Auch befinden sich unter den südgermanischen Gräberfunden der ältern
Eisenzeit (z. B. im römisch-germanischen
Museum zu
Mainz)
[* 7] als Ohrschmuck dienende
Gold- und Bronzeringe mit ungemein zierlichen
Ornamenten, deren Geschmacksrichtung
auf etrurische Herkunft deutet. Bei den Griechen kamen die Ohrringe und Ohrgehänge nur als
Schmuck des weiblichen
Geschlechts vor.
Bei den
Römern kannten die
Matronen schon zu Coriolans Zeit die Ausschmückung der
Ohren; das männliche
Geschlecht verachtete
in der frühern Zeit dieselbe als weichlich. Ohrringe und Ohrgehänge von
Bronze, Gold
[* 8] und
Silber, mit edlen
Steinen
besetzt, sind in
Griechenland,
[* 9]
Kleinasien, in der
Krim
[* 10] und in
Italien
[* 11]
(Pompeji,
[* 12]
Etrurien) in großer Zahl gefunden worden.
Die Griechen gaben den Ohrringen eine edle, künstlerische Form, oft solche von menschlichen und Tierfiguren
(Schlangen).
[* 13] Am gewöhnlichsten war die noch heute übliche Form der
Bommel. In der römischen Kaiserzeit hatte man
bereits Ohrgehänge, die ganz aus edlen
Steinen oder aus einer großen oder mehreren kleinen
Perlen bestanden. Altrömische
und etruskische Ohrgehänge werden jetzt nach dem Vorgang von Castellani in
Rom
[* 14] überall nachgebildet. Die Sklaven trugen
in dem durchbohrten
Ohr
[* 15] einen
Ring, entweder weil sie dieseSitte aus ihrer
Heimat mitbrachten, oder als
Abzeichen der
Sklaverei.
Sowohl im
Mittelalter als in unsrer Zeit hat die
Mode das Tragen der Ohrringe unter den zivilisierten Völkern beim männlichen
Geschlecht,
die
Italiener und
Franzosen etwa ausgenommen, größtenteils verbannt; beim weiblichen dagegen wird auf die Kostbarkeit, Feinheit
und Zierlichkeit diesesSchmuckes nach wie vor ein besonderer Wert gelegt, wobei sowohl
Gold und
Silber
als edle
Steine,
Perlen,
Korallen,
geschnittene Steine, Muschelkameen etc. bevorzugt werden. Seit dem Aufschwung der
Kunstindustrie
werden so ziemlich alle
Muster der Vergangenheit und des volkstümlichen
Schmuckes (nordisches und italienisches
Gold- und Silberfiligran,
Emailschmuck der
Renaissance, orientalischer Münzenschmuck etc.) nachgebildet. Im
Orient und bei den Völkern,
bei denen sich noch die sogen.
Nationaltracht erhalten hat
(Schweden,
[* 16] Norwegern,
Holländern,
Bretonen,
Russen,
Schweizern, Italienern,
Ungarn)
[* 17] wird mit Ohrringen ein großer
Luxus getrieben. Vgl.
Schmuck (nebst Tafel).
BeimMenschen (s.
Tafel »Mundhöhle
[* 18] etc.«,
[* 19]
Fig. 1) liegt sie zu beiden Seiten des
Gesichts vor und unter dem
Ohr und reicht vom Jochbogen bis fast zum Kieferwinkel herab,
hat eine platte, fast dreieckige Gestalt und ein
Gewicht von 20-30 g. Ihr Ausführungsgang (ductus Stenonianus) dringt durch
den Backenmuskel und die Backenschleimhaut hindurch, um in der Mundhöhle gegenüber dem ersten bis zweiten
obern Backenzahn auszumünden;
(Parotitis).
Entzündungen der Mundschleimhaut pflanzen sich nicht selten auf die
Speicheldrüsen
und
besonders auf die
Ohrspeicheldrüse fort. Die idiopathische oder spontane Ohrspeicheldrüsenentzündung (Bauerwetzel,
Mumps,
Ziegenpeter,
Parotitis
polymorpha) tritt epidemisch, seltener in vereinzelten
Fällen auf.
Kinder in den ersten Lebensjahren und
Greise pflegen verschont zu bleiben, das männliche
Geschlecht häufiger zu erkranken als das weibliche.
