vormalige Kaiserin von Frankreich, Marie Luise, in die Bäder von Aix und auf ihren Reisen durch die Schweiz, vertrat auch auf dem
Wiener Kongreß die Interessen dieser Fürstin und ward zu ihrