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Wiener Kongreßakte von 1815 kamen die Herzogtümer Parma, [* 1] Piacenza und Guastalla als souveränes Eigentum an die bisherige Kaiserin von Frankreich, die Erzherzogin Marie Luise, jedoch mit der 1817 hinzugefügten Bestimmung, daß die Herzogtümer nach dem Tode derselben an die in Lucca [* 2] herrschenden Bourbonen, die Nachkommen des Königs Ludwig von Etrurien, fallen sollten. Als sie daher starb, fiel das Herzogtum an den bisherigen Herzog von Lucca, Karl II. Ludwig von Bourbon.
Sogleich nach dem Übergang des Landes an den Herzog Karl hatten die Bewohner Parmas an denselben eine Adresse abgehen lassen, welche die dringende Bitte um verschiedene notwendige Reformen enthielt. Als Antwort erfolgte von seiten des Herzogs ein noch engerer Anschluß an Österreich, [* 3] und ein Korps ungarische Truppen besetzte das Land Nachdem 19. März vergebens Entfernung der Truppen und freie Institutionen begehrt worden waren, brach 20. März eine Revolution aus, die den Herzog zur Nachgiebigkeit zwang.
Das seitherige Ministerium wurde entlassen, und alle Forderungen des Volkes wurden bewilligt, worauf der Herzog, nachdem er noch eine Regentschaft eingesetzt hatte, 19. April das Land verließ. Als Karl Albert von Sardinien [* 4] sich an die Spitze der italienischen Bewegung stellte und Österreich den Krieg erklärte, schloß sich auch Parma durch Proklamation vom an Sardinien an und wurde von salinischen Truppen besetzt. Infolge des Waffenstillstands vom zwischen Sardinien und Österreich mußte sich ersteres verdichten, Modena sowie Parma und Piacenza zu räumen, u. 12. Aug. nahm der österreichische Feldzeugmeister Baron d'Aspre wieder Besitz von Parma. Nach Kündigung des Waffenstillstand erklärte sich der Magistrat der Stadt Parma 16. März für die Einverleibung in Sardinien, und es rückten abermals Sardinier unter dem General Lamarmora in Parma ein.
Allein nach der Schlacht von Novara (23. März) mußte sich Sardinien verpflichten, Parma zu räumen, worauf bereits 6. April die Österreicher wieder einrückten. Inzwischen hatte Herzog Karl II. Ludwig zu gunsten seines Sohns Karl III. die Regierung niedergelegt, der im August 1849 dieselbe antrat und sofort die schärfste Reaktion begann. Alle Teilnehmer am Aufstand wurden bestraft. Schwer Gravierte wurden nach einem kurzen Verfahren hingerichtet, andre ausgepeitscht. Das Land erhielt darauf eine strenge Polizei und eine österreichische Besatzung. Die Citadelle von Parma ward zur Festung [* 5] umgewandelt. Am ward Herzog Karl von einem Meuchelmörder so gefährlich verwundet, daß er tags darauf verschied, worauf sein älterer Sohn, Robert (geb. als Herzog proklamiert wurde. Da derselbe noch minderjährig war, übernahm seine Mutter Luise Bourbon, Schwester des Grafen Chambord, die Regierung. Am verließen die Österreicher das Herzogtum, nur Piacenza blieb vertragsmäßig von ihnen besetzt.
Beim Ausbruch der italienischen Bewegung von 1859 forderte das Volk in Parma sofort Anschluß an Sardinien. Als 30. April selbst die Offiziere der Truppen Parmas die Regentin ersuchten, offen gemeinschaftliche Sache mit Viktor Emanuel zu machen, verließ dieselbe, um ihre Neutralität bewahren zu können, mit ihrem Sohn das Land und begab sich nach Mantua. [* 6] Kaum war sie abgereist, als sich der größte Teil der Truppen und fast die gesamte Bevölkerung [* 7] für die unmittelbar Vereinigung mit Sardinien erklärten.
Nur ein kleiner Teil des parmesanischen Truppenkorps war für die Aufrechterhaltung der Selbständigkeit und rief 4. Mai die Herzogin zurück. Dieselbe leistete der Aufforderung sofort Folge und ließ die Nationalgarde entwaffnen, suchte aber im übrigen ihre Neutralität streng zu wahren. Ein Teil des Herzogtums empörte sich jedoch und ward im Namen Viktor Emanuels vom General Ribotti besetzt. Am 27. Mai flüchteten die Kinder der Herzogin nach der Schweiz, [* 8] und als die Österreicher nach der Schlacht bei Magenta Anstalt trafen, Piacenza zu räumen, entband jene 9. Juni ihre Truppen des Eides der Treue und reiste noch an demselben Tag nach der Schweiz ab. Die bereits 8. Juni der Stadt Parma konstruierte revolutionäre Behörde wählte hierauf eine provisorische Regierung von drei Mitgliedern, und diese ersuchte nun Viktor Emanuel, die Regierung des Herzogtums zu übernehmen.
Bereits 16. Juni kam der von der sardinischen Regierung ernannte Gouverneur an. Die allgemeine Volksabstimmung in Parma über die Vereinigung mit Sardinien ergab 63,403 Stimmen dafür und 506 dagegen, und durch Dekret vom erfolgte hierauf die Einverleibung Parmas in das neue Königreich Italien. [* 9] Die Herzogin Luise starb Herzog Robert mit seiner Familie wohnt in Rom [* 10] oder auf Schloß Wartegg im schweizerischen Kanton [* 11] St. Gallen.