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Außenseite im Sommer dunkel rostrot, im Winter braungrau, auf der Unter- und Innenseite der Gliedmaßen heller. Kinn, Unterkiefer und ein Fleck jederseits der Oberlippe sind weiß; das Gehör [* 1] ist außen etwas dunkler, innen gelblichweiß, der Spiegel, [* 2] d. h. Steiß und Hinterteil der Keulen, im Sommer gelblich, im Winter weiß; das Kalb besitzt auf rötlichem Grund kleine weiße oder gelbliche Flecke. Mehrfach kommen schwarze, weiße, silberfarbene und gefleckte Spielarten vor.
Das Reh [* 3] findet sich fast in ganz Europa, [* 4] etwa bis 58° nördl. Br., und in einem großen Teil Asiens. Es fehlt im nördlichen und mittlern Rußland u. ist in der Schweiz [* 5] bis auf einzelne Trupps ausgerottet. Es bewohnt größere Waldungen aus Laub- und Nadelholz, besonders die erstern, liebt Unterholz, junge Baumschläge mit viel Dunkel und Schatten [* 6] und tritt im Sommer oft auf die Felder heraus. In Sibirien macht es beim Wechsel der Jahreszeiten [* 7] größere Wanderungen von den Gebirgen in die Ebene und umgekehrt.
Seine Bewegungen sind sehr behend und anmutig; die Fährte [* 8] zeigt obige [* 3] Figur. Sie ist so viel kleiner als die des Hirsches, daß sich sogar ein Kapitalbock noch bedeutend geringer als ein Rotwildkalb von wenigen Monaten spürt. Das Reh springt und schwimmt vortrefflich, klettert auch, wittert und äugt sehr scharf und ist sehr schlau, vorsichtig und furchtsam. Diese letztere Eigenschaft verliert es nur, wenn es von zartester Jugend an von Menschen erzogen wurde. Es lebt meist familienweise, ein Bock [* 9] mit einer, seltener 2-3 Ricken und deren Jungen, wo es an Böcken fehlt, in Trupps von 12-15 Stücken. Im Winter vereinigen sich zuweilen mehrere Familien und leben friedlich miteinander.
Das Reh hält sich am Tag verborgen und tritt gegen Abend auf junge Schläge, Felder und Wiesen heraus, um sich zu äsen. Es nährt sich von Blättern, Knospen, [* 10] Zweigspitzen, grünem Getreide, [* 11] Kräutern etc., leckt sehr gern Salz [* 12] u. sucht reines Wasser auf. Bisweilen dringt es in Gärten ein, um Gemüse zu fressen; auch verbeißt es in Forsten und Gärten häufig genug die jungen Bäume. Der Bock wirft im Oktober oder November das Geweih ab und fegt Ende März oder im April. Die Brunftzeit währt von Mitte Juli bis Mitte August, in welcher Zeit der Bock mehrere Ricken und Schmalrehe beschlägt; aber bis zum November entwickelt sich das befruchtete Ei [* 13] in der Gebärmutter [* 14] äußerst langsam und erst von da ab in regelmäßiger Weise. Da sich nun überdies die Tiere in den Wintermonaten necken und jagen, so hat man lange von einer zweiten oder Dezemberbrunft (Afterbrunft) gesprochen.
Die Ricke geht 40 Wochen hoch beilagen und setzt an einem stillen Ort 1-3 weiß gefleckte Kälber (Kitze), welche sie nach 10-12 Tagen dem Bock zuführt. Nach 10 Monaten trennen sich die Kälber von den Eltern, und mit 14 Monaten sind sie fortpflanzungsfähig. Das junge, noch unbefruchtete Weibchen heißt Schmalreh. Das Reh liefert Wildbret, Felle, die als Decken benutzt oder gegerbt werden, Haare [* 15] zum Polstern und Gehörn; es richtet viel weniger Schaden an als das übrige Hochwild, ist aber doch überwiegend schädlich.
In der Gefangenschaft wird es sehr zahm, aber selbst in Gehegen erreicht es nie die volle Größe wie im Wald, und Böcke werden im Alter leicht trotzig und unverschämt und selbst gefährlich. Die Bezeichnung der einzelnen Körperteile sowie die Jagdarten, welche beim in Anwendung kommen, sind dieselben wie beim Rotwild. Zur Brunftzeit schießt man die Rehböcke auch beim Blatten.
Vgl. v. Dombrowski, Das Reh (Wien [* 16] 1876);
Hiltl, Das Reh (Klagenf. 1885);
Waldenburg, [* 17] Jagd u. Hege vom Reh etc. (Königsb. 1886).