Gesichtshälfte oft schmerzhaft, später verlieren sich die
Schmerzen. Die Behandlung ist selten erfolgreich, man empfiehlt
den konstanten galvanischen
Strom,
Bromkalium, kräftige
Ernährung; beim Vorhandensein von
Würmern abtreibende
Mittel. -
Figürlich
bedeutet Tic
(Tick) s. v. w.
Grille, wunderliche Eigenheit.
Joseph Aloys, Opernsänger
(Tenor), geb. zu
Weckelsdorf inBöhmen,
[* 1] ging 1827 nach
Wien,
[* 2] um dort
Medizin zu studieren, widmete sich jedoch bald darauf der
Musik und fand 1830 ein
Engagement als
Chorist am Kärntnerthor-Theater.
Infolge eifriger Kunstgesangstudien unter Leitung Cicimaras konnte er 1833 in kleinern
Partien mit Erfolg auftreten und das
Jahr darauf einen
Ruf als erster
Tenor nach
Graz
[* 3] annehmen, wo er bis 1837 der Liebling des
Publikums war.
Im genannten Jahr gastierte er in
Dresden
[* 4] und fand hier solchen Beifall, daß er alsbald an der
Oper und zugleich als
Sänger
beim
Chor der katholischen Hofkirche angestellt wurde.
Hier erreichte er, angeregt namentlich durch den künstlerischen
Verkehr mit der Sängerin
Schröder-Devrient
und
RichardWagner, nachdem dieser 1842 als
Kapellmeister an die
DresdenerOper berufen war, die höchste
Stufe der Meisterschaft.
Besonders gaben ihm die Musikdramen des letztgenannten
Meisters:
»Rienzi«,
»Tannhäuser« und
»Lohengrin«, Gelegenheit, seine
Fähigkeiten nicht nur als
Sänger, sondern auch als geistvoll reproduzierender
Künstler im hellstenLicht
[* 5] zu zeigen. So wirkte er, zahlreiche Gastspiele in ganz
Europa
[* 6] abgerechnet, ununterbrochen in
Dresden bis 1870, wo er in den
Ruhestand trat. Er starb daselbst.
(spr. tittschborn),SirRoger, engl.
Baronet, geb. wanderte 1853 auf einem französischen
Schiff
[* 7] aus und kam wahrscheinlich bei dem
Schiffbruch der
Bella im April 1854 um. Seine reiche
Erbschaft wurde
den Verwandten, die sie in
Besitz genommen hatten, 1866 von einem Fleischergesellen Orton aus
Neusüdwales streitig gemacht,
der sich für den verschollenen
SirRoger Tichborne ausgab. Anerkannt von der
MutterSirRoger Tichbornes und unterstützt von
Advokaten und
Agitatoren, gelang es dem Prätendenten, die öffentliche Meinung für sich zu interessieren und einen
Prozeß gegen die
Erben einzuleiten, für dessen
Kosten seine Anhänger allmählich 60,000 Pfd. Sterl. aufbrachten.
Dieser
Prozeß, der das größte Aufsehen machte, zog sich infolge der zahlreichen weit hergeholten
Schutz- und Belastungszeugen
und der Winkelzüge derAdvokaten lange hin, Orton wurde 1872 zunächst für einen
Betrüger erklärt und 1874 wegen
doppelten
Meineids zu 14
JahrenZuchthaus verurteilt. Obwohl bei den Gerichtsverhandlungen der Tichborne-Prätendent sich als dem Verschollenen
ganz unähnlich, überdies roh und ungebildet erwies, wurde die
Agitation für ihn auch nach seiner
Verurteilung noch einige
Zeit sowohl in Tichborne-Meetings und Zeitungsartikeln als auch im
Parlament fortgesetzt. Als Orton aber 1884 aus
dem
Zuchthaus entlassen wurde, war das
Interesse für ihn erloschen.
Vgl. »Der neue
Pitaval«, neue
Serie, Bd. 10 (Leipz. 1875).
Kreisstadt im russ.
GouvernementNowgorod, an der Tichwinka (Nebenfluß des
Sjas), hat 4
Kirchen, 2 Klöster,
ein weibliches
Gymnasium und (1886) 6526 Einw., deren Hauptbeschäftigung im
Bau von Flußbarken besteht.
Kanalsystem, in Rußland, verbindet die
Wolga mit der
Newa. Die
Fahrt geht:
Newa, Ladogakanal, Sjaskanal,
Sjasfluß, Tichwinka, Eglinosee, Tichwinscher
Kanal,
[* 8]
Fluß Woltschina,
SeeSomino,
Fluß Somina, Woschsee,
Fluß Gorün, Tschagadoschtscha
^[richtig: Tschagodoschtscha],
Mologa, Wolga. Die
Länge des Verbindungssystems erstreckt sich vom
Fluß
Gorün bis zum Sjaskanal 334 km weit, die
Länge der eigentlichen
Kanäle ist 16 km. Das Tichwinsche Kanalsystem durchzieht
die
Gouvernements St.
Petersburg,
[* 9]
Nowgorod,
Jaroslaw auf einer
Strecke von 903 km. Da wegen der vielen kleinen
Seen und
Flüsse
[* 10] größere
Barken nicht passieren können, so werden mehr die wertvollern, aber leichtern
Waren transportiert,
wie
Kolonialwaren,
Getreide
[* 11] nur teilweise. Der erste
Gedanke zu diesem
System gehörte
Peter I., doch wurde es erst 1811 eröffnet.