Den örtlichen
Erscheinungen geht häufig ein leichtes
Fieber voraus. Das Allgemeinbefinden ist gestört, es sind Hinfälligkeit,
Kopfschmerz, Appetitmangel, unruhiger
Schlaf und ähnliche
Symptome vorhanden. Nachdem das
Fieber 2-3
Tage angedauert hat, bildet
sich in der Gegend des
Ohrläppchens eine Geschwulst, welche sich schnell über den
Backen und bis zum
Hals ausbreitet und anfangs
nur eine Seite des
Gesichts einnimmt. Die Geschwulst ist ziemlich fest, die sie überziehende
Haut
[* 20] blaß oder nur schwach gerötet.
Die Anschwellung ist von einem spannenden und drückenden, nicht sehr heftigen
Schmerz begleitet. Das
Gesicht
[* 21] ist dabei auffallend entstellt, die
Bewegungen des
Kopfes sind gehindert, der Kranke vermag den
Mund nur wenig zu öffnen
und hat
Beschwerden beim Sprechen,
Kauen und
Schlingen. Die Speichelabsonderung ist unverändert. Häufig ist die Ohrspeicheldrüsenentzündung doppelseitig,
und die gleiche Schwellung zeigt sich dann nach einiger Zeit auch auf der andern Seite der
Wange. Gegen
den fünften oder sechsten
Tag beginnt die Geschwulst sich zu verlieren, das
Fieber verschwindet gänzlich, und nach 8-10
Tagen
hat das
Gesicht wieder seinen normalen
Ausdruck angenommen.
Weit seltener wird um den fünften oder sechsten
Tag, unter heftiger
Steigerung des
Fiebers, die Geschwulst
schmerzhafter, härter, stärker gerötet, und es bilden sich Eiterherde in derselben, welche nach außen oder in den äußern
Gehörgang durchbrechen. Merkwürdigerweise schwillt zuweilen eine
Hode nebst dem
Hodensack im Verlauf der Ohrspeicheldrüsenentzündung entzündlich
an. Die
Entzündung dieser Teile pflegt einen ebenso günstigen Verlauf wie die Ohrspeicheldrüsenentzündung selbst
zu nehmen und nach wenigen
Tagen zu verschwinden.
Manchmal scheinen die Ohrspeicheldrüsenentzündung und die Hodenschwellung förmlich abzuwechseln; erstere verschwindet,
während sich letztere entwickelt, und umgekehrt. Bei den Weibern schwellen die äußern
Schamteile und die
Brüste an, und
Schmerzen in der Gegend des einen oder andern
Eierstocks lassen schließen, daß auch letztere leicht entzündet
sind. Der Zusammenhang zwischen diesen
Krankheiten ist ganz unbekannt. Da die idiopathische Ohrspeicheldrüsenentzündung meist von selbst heilt, so
hat man nichts andres zu thun, als den Kranken während der Dauer des Übels vor Schädlichkeiten zu bewahren und etwanige
Unregelmäßigkeiten in der
Verdauung und Stuhlentleerung zu regulieren.
Der Kranke muß das
Zimmer hüten, die Geschwulst ist mit
Watte oder einem
Kräuterkissen zu bedecken, und
die
Diät muß eher knapp als reichlich sein. Wenn größere
Härte der Geschwulst, vermehrte
Empfindlichkeit derselben und
die
Steigerung des
Fiebers den Übergang in
Eiterung befürchten lassen, so kann man denselben durch Ansetzen von
Blutegeln zu verhüten suchen. Ist es zur
Eiterung gekommen, so macht man warme
Umschläge und eröffnet die
Abscesse frühzeitig
mit dem
Messer,
[* 22] damit es nicht zu größern Zerstörungen der
Drüse komme.
Die metastatische (bösartige) Ohrspeicheldrüsenentzündung kommt im
Gefolge schwerer Krankheitsprozesse, namentlich des
Typhus und
Wundfiebers, vor.
Seltener wird sie im Verlauf des Choleratyphoids, der Jauchevergiftung des
Bluts, des
Kindbettfiebers,
der
Masern,
Pocken, der
Ruhr oder als Begleiterin schwerer
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