unverdichtet entweichen dürfen. Wesentliche Verbesserungen des Leblancschen
Prozesses waren die Einführung der
Kokstürme
durch Gossage, der eisernen Zersetzungsschalen für die Sulfatöfen durch Gamble und
Lee, die rationelle Auslaugung, die
Darstellung der
kaustischen S. wesentlich durch Gossage, die der rotierenden
Öfen
[* 1] durch
Stevenson und
Williamson und die der Schwefelregeneration
durchSchaffner und
Mond,
[* 2] welche seit 1863 in regelmäßigem Betrieb vorgenommen wird. 1838 wurde der Ammoniaksodaprozeß
von
Dyer und
Hemming entdeckt, doch erhielt derselbe erst seit 1861 durch Solvay praktischen Wert und machte sich seit 1876 in
hervorragender
Weise geltend.
Vgl.
Wagner,
Regesten der Sodafabrikation (Leipz. 1866);
Lunge,
[* 3] Handbuch der Sodaindustrie (Braunschw.
1880, 2 Bde.);
Derselbe, Taschenbuch für die Soda-,
Pottasche- und Ammoniakfabrikation (das. 1883).
die Rückstände von der Auslaugung der Rohsoda, bilden eine dunkelgraue bis schwarze
Masse und bestehen
wesentlich aus
Schwefelcalcium mit überschüssigem kohlensauren
Kalk und
Ätzkalk und einer ganzen
Reihe andrer
Verbindungen,
von denen die schwefelhaltigen weitaus am wichtigsten sind.
Werden diese
Massen aufHalden geworfen, so zersetzen sie sich sehr
bald unter dem Einfluß des
Sauerstoffs und der
Kohlensäure der
Luft, und dabei steigert sich die
Temperatur
so sehr, daß der
Haufe ins
Glühen geraten kann.
Hierbei entwickelt sich dann
schweflige Säure, durch Einwirkung der
Kohlensäure der
Luft auf das
Schwefelcalcium aber wird,
namentlich bei feuchtem
Wetter,
[* 4]
Schwefelwasserstoff frei, und beide
Gase
[* 5] verpesten die
Luft in unerträglicher
Weise. Dazu sickert bei Regenwetter eine gelbe, stinkende
Lauge aus den
Haufen aus und verwüstet alles, wohin sie gelangt.
Die S. bilden daher für den Fabrikanten eine
Quelle
[* 6] großer Unannehmlichkeiten. Man hat in der verschiedensten
Weise versucht,
die S. zu verwerten; aber alleVorschläge erwiesen sich als unzureichend, bis es endlich gelang, den
in denselben enthaltenen
Schwefel, welcher der zur
Zersetzung des
Kochsalzes in die Sodafabrikation eingeführten
Schwefelsäure
[* 7] entspricht, zu regenerieren.
Schaffner überläßt die S. etwa drei
Wochen der
Oxydation durch die
Luft, um einen bestimmten Teil des
Schwefelcalciums in unterschwefligsauren
Kalk zu verwandeln. Die hierbei durch Regenwasser gebildeten
Laugen werden gesammelt. Dann laugt man die
Masse aus und unterwirft sie einer weitern und beschleunigten
Oxydation durch Einblasen von
Luft oder warmen, kohlensäurereichen
Kamingasen, worauf man abermals auslaugt. Diese beiden
Operationen werden sechsmal wiederholt, worauf ganz harmlose Rückstände
zurückbleiben, die wesentlich aus kohlensaurem und schwefelsaurem
Kalk bestehen und beim Wege- und
Eisenbahnbau,
[* 8] statt des
Kalks in der Sodafabrikation, auch zur
Darstellung von
Zement etc. benutzt werden.
Man beschickt dann den zweiten
Kessel von neuem und fährt so fort. Als Endprodukt erhält man eine Chlorcalciumlösung und
Schwefel, welcher ausgewaschen bei einem
Druck von etwa 2
Atmosphären unter
Wasser geschmolzen und vermittelst einer Gebläsemaschine
mit einem kräftigen Luftstrom einige
Stunden behandelt wird. Man gewinnt auf diese
Weise 50-60 Proz. des in den Sodarückständen
enthaltenen
Schwefels, während der
Kalk mit den restierenden 40-50 Proz.
Schwefel in Form von unzersetztem
Schwefelcalcium,
schwefelsaurem und schwefligsaurem
Kalk als neuerer unschädlicher Rückstand auftritt.
Ein neueres
Verfahren von
Schaffner und
Helbig ergibt dagegen 90-95 Proz. des
Schwefels und
ca. 80 Proz. des
gesamten in den Rückständen enthaltenen
Kalks als kohlensauren
Kalk. Die noch entfallenden Rückstände sind auf
ca. 20 Proz.
gegen bisher herabgemindert und völlig unschädlich. Zur Ausführung dieses
Verfahrens bringt man die frischen Rückstände
in eine erwärmte Chlormagnesiumlösung. Das
Schwefelcalcium wird hierbei zersetzt, und es entsteht
Chlorcalcium,
während sich
Magnesia ausscheidet und
Schwefelwasserstoff entweicht.
Man läßt die
Flüssigkeit ab, und sobald sich die gröbern Teile abgesetzt haben (welche nun den Rückstand bilden), bringt
man die Chlorcalciumlösung mit der darin suspendierten
Magnesia in einen Koksturm, in welchen am
FußKohlensäure
einströmt. Diese tritt der herabrieselnden
Flüssigkeit entgegen, und es entstehen kohlensaurer
Kalk und Chlormagnesiumlösung.
Letztere kehrt in den
Kreislauf
[* 9] zurück, während der
Kalk ausgewaschen und getrocknet wird.