Hier starb er Tiedges Dichterruf wurde begründet durch das Lehrgedicht »Urania« (Halle 1800, 18. Aufl. 1862), welches
auf Kantscher und rationalistischer Grundlage den Unsterblichkeitsglauben mit allem Feuer und aller Trivialität einer durchaus
wohlmeinenden, aber mittelmäßigen Natur in leichtflüssigen Versen vortrug und daher von der Masse der Halbgebildeten
mit Enthusiasmus aufgenommen ward. Unter seinen sonstigen Poesien haben die »Elegien und vermischten Gedichte« (Halle 1803) am
meisten Erfolg gehabt. Tiedges »Werke« gab A. G. Eberhardt heraus (4. Aufl.,
Leipz. 1841, 10 Bde.).
Vgl. Falkenstein, Tiedges Leben und poetischer Nachlaß (Leipz. 1841, 4 Bde.);
Eberhardt, Blicke in Tiedges und Elisas Leben (Berl. 1844).
Zu Ehren Tiedges erhielt eine der Unterstützung von Dichtern und Künstlern gewidmete Stiftung in Dresden den Namen Tiedge-Stiftung
(1842 gegründet, Vermögen Ende 1888: 657,000 Mk.).
von der preußischen Regierung seit etwa 25 Jahren unternommene Erdbohrungen zu wissenschaftlichen und
technischen Zwecken. Die Tiefbohrungen haben zur Kenntnis derjenigen geologischen Bildungen geführt, welche die Grundlage
der zu Tage tretenden oder durch Straßen- und Bergbau erschlossenen Formationen bilden, sie haben über das Vorkommen und die
Verbreitung abbauwürdiger Mineralien Aufschluß gegeben und manche Thatsachen, welche für die Physik der Erde von Wichtigkeit
sind, geliefert.
Während noch vor 30 Jahren das 548 m tiefe Bohrloch von Grenelle bei Paris und das 671 m tiefe bei Luxemburg
niedergebrachte als die tiefsten galten, wurden dieselben bald übertroffen durch das Bohrloch von Neusalzwerk (Öynhausen),
welches 696 m in das Erdinnere drang. Die vom preußischen Bergfiskus ausgeführten Bohrlöcher erreichten aber doppelt so
große Tiefen, und das tiefste Bohrloch der Erde wurde bei Schladebach (Provinz Sachsen, unweit Kötschau)
niedergestoßen. Es erreichte in 6 Jahren eine Tiefe von 1748,4 m, beginnt mit 280 mm Weite in Dammerde und endet mit 31 mm Weite
im Oberdevon. Die Kosten für diese Bohrarbeit beziffern sich auf 210,000 Mk., wovon allein
100,000 Mk. auf verbrauchte Diamanten zu rechnen sind.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Bunzlau, hat eine evang. Kirche, Fabrikation von Schlesischem
Porzellan und Steingut und (1885) 882 Einw.
[* ] vonGewässern (Bathometrie) wird bei geringer Tiefe mit dem Peilstab, bei größerer
mit dem Tiefenlot ausgeführt. Während die Alten sich hinsichtlich des Meers mit Schätzungen von dessen
Tiefe begnügten und annahmen, daß die größten Meerestiefen den höchsten Erhebungen der Gebirge entsprechen, fing man im
Mittelalter an,
geringere Tiefen mit der Sonde oder dem Senkblei zu messen. Die Lotleinen der Entdecker sollen nur 400 m
Länge besessen haben, 1818 aber erreichte John Roß in der Baffinsbai mit einer Tiefseezange von 6 Ztr. Gewicht den Meeresboden
bei 1970 m. In eine neue Phase trat die Tiefenmessung mit den unterseeischen Telegraphenkabeln, für welche es von großem praktischen
Interesse war, die Tiefen der betreffenden Meeresteile kennen zu lernen.
Die großartigsten Unternehmungen dieser Art wurden von der nordamerikanischen, besonders aber von der englischen Marine (Lightning-,
Porcupine-, Challenger-Expedition) ins Werk gesetzt, denen sich die deutsche Gazelle und die nordamerikanische Tuscarora anschlossen.
Die Messung größerer Tiefen erfordert besondere Apparate. Für 200-300 m genügt ein gewöhnliches Handlot, bis etwa 2000 m
ein Lot von 70-80 kg, welches mittels eines 25 mm dicken Taues herabgelassen u. wieder aufgewunden wird.
Für größere Tiefen versagen diese Apparate, es ist nicht mehr möglich, den Moment zu bestimmen, in welchem das Lot den Meeresboden
erreicht, und indem das Tau noch beständig abrollt, gelangt man zu ganz abenteuerlichen Resultaten. Größere
Sicherheit gewährte zuerst Brookes Bathometer
[* ]
(Fig. 1), dessen sich Maury bediente. Dasselbe besteht aus einer durchbohrten
Kanonenkugel A, durch welche ein Stab B mit zwei beweglichen Armen C an seinem obern Ende gesteckt ist.
Die Arme sind, wenn das Instrument hängt, nach oben gerichtet und so mit der Leine a verbunden. An zwei
Haken dieser Arme hängt ein Band b, welches um die Kugel herumgeht und sie trägt. Stößt der Stab nun auf den Meeresboden, so
klappen die beweglichen Arme zurück, und infolgedessen gleitet das Band von den Haken, und die Kugel löst sich los. Der Stab
enthält eine kleine mit Talg ausgeschmierte Höhlung und bringt daher beim Heraufziehen Grundproben mit. Zur Erlangung größerer
Grundproben besitzt der Bulldogapparat ein aus zwei klaffenden und beim Aufziehen zusammenklappenden Halbkugeln gebildetes
Maul; bei Fitzgeralds Apparat schaufelt ein durch eine Klappe sich verschließendes Kästchen die Bodenprobe auf, und bei dem
Hydrobathometer besitzt der Stab, auf welchen das durchbohrte und später sich ablösende Gewicht geschoben
wird, vier durch Ventile sich öffnende und schließende Kammern. Es sind auch Bathometer konstruiert worden, welche die erreichte
Tiefe selbstthätig registrieren, das von Massey angegebene enthält z. B. ein Schaufelrad, welches beim Sinken des Instruments
in Rotation gerät und dabei auf ein gewöhnliches Zählwerk wirkt.
Eine sehr wesentliche Verbesserung der Bathometer rührt von Thomson her, nämlich die Anwendung eines dünnen Stahldrahts
an Stelle der bisher gebräuchlichen dickern Leine, welcher im Wasser eine geringere Reibung erleidet und deshalb schneller und
sicherer fungiert. In neuerer Zeit hat man sich aber bemüht, die Lotleine ganz zu vermeiden, was auch
in vielen Fällen vortrefflich gelungen ist. Rousset hat ein Bathometer konstruiert
[* ]
(Fig. 2, S. 696), welches aus einer weiten,
starkwandigen Röhre besteht, in der sich ein Uhrwerk befindet zur Registrierung der Anzahl Um-