1817 am
LeopoldstädterTheater
[* 1] engagiert und widmete sich nun ausschließlich und mit
Glück dem
Fach der Lokalkomik, für welches
als Dichter Aloys
Gleich, Meisl und
Bäuerle schrieben. 1823 trat er selbst als Volksdichter auf mit dem Zauberspiel »Der
Barometermacher auf der Zauberinsel«, welchem der
»Diamant
[* 2] des Geisterkönigs«, das Märchenspiel »Der
Bauer als Millionär« (1826),
das tragikomische Zauberspiel »Die unheilbringende Zauberkrone« (1829)
und »Der Verschwender« (1833) folgten. Nach
Lösung seines Verhältnisses zur
LeopoldstädterBühne, deren technische Leitung
er in den zwei letzten
Jahren gehabt hatte
(Herbst 1830), gastierte er mit seinen
Stücken auf andern deutschen
Bühnen, dazwischen auf seinem
Landgut bei Guttenstein zurückgezogen lebend. Er starb in Guttenstein durch
Selbstmord,
wozu ihn die Besorgnis, von einem tollen
Hund verwundet zu sein, trieb.
Von der selbständig erwachsenen
Wiener Volksposse ausgehend, gelang es Raimund, dieselbe nach Form und
Inhalt
zu erweitern, seinen phantasievollen, ja phantastischen Märchendramen eine ganz volkstümliche Färbung und eine poetische
Bedeutung zu geben, ohne daß darunter die
Frische und
Fülle des
Lebens im mindesten litt. Namentlich in seinen Hauptwerken:
»Der
Bauer als Millionär«, »Der Alpenkönig und der Menschenfeind«
und »Der Verschwender«, verstand
er den frischesten
Humor zum
Träger
[* 3] eines tiefen, fast wehmütigen
Ernstes
zu machen und die widerstrebenden
Elemente märchenhafter Idealdichtung und eines lokalen
Realismus völlig zu verschmelzen
und zu einheitlicher
Wirkung zu bringen. Als
Schauspieler zeichnete er sich namentlich durch meisterhafte Charakterisierung
aus. Seine »Gesammelten Werke« wurden herausgegeben von
Vogl
(Wien
[* 4] 1837, 4 Bde.; 3. Aufl.
1882) und von Glossy und
Sauer (das. 1881, 3 Bde.).
vonPennaforte, berühmter
Kanonist, geboren nach 1180 auf dem
Schloß Pennaforte in
Katalonien, widmete sich
von 1204 bis 1219 zu
Bologna dem
Studium des
Rechts, ward 1219
Kanonikus zu
Barcelona und 1222
Dominikaner. Durch
eifriges Wirken für die
Inquisition und Kreuzzugpredigen gegen die
Mauren empfahl er sich dem päpstlichen
Hof.
[* 7]
PapstGregor
IX. ernannte ihn 1230 zum
Beichtvater und Großpönitentiarius und beauftragte ihn mit der Redaktion eines systematischen,
meist aus den frühern
Dekretalen zusammengesetzten
Gesetzbuchs, welches unter dem
Titel: »Decretalium Gregorii P. IX.
libri V« bekannt ist.
Auch brachte er die kirchliche
Jurisprudenz in eine scholastisch-wissenschaftliche Form in seiner »Summa
de poenitentia« (zuerst gedruckt
Rom
[* 8] 1603, mit dem
Apparat des
Wilhelm vonRennes unter dem
NamenJohanns vonFreiburg).
[* 9] Nach
Spanien
[* 10] zurückgekehrt,
ward er 1235
Erzbischof von
Tarragona, 1238 zum Ordensgeneral ernannt, trat aber schon 1240 von diesem
Posten zurück, um sich fortan dem beschaulichen
Leben zu widmen; starb Er ward 1601 heilig gesprochen; sein
Tag
ist der 23. Januar.
Doch eroberte Raimund von St.-Gilles mit
Hilfe seines
SohnsToulouse wieder, wo er im
August 1222 im
Bann starb. Ihm folgte sein Sohn
Raimund VII., geb. 1197, der bis 1224 fast alle Besitzungen seines
Hauses wiedererobert hatte, als der König
Ludwig VIII. von
Frankreich, welchem Amauri von
Montfort seine
Rechteübertragen, gegen ihn auftrat und den
PapstHonorius bewog, die Unterwerfung
Raimunds unter die rechtgläubige
Kirche zurückzuweisen. 1229 mußte um
Frieden zu erlangen, nicht bloß
Kirchenbuße thun, sondern auch die Oberlehnshoheit
Frankreichs anerkennen und diesem einen Teil seiner Besitzungen abtreten.
Er führte nun die
Inquisition ein und verfolgte die
Ketzer aufs grausamste, wurde aber dennoch wiederholt mit dem
Bann belegt
und starb nach einer ohnmächtigen, unruhigen
Regierung in Milhaud. Mit ihm erlosch das Grafengeschlecht
von
Toulouse, dessen Besitzungen nun an die französische
Krone fielen.