mehr
einem Königreich Etrurien umgeschaffen ward, erhielt 21. März der Infant Ludwig von Parma. [* 1] Durch den Vertrag von Fontainebleau vom zwischen Frankreich und Spanien [* 2] ward Etrurien von letzterm gegen das nördliche Portugal an Frankreich abgetreten und durch Dekret vom mit demselben vereinigt. Am erhielt Napoleons Schwester Elisa Bacciocchi den Titel einer Großherzogin von Toscana. Nach dem Sturz Napoleons I. erhielt Ferdinand 1814 Toscana zurück, dazu den ehedem zu Neapel [* 3] gehörigen Stato degli Presidj, die Insel Elba und die Anwartschaft auf die Erbfolge in Lucca. [* 4]
Ferdinand III. starb ihm folgte sein Sohn Leopold II., welcher, von seinem Minister, dem Grafen Fossombroni, unterstützt, im Sinn seines Großvaters und Vaters zu regieren sich bemühte. Straßenbauten, großartige Arbeiten zur Entwässerung der Maremmen, Erweiterung des Hafens von Livorno, [* 5] Industrieausstellungen, Reorganisation des Studienwesens zeugten von dem Eifer und der Einsicht der Regierung, durch die Toscana sich in geistiger und materieller Kultur außerordentlich hob.
Seit dem Tod Fossombronis (1844) aber machte sich bald der reaktionäre Einfluß Österreichs fühlbar. Infolge der Abdikation des Herzogs Karl von Lucca ergriff der Großherzog von Toscana, gemäß der Wiener Kongreßakte vom am von Lucca Besitz und trat Fivizzano an Modena, Pontremoli an Parma ab. Die Nachwirkungen der Pariser Februarrevolution rissen auch Toscana von dem Weg der Reform auf den der Revolution. Schon vorher, unterm 17. Febr., hatte der Großherzog eine liberale Konstitution proklamiert. Es folgten der Erlaß eines neuen Preßgesetzes (21. Mai), die Krëierung von Ministerien des Kultus und Unterrichts (5. Juni) und die Eröffnung der Kammern (26. Juni), ohne daß die revolutionäre Partei befriedigt worden wäre. Das neue Ministerium Capponi ergriff im Auftrag der Kammern strengere Maßregeln; als aber bei einem am 25. Aug. ausbrechenden Aufstand zu Livorno, wo Guerrazzi (s. d.) der Hauptführer der Bewegung war, das Militär gemeinschaftliche Sache mit den Aufständischen machte und in Florenz [* 6] selbst das Volk sich erhob, warf sich der Großherzog eingeschüchtert der demokratischen Partei in die Arme und berief ein Ministerium Montanelli-Guerrazzi, flüchtete aber nach Gaeta.
Schon 8. Febr. setzte die Deputiertenkammer eine provisorische Regierung ein, welche eine Konstituierende Versammlung von 120 Mitgliedern einberief, und proklamierte 15. Febr. die Republik. Die 25. März eröffnete Nationalversammlung übertrug am 27. Guerrazzi die exekutive Gewalt in Form der Diktatur. Gleichzeitig aber begann zu Florenz die Gegenrevolution, und dieselbe siegte mit Hilfe der herbeigezogenen Truppen und der Nationalgarden so schnell, daß bereits 11. und 12. April die Republik beseitigt war.
Von Florenz aus verbreitete sich die Gegenrevolution schnell über das Land. Eine Deputation begab sich nach Gaeta, um Leopold zur Rückkehr einzuladen; dieser ernannte 1. Mai von Gaeta aus den Generalmajor Serristori zu seinem außerordentlichen Kommissar und berief am 24. ein neues Ministerium unter der Präsidentschaft Baldasseronis. Schon 11. Mai ward nach zweitägigem Widerstand Livorno, das bisher noch Widerstand geleistet hatte, von den Österreichern unter d'Aspre besetzt, und am 25. rückten dieselben in Florenz ein.
Der Großherzog proklamierte bei seiner Rückkehr 28. Juli zwar eine umfassende Amnestie, schloß aber mit Österreich [* 7] eine Militärkonvention, der zufolge 10,000 Mann Österreicher bis auf weiteres in Toscana bleiben sollten. 1851 wurde mit Rom [* 8] ein Konkordat über Modifikation der Leopoldinischen Gesetze abgeschlossen, welches der Kirche unumschränkte Freiheit gewährte und den Staat in ihren Dienst stellte; durch Dekret vom wurde die Konstitution vom außer Geltung gesetzt und die Herstellung der unumschränkten Souveränität verkündigt.
Die österreichischen Truppen räumten Toscana erst im Frühjahr 1855. Der Ausbruch des Kriegs zwischen Österreich und Frankreich im Frühjahr 1859 riß auch Toscana in den Strudel der Begebenheiten hinein. Nachdem Leopold 24. April eine Aufforderung zum Anschluß an Sardinien [* 9] abgelehnt, brach am 27. ein Aufstand in Florenz aus, welcher den Großherzog veranlaßte, das Land zu verlassen. Es ward sofort eine provisorische Regierung eingesetzt und der König von Sardinien zum Diktator ausgerufen.
Derselbe lehnte zwar die Diktatur ab, übernahm dagegen am 30. das Protektorat über Toscana und ernannte seinen Gesandten in Florenz, Boncompagni, zum außerordentlichen Generalkommissar während der Dauer des Unabhängigkeitskriegs. Der Großherzog Leopold II. entsagte durch Abdikationsurkunde vom 21. Juli dem Thron [* 10] zu gunsten seines ältesten Sohns, Ferdinands IV., und dieser erließ sofort eine Proklamation an die Toscaner, welche Aufrechthaltung der Verfassung und Anerkennung der Rechte der Nation verhieß.
Sie verhallte aber wirkungslos. Die Landesversammlung, die 11. Aug. zusammentrat, beschloß am 16. die Thronentsetzung des Hauses Lothringen und den Anschluß Toscanas an das Königreich Sardinien. Letzterer erfolgte hierauf auf Grund der allgemeinen Abstimmung vom 11. und am 22. März. Am 16. April hielt Viktor Emanuel in Florenz seinen Einzug. Ein erschienenes Dekret Viktor Emanuels hob auch den letzten Rest der Autonomie Toscanas auf und machte dasselbe vollständig zu einem Teil des neuen Königreichs Italien. [* 11]
Die entthronte großherzogliche Familie lebt in Österreich.
Vgl. Galluzzi, Istoria del granducato di Toscana sotto il governo della casa Medici (Flor. 1787, 5 Bde., u. öfter);
Ricasoli und Ridolfi, Toscana ed Austria (das. 1859);
A. Zobi, Storia civile della Toscana dal 1737 al 1848 (das. 1850-52, 5 Bde.);
Napier, Florentine history (Lond. 1847, 6 Bde.);
v. Reumont, Geschichte Toscanas seit dem Ende des florentinischen Freistaats (Gotha [* 12] 1876-77, 2 Bde.);
v. Wurzbach, Die Großherzöge von Toscana (Wien [* 13] 1883).