obern
Terek, im N. von der
KleinenKabarda und dem Sundschafluß, im S. vom
Kaukasus, im O. vom obern
Jakhsai und Enderi begrenzt. Zu ihnen gehören namentlich die
Inguschen, Karabulaken, Thusch oder Mosok, Chewsuren, Pshawen
und die im engern
Sinn zwischen den Karabulaken und dem Aksaifluß.
Ihre Zahl beträgt etwa 161,500
Seelen.
Die
Männer zeichnen sich durch schlanken Wuchs und Körpergewandtheit aus; den
Frauen ist natürliche
Anmut eigen. Die Wohnorte,
Aul genannt, sind befestigte
Dörfer. Jedes Dorf
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