eigentlich »Vielheirat«, gewöhnlich aber für
Vielweiberei
(Polygynie), d. h. eheliche
Verbindung
eines
Mannes mit mehreren
Frauen, gebraucht. In der Form der
Vielmännerei (s.
Polyandrie) war und ist die Polygamie weit seltener.
Je nach der Zahl der Individuen, welche mit einer
Person des andern
Geschlechts ehelich vereinigt sind, heißt die
Polygamie wieder
Bigamie, Trigamie etc. Die
Vielweiberei ist über ganz
Afrika
[* 1] verbreitet und bei fast allen asiatischen Völkern durch
Sitte und
Religion verstattet, dagegen wird sie in
Amerika
[* 2] unter den Indianervölkern selten angetroffen.
In der Türkei
[* 3] ist Polygamie erlaubt, doch weit seltener, als
man inEuropa
[* 4] meist annimmt; nur Wohlbemittelte
können dort mehrere
Frauen unterhalten, denn ein zahlreich bevölkerter
Harem verursacht einen großen Kostenaufwand. Der
Perser darf gesetzlich nicht mehr als vier rechtmäßige
Frauen zu gleicher Zeit haben, mit denen er
Ehe auf die Dauer verbindlich
geschlossen hat; allein er darf daneben
Weiber in unbeschränkter Zahl nehmen, die er aber nur auf eine
vertragsmäßige Zeit ehelicht.
Schon bei den alten
Hebräern kam nach
Zeugnis einiger Bibelstellen Polygamie vor, wie jedenfalls auch bei manchen andern semitischen
Völkern des
Altertums; den Mohammedanern erlaubt der
Koran
(Sure 4) ausdrücklich die
Ehe mit mehreren Weibern. Unter allen
christlichen Völkern wird aber die Polygamie durch
Kirche und
Staat verpönt (vgl.
Bigamie); nur die
Mormonen (s. d.)
lassen die
Vielweiberei gesetzlich zu und halten sie sogar mit Hinweis auf die
Vielweiberei der Erzväter für eine Gott wohlgefällige
Einrichtung.
Allerdings traten auch in
Deutschland
[* 5] zu manchen
Zeiten Anhänger der Polygamie auf
(Wiedertäufer zu
Münster
[* 6] 1533); auch suchten im 17. Jahrh.
Joh.
Lyser,
LorenzBerger u. a. durch ihre
Schriften die Polygamie zu verteidigen, letzterer insbesondere auf Anstiften des
Kurfürsten
von der
Pfalz, der zwei
Frauen nahm. Allein allgemein ist unter den zivilisierten Völkern anerkannt, daß die sittliche
Ordnung
den polygamischen
Ehen entschieden abhold sei, und daß man, namentlich im Hinblick auf den
Orient und
auf die Geschichte der morgenländischen Königshäuser, die
Vielweiberei als schlimmes soziales
Gebrechen bezeichnen müsse.
Als
Gründe für die Herrschaft der Polygamie bei vielen Völkern werden angeführt: die schnelle
Entwickelung und frühe Heiratsfähigkeit
im Zusammenhang mit dem schnellen Verblühen des weiblichen
Geschlechts und die ausdauernde Kräftigkeit
der
Männer. Allein die religiösen und ethischen
Anschauungen von der
Ehe und von der
Stellung der
Frau in der
Familie verurteilen
bei allen gebildeten
Nationen die Polygamie, deren Erneuerung vielfach nur als eine moderne Form der
Sklaverei zu betrachten ist.
die
Pariser (1629-1645, 10 Bde.), von dem Parlamentsadvokaten
GuyMichel le
Jay besorgt, gibt die vorige wieder, dazu eine syrische und eine arabische Übersetzung und
den samaritanischen
Pentateuch;
die
Londoner (Waltonsche)
Bibel (1657, 6 Bde.; Suppl.
1669, 2 Bde.), besorgt durch Brian
Walton, gibt die
Pariser Polyglotte mit abermaligen
Bereicherungen wieder.
Eine Polyglottenbibel
für den Handgebrauch (hebräisch, griechisch, lateinisch und deutsch) gaben
Stier und Theile (Bielef. 1847-54, 6
Tle.; 4. Aufl.
1875) heraus.
Verschiedene
Bilder des
Meisters enthielt die
Pinakothek der
Propyläen; den Freiermord des
Odysseus malte
Polygnotos in der Vorhalle des Athenetempels zu
Platää.
Sein bedeutendstes Werk befand sich aber in der
Lesche der Knidier zu
Delphi,
nämlich rechts an der Wand die
EroberungTrojas und die Abfahrt der
Hellenen, links
Odysseus' Besuch in der
Unterwelt.
Goethe
beschäftigte sich viel mit der Rekonstruktion desselben. In unserm
Jahrhundert entspann sich eine noch
immer unentschieden
Kontroverse, ob die Gemälde des Polygnotos Wandbilder
oder an der Wand befestigte
Tafelbilder gewesen seien; für
das letztere sind mehr
Gründe vorhanden. Die
BrüderRiepenhausen haben die delphischen
Bilder nach des
Pausanias genauer
Beschreibung
zu komponieren versucht (photolithographische Ausg., Leipz.
1884, 18Bl.), nach ihnen sind
Welcker,
Jahn u. a., neuerdings auch
Gebhardt (»Die
Komposition der Gemälde des Polygnotos in der
Lesche
zu
Delphi«,
Götting. 1872) vergeblich der
Lösung des
Problems nachgegangen. Polygnotos beseitigte die alte Steifheit und Unbeweglichkeit
in den
Figuren und verband mit genauer
Zeichnung und einfacherFarbengebung eine edle und scharfe Charakterisierung
der Gestalten. Er legte seinen
Kompositionen große geistige
Ideen zu
Grunde und wurde deshalb als Ethographos (»Charakterschilderer«)
noch von
Aristoteles hochgepriesen.
als
Substantiv s. v. w.
Vieleck (s. d.), in der Befestigungskunst das
Vieleck,
welches dem Zug
der Hauptumwallung der
Festung
[* 11] zu
Grunde liegt, auf dessen (gedachten) Seiten also die einzelnen
Fronten konstruiert sind.
Polygonalbefestigungen heißen solche, bei denen der
Hauptwall aus möglichst langen geraden
Linien
besteht (s.
Festung, S. 181 f.).
(Vieleckszahlen), die
Summen der beliebig weit fortgesetzten Zahlenreihe 1, 1 + (p - 2), 1 + 2 (p -
2), 1 + 3 (p - 2) etc. Sie gehören zu den figurierten
Zahlen (s. d.) und führen ihren
Namen deshalb,
weil ihre
Einheiten sich zu regulären ähnlichen
Polygonen zusammenstellen
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