mehr
oder über dieser die kleine
Kesselhaube, die
Hirnkappe, getragen, hierüber kam dann für den
Kampf noch der
Topfhelm (s.
Helm,
mit Abbildung). In
Italien
[* 1] war bis zum 16. Jahrh. die
Brigantine, eine Schuppenpanzerjacke, so genannt, weil sie auch zum
Schutz
gegen den
Dolch
[* 2] der
Banditen diente, gebräuchlich. Gegen Ende des 13. Jahrh. wurden
Arme und
Beine durch
Platten von
Stahl, auch die
Brust mit einer solchen Rüstung
[* 3] bedeckt, woraus sich im
Lauf des 14. Jahrh. die
Plattenrüstung entwickelte,
so daß um 1360-1370 die ganze Blechhülle des geharnischten
Ritters vollendet war.
Eine vollständige Plattenrüstung (s. die Textfiguren 1 u. 2, S. 101, mit Erklärung der einzelnen Teile) bestand in ihrer höchsten, am Anfang des 16. Jahrh. erreichten Entwickelung aus folgenden Teilen: Den Hals schützte die mit dem Helm verbundene, aus mehreren übereinander greifenden Querschienen bestehende Halsberge. Mit der Halsberge hingen die Achselstücke zusammen; an welche sich vorn und hinten gerundete Platten anschlossen, die Vorder- und Hinterflüge. Da der rechte Vorderflug zum Einsetzen der Lanze etwas kürzer war, schützte man die Achselhöhle durch eine mit einem spitzen Stachel versehene Platte, die Schwebscheibe.
Die Armschienen bestanden aus dem Ober- und Unterarmzeug und den sie verbindenden, beweglichen Ellbogenkacheln oder Mäuseln. Die Hände wurden durch eiserne Handschuhe, die Henzen, mit mehr oder minder gegliederten Fingern geschützt, die oft sehr künstlich zu bewegen waren, wie die noch vorhandene »eiserne Hand« [* 4] des Götz von Berlichingen beweist. Brust- und Rückenstück des Harnisches waren meist aus je einem Stück geschmiedet und durch Riemen miteinander verbunden.
Eine besondere Art aus Schienen zusammengesetztes Bruststück des Harnisches nannte man wegen seiner Gestalt Krebs. [* 5] Vom Harnisch fiel zu beiden Seiten über die Oberschenkel ein aus Querschienen bestehender, beweglicher Schurz herab, den man Leib- und Hinterreifen nannte. Die Bedeckung der Beine zerfiel wie die der Arme in drei Hauptteile: die Oberschenkeldecke (Beintaschen oder Diechlinge), die Kniekachel (genouillière) oder -Kapsel und die Beinröhren oder Beinschienen für die Unterschenkel.
Daran waren die Eisenschuhe befestigt, die etwa seit 1490 vorn stumpf waren
(Bärenfüße). Mit Ausnahme des
Harnisches, der
immer schwerer zum
Widerstand gegen die
Feuerwaffen aus
Eisen
[* 6] geschmiedet wurde, fertigte man im
Lauf des 16. Jahrh. alle
Teile der Rüstung
aus beweglichen
Schienen. Bis gegen die Mitte des 16. Jahrh. wurde die Rüstung
ganz aus poliertem
Stahl, sogen. lichten
Eisen, gefertigt. Die erste Hälfte dieses
Jahrhunderts war zugleich die höchste
Blüte
[* 7] der
Plattner- oder
Harnischmacherkunst. Die
Plattner versahen
Helme und
[* 8]
Harnische mit den kunstvollsten figürlichen und ornamentalen
Darstellungen in getriebener
Arbeit und dekorierten das lichte
Eisen durch
Gravieren, Niellieren, Tauschieren,
Vergolden,
Ätzen
und
Bohren des Metalls. Für solche Prachtrüstungen
(s. Tafel,
[* 9]
Fig. 9 u.
12) zeichneten die
Plattner entweder selbst die
Entwürfe, oder sie ließen sie sich von Malern anfertigen.
Nürnberg,
[* 10]
Augsburg,
[* 11] München
[* 12] und
Innsbruck
[* 13] waren in
Deutschland
[* 14] die Hauptstätten der Plattnerkunst. - Die Rüstung
der
Pferde,
[* 15] der
Roßpanzer, war wie die des
Ritters ursprünglich aus
Leder, dann aus Kettengeflecht, bis das Streitroß gegen Ende des 15. Jahrh.
ebenfalls mit einer vollständigen
Plattenrüstung in die
Schlacht ging.
Sie bestand aus sechs Hauptteilen, dem
Kopf-,
Hals-,
Bruststück, den beiden Seitenstücken und dem Hinterstück.
Die
Beine blieben unbewehrt.
In
Deutschland wurde die Rüstung
der
Pferde erst durch
Maximilian I. eingeführt. Zu
Turnieren trug der
Ritter häufig über der Rüstung
einen
Waffenrock aus
Samt oder
Seide
[* 16] in den
Farben seiner
Dame, der durch einen schmalen
Gürtel
[* 17] zusammengehalten
wurde, während ein breiter, reichverzierter
Gurt, der Rittergürtel, links das
Schwert, rechts den
Dolch
trug.
Die Halsberge legte der Ritter zuerst an, weil an ihr der Harnisch mit Riemen befestigt wurde. Im übrigen begann das Anlegen der an den Füßen, wozu der Ritter der Hilfe des Knappen bedurfte. Der Helm machte den Schluß. Er war mit einem Falz [* 18] versehen, und dieser verband ihn direkt mit der Halsberge oder dem Ringkragen, so daß der Kopf seitlich bewegt werden konnte. Ferner hatte er Kinnstück und Nackenschirm, ersteres wurde mit einem Haken an der Halsberge befestigt und hielt so den Helm.
Kinnstück, Mundstück und Visierstück wurden gemeinschaftlich durch eine
Schraube am
Helm gehalten und
unter sich durch
Haken befestigt. Die Unterlassung dieses Einhakens bei einem
Turnier kostete
Heinrich II., König von
Frankreich, das
Leben. Eine vollständige Rüstung
wog bis 47 kg. Doch sei erwähnt, daß die größten
Rüstungen
[* 19] jener Zeit für kräftig gebaute
Männer unsrer Zeit erheblich zu klein sind. Durch die Rüstung war
der
Reiter schwer und unbehilflich, die
Pferde wegen der zu tragenden
Last zum
Chok unfähig und stürzten leicht im
Kampf. Nach
der Einführung der
Feuerwaffen kamen die
Rüstungen nach und nach außer
Gebrauch, da sie gegen die
Kugeln
der
Hakenbüchsen keine Sicherheit mehr gewährten.