mehr
kleine
Zehen und die
oben erwähnten
Charaktere des Unterarms und Unterschenkel, doch fehlen gewisse Eigentümlichkeiten des
Hipparion, durch welche letzteres sich mehr als
Glied
[* 1] eines Seitenastes denn als direkter
Ahn des Pferdes
kundgibt.
In den Pliocänschichten
findet sich ferner noch der Pliohippus, bei welchem schon die kleinen
Hufe der beiden seitlichen
Zehen
abgeworfen sind und auch in andrer Beziehung die Pferde
ähnlichkeit gesteigert ist. Aber erst in den obersten Pliocänschichten
tritt die
Gattung
Equus selbst auf den Schauplatz, um sich in der posttertiären Zeit über ganz
Nord- und
Südamerika
[* 2] zu verbreiten
und bald nachher, lange
vor der
Entdeckung der
Neuen Welt durch die
Europäer, auszusterben.
Die ganze
Reihe der Vorfahren des Pferdes
kennzeichnet noch eine stetige und so starke Erweiterung der Gehirnhöhle, daß
das
Gehirn
[* 3] in bedeutend stärkerm
Maß als der
Körper an
Größe zunahm.
Europa
[* 4] wurde seit dem Beginn der Diluvialperiode von
wilden Pferden
bewohnt, welche von den heutigen gezähmten Pferden
spezifisch nicht zu trennen sind.
Namentlich für Mitteleuropa läßt sich das
Pferd
[* 5] für die ganze Zeit vom Beginn der Diluvialperiode bis zur Gegenwart kontinuierlich
nachweisen.
Bei der steppenartigen
Beschaffenheit Mitteleuropas nach der
Eiszeit
[* 6] fand es hier günstigste Existenzbedingungen, und erst
mit dem Vordringen des
Waldes zog es sich nach
Osten zurück, während die zurückbleibenden
Tiere degenerierten.
Das diluviale Steppenpferd war starkknochig, dickköpfig, 1,5 m hoch, während das
Pferd der spätern
Periode nur 1,35 m erreichte
und dünne
Knochen
[* 7] besaß. Diese
Degeneration hängt offenbar mit der beginnenden Ausnutzung des Pferdes
durch
Menschen, die
noch auf sehr niedriger Kulturstufe sich befanden, zusammen und zeigt sich in ähnlicher
Weise überall
in der Geschichte
der
Haustiere.
Wurde nun das diluviale
Pferd Mitteleuropas ganz allgemein gezähmt, so gelangten doch auch durch den Handelsverkehr fremde
Pferde
,
[* 8] namentlich aus
Mittelasien, nach
Europa, und von diesen fremden Pferden
hat man sogar die jetzigen Pferde, jedenfalls mit Unrecht,
ausschließlich ableiten wollen.
Alle diese alten Pferde
waren nur klein, und erst nach der Zeit
Karls d. Gr., mit dem geschichtlichen
Auftreten der
Normannen scheint ein größerer Pferde
schlag gezogen worden zu sein, der dann allmählich bis zu dem
Londoner
Brauerpferd herangewachsen
ist.
Man kann deshalb seit der angegebenen Zeit den ältern orientalische
Typus von dem jüngern norischen
unterscheiden, und es lassen diese beiden
Typen, die allerdings selten ganz rein auftreten, charakteristische Verschiedenheiten
besonders im
Bau des
Schädels und
Beckens erkennen. Außerdem sind die Horngebilde, wie
Haare
[* 9] u. Hornwarzen, dicker, dichter,
erstere auch gekräuselt beim norischen
Pferd, während bei dem orientalische Pferde
das
Haar
[* 10] dünn, fein
und schlicht ist und die Hornwarzen klein sind.
Eine
Einteilung in zwei
Klassen läßt sich indessen auf diese Unterschiede hin deshalb nicht gut durchführen, weil eben der
norische
Typus sich kaum ganz unvermischt erhalten hat u. vielfach mit dem orientalische durchkreuzt
worden ist, seitdem mit dem Aufhören des Rittertums das schwerere norische
Pferd seine erlangte Bedeutung
wieder verloren hatte. Damals, zur Zeit des Rittertums, war der Streithengst, welcher bis 400 Pfd.
Gewicht zu tragen hatte, Existenzbedingung und
Mittel zur Standesbevorzugung; mit der
Erfindung des
Pulvers u. dem Aufhören
der
Turniere fanden schwere Pferde keine Verwendung mehr, da die
Kutschen noch nicht in allgemeine
Aufnahme
gekommen waren, der
Ackerbau nur den
Boden ritzte und auch der
Reiter nun schnell und gewandt sein mußte. Es macht sich deshalb
der Einfluß des orientalischen Pferdes
in allen Züchtungen mehr oder weniger geltend.
Der Verbreitun
gsbezirk des Pferdes
als
Haustier erstreckt sich jetzt fast über die ganze von
Menschen
bewohnte Erdoberfläche. Merkwürdigerweise haben gerade die
Erdteile, die das
Pferd erst von
Europa erhalten haben, wie
Amerika
[* 11] und
Australien,
[* 12] in der
Vermehrung desselben sehr große Fortschritte gemacht, so daß
Humboldt die Zahl der auf den
Pampas
Südamerikas
frei umherschweifenden Pferde auf 3 Mill. angeben konnte. In
Australien sind verwilderte Pferde zu einer Landplage
für den
Farmer geworden.
Haar und
Alter des Pferdes.
Man unterscheidet das braune, rote
(Fuchs),
[* 13] falbe
(Isabelle), schwarze und weiße
Haar (bei weiß gebornen
Schimmeln) und von
gemischten
Haaren das Stichelhaar, das unveränderte und veränderliche Schimmelhaar, das Tigerhaar und das
gescheckte
Haar. Die Haarfärbung
verändert sich periodisch beim jährlich wiederkehrenden Haarwechsel und all-