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Umständen aber, nämlich bei Vermeidung von Erschütterungen und bei Abschluß der Luft, können Flüssigkeiten bis weit unter
den Schmelzpunkt abgekühlt werden, ohne zu erstarren; man sagt alsdann, die Flüssigkeit sei unterkühlt oder überschmolzen.
Stellt man ein Glas Wasser, mit einer Ölschicht bedeckt und einem Thermometer darin, bei starkem Frost ins Freie,
so kann man das Thermometer auf -8° bis -10° sinken sehen, ohne daß das Wasser gefriert;
bei einer Erschütterung aber erstarrt
die ganze Masse plötzlich, und das Thermometer steigt infolge der frei gewordenen Wärme auf 0°. Die meisten Körper dehnen
sich beim S. aus und zwar manche ganz plötzlich;
der Phosphor z. B. vergrößert beim S. seinen Rauminhalt
plötzlich um 3,4 Proz. Einige Körper aber, wie Eis und Wismut, nehmen im geschmolzenen Zustand einen geringern Raum ein als
im starren;
aus 1000 ccm Eis von 0° erhält man durch Schmelzung nur 910 ccm Wasser von 0°. Bei diesen letztern wird
der Schmelzpunkt durch äußern Druck erniedrigt, bei jenen erhöht.
Durch einen Druck von 17 Atmosphären wird z. B. der Schmelzpunkt
des Eises um 0,129° erniedrigt. - Über die technische Operation des Schmelzens s. Gießerei.
leicht schmelzbare, farbige Gläser, welche, in Pulverform und mit verdicktem Terpentin- oder Lavendelöl
angerieben, zum Malen auf Porzellan oder Glas benutzt und durch Erhitzen bis zum Schmelzen befestigt werden.
Statt des fertigen farbigen Glases benutzt man auch leicht schmelzbares, farbloses Glas und mischt dies mit dem färbenden
Metalloxyd, so daß sich das farbige Glas erst beim Schmelzen bildet. Als färbende Substanz benutzt man zu Blau meist
Kobaltoxyd und Thénards Blau, zu Gelb Antimonium diaphoreticum, zu Grün Chromoxyd und Kupferoxyd, zu Rot Eisenoxyd, zu Braun basisch
schwefelsaures Eisenoxyd mit Mangan- und Kobaltoxyd, zu Karminrot Cassius' Goldpurpur, der durch Chlorsilber rosenrot, durch Kobaltoxyd
violett nüanciert wird, zu gewöhnlichem Karminrot auch Manganoxyd, zu Weiß Zinnoxyd, zu Schwarz Iridiumschwarz oder
ein Gemisch von Kobalt-, Kupfer-, Eisen-, Manganoxyd etc.
Gefäße aus verschiedenem Material zur Ausführung von Schmelzungen, müssen hohe Temperaturen ertragen,
ohne zu sintern und zu schmelzen, dürfen bei schroffem Temperaturwechsel nicht reißen und müssen hinreichende
Widerstandsfähigkeit gegen Asche und gewisse Flußmittel, wie Bleiglätte etc., besitzen. Von thönernen Schmelztiegeln sind
bei uns die hessischen am bekanntesten. Diese werden hauptsächlich von Großalmerode und Abterode in Kurhessen in den Handel
gebracht und aus einem sehr fetten, eisen- und kalkfreien Pfeifenthon, der mit 1/3-½ grobem Quarzsand
vermischt wird, gefertigt.
Sie sind feuerfest, vertragen starke Temperaturwechsel, sind aber für manche Operationen zu porös und grobkörnig, werden
auch von Alkalien, Bleioxyd etc. leicht durchlöchert. Viel feuerfester sind die Stourbridgethontiegel, welche
man aus 2 Teilen Stourbridgethon, mit 1 Teil Koks gemengt, fertigt. Sie kommen ungebrannt in den Handel
und werden unmittelbar vor dem Gebrauch mit Koks erhitzt, indem man sie mit der Mündung nach unten in einen Ofen stellt, ganz
mit Koks umgibt und diese entzündet.
Ist
der Tiegel gebrannt, so wird er umgekehrt und ist nun zur Beschickung fertig. Man benutzt die Stourbridgetiegel
namentlich in den Messingfabriken in Birmingham. Zu metallurgischen Versuchen eignen sich besonders die Cornwalliser Tiegel,
von denen die kleinern große Temperaturunterschiede ertragen, die größern indes selbst bei vorsichtigem Anwärmen reißen.
In der Weißglut werden sie weich. Am besten von allen Thontiegeln widerstehen die Londoner S. dem Bleioxyd, doch reißen
dieselben sehr leicht.
Die Pariser Tiegel aus Thon von Andenne, mit Pulver von alten Tiegeln gefertigt, ertragen große Temperaturunterschiede, sind sehr
feuerfest und halten auch Bleiglätte. Die Schamottetiegel bestehen aus Thon, der mit Quarzsand, Schamotte und ähnlichen Körpern
vermischt ist. Für außergewöhnlich hohe Temperaturen eignen sich S. aus Kalkstein, aus Magnesia und aus
Thonerde. Die letztere bereitet man aus einem Gemisch von Thonerdehydrat mit sehr stark gebrannter Thonerde.
Auch empfiehlt man Tiegel aus Thonerde und Magnesia (Spinelltiegel), Bauxit und Gaize, einer sehr kieselreichen Felsart unter der
Kreide in den Ardennen. Sehr brauchbar sind die S. aus Speckstein, da letzterer dem Feuer widersteht, bei
langsamem Erhitzen nicht berstet und nicht schmilzt, auch von Säuren nicht angegriffen wird. Für manche Zwecke benutzt man
Tiegel aus reiner Kohle, die aber in vielen Fällen durch Graphit ersetzt werden kann. Die Graphitschmelztiegel (Ipser, Passauer Tiegel)
dienen besonders zum Schmelzen von Gußstahl, Gold, Silber, Messing und Neusilber.
Sie werden aus einem Gemisch von Graphit mit feuerfestem Thon gefertigt und kommen ungebrannt in den Handel. Auch die größten
von ihnen ertragen die plötzlichsten Temperaturveränderungen und stehen sehr gut im Feuer, bis sie endlich durch langsames
Verbrennen des Graphits dünnwandig werden. Man überzieht sie deshalb von außen mit einem Brei aus Thon
und Boraxlösung. Sehr wertvoll ist ihre Glätte, infolge deren sie sehr reinen Guß liefern. Die besten Graphittiegel kommen
aus Nürnberg, Oberzell und Hafnerzell bei Passau, Achenrain in Tirol und aus High Holborn und Battersea in England.
Porzellantiegel dienen zu chemischen Operationen, werden glasiert und unglasiert angewandt, widerstehen
den meisten chemischen Agenzien, springen aber leicht und werden vorteilhaft mit Magnesia in hessische S. eingebettet. Alkalische
Massen, welche Thontiegel zu stark angreifen, schmelzt man in gußeisernen Tiegeln. Zur chemischen Analyse benutzt man Silber-
und Platintiegel, die hohe Temperatur ertragen, aber vorsichtig behandelt werden müssen, weil sie von manchen
Substanzen stark angegriffen werden.