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kleine Orchester begreift sämtliche Hauptgattungen der Musikinstrumente in sich: Streichinstrumente, Holz- und Blechblasinstrumente und Schlaginstrumente (Pauken);
nur in der Stärke der Besetzung sowie besonders in der Anzahl der angewendeten Arten von Blasinstrumenten unterscheiden sie sich.
Das kleine Orchester besteht außer dem Streichquintett (ersten und zweiten Violinen, Bratschen, Cellos und Bässen) aus 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten (die sogar manchmal fehlen, z. B. in der G moll-Symphonie von Mozart), 2 Fagotten, 2 Hörnern, 2 Trompeten und 2 Pauken (die auch manchmal fehlen). Welche Fülle verschiedener Klangfarben mit diesen bescheidenen Mitteln erzielt werden kann, beweisen die Symphonien von Haydn, Mozart und Beethoven hinlänglich. Treten zu den genannten noch 2 weitere Hörner und 3 Posaunen hinzu, so heißt das Orchester schon das große; es ist (mit oder ohne Pickelflöte) das eigentliche Symphonieorchester, wie es nicht nur Beethoven in seinen größern Symphonien, sondern auch die nachbeethovenschen Symphoniker (Schubert, Mendelsohn, Schumann, Gade, Brahms, Volkmann, Raff, Dietrich u. a.) bis auf den heutigen Tag festgehalten haben.
Erheblich erweitert ist dagegen das große der neuern Oper, der neuern Messe, überhaupt der neuern Chormusik mit Orchester und der Programmsymphonien. Das Streben nach Charakteristik des Ausdrucks, nach Individualisierung verschiedenartiger Personen, nach täuschender Tonmalerei etc. hat die Komponisten veranlaßt, für alle diese Arten illustrierender Instrumentalmusik immer neue Klangfarben aufzusuchen, und so finden wir denn neben den bereits genannten Instrumenten noch: Englisch Horn, Baßklarinette, Kontrafagott, Baßtuba, Harfe, große und kleine Trommel, Becken, Triangel, Glockenspiel (Stahlharmonika, Lyra) etc. Auch eine besonders starke Besetzung der einzelnen Arten von Instrumenten fordert manchmal der Komponist zur Erzielung eines außergewöhnlichen Effekts.
Hector Berlioz verlangt für das Tuba mirum seines riesengroßen »Requiem« folgende Besetzung: 4 Flöten, 2 Oboen, 2 C-Klarinetten, 8 Fagotte, 4 Hörner in Es, 4 Hörner in F, 4 Hörner in G, 4 Cornets à pistons in B, 2 F-Trompeten, 6 Es-Trompeten, 4 B-Trompeten, 16 Tenorposaunen, 2 C-Ophikleiden, 2 B-Ophikleiden, eine Monster-Ophikleide à pistons, 8 Paar Pauken, 2 große Trommeln und ein sehr stark besetztes Streichorchester (18 Kontrabässe). Diese ungeheuerliche Anforderung steht allerdings einzig in ihrer Art da. Das großartigste Opernorchester ist das Wagners in den »Nibelungen«; er verlangt außer dem Streichorchester: 3 große Flöten, eine Pickelflöte, 3 Oboen, ein Englisch Horn, 3 Klarinetten, eine Baßklarinette, 3 Fagotte, 8 Hörner, eine Tenortuba, 2 Baßtubas, eine Kontrabaßtuba, 3 Trompeten, eine Baßtrompete, 2 Tenorposaunen, eine Baßposaune, eine Kontrabaßposaune, 2 Paar Becken, Triangel, große und kleine Trommel.
In den frühern Opern beschränkt sich Wagner in der Vergrößerung des Symphonieorchesters auf die dreifache Besetzung der Holzbläser und Trompeter sowie die Einführung von Englisch Horn, Baßklarinette, Baßtuba, Harfe und Schlaginstrumenten. Bei den andern Opernkomponisten fällt auch noch die dreifache Besetzung der Holzbläser und Trompeten fort. Das Orchester, für welches Haydn und Mozart ihre symphonischen Werke schrieben, wies nur wenig Blasinstrumente auf (das oben spezifizierte kleine Orchester); doch wußte gerade Haydn dieselben so zu individualisieren und ihre besondere Klangfarbe so geschickt zu verwerten, daß er zuerst der reinen Instrumentalmusik rechtes Leben gab und das Orchester zu einem Wettstreit verschieden redender und empfindender Einzelwesen umschuf.
Mozart und Beethoven gingen nun seinen Weg weiter, jeder nach seiner Eigenart andern Empfindungen und Stimmungen Ausdruck gebend. Heute verrät das deutsche Orchester (wenn wir das Wagners, Liszts und ihrer Jünger so nennen dürfen) wieder die Vorliebe der Deutschen für die Blasinstrumente; wir sind nach der richtigen Bemerkung des Franzosen H. Lavoix, der die erste Geschichte der Instrumentation geschrieben hat (1878), auf dem Weg zur Wiederherstellung (mutatis mutandis) der Verhältnisse des 16. und 17. Jahrh., wo jedes Instrument in drei oder vier verschiedenen Großen existierte, in Sopran- (Alt-), Tenor- und Baßlage.
Wir haben heute die Flöte in zweierlei Größe, die Oboe in Sopran- und Altlage (Englisch Horn), die Klarinette in Sopran-, Alt- und Baßlage, das Fagott in Baß- und Kontrabaßlage, neben der Trompete die Baßtrompete, neben der Baßtuba die Tenortuba etc. Der Unterschied ist nur, daß wir alle diese Instrumente zu einem kolossalen Instrumentalkörper vereinigen, während man im 16. Jahrh. fast nur vierstimmig mit Instrumenten derselben Familie musizierte. Vgl. Instrumentalmusik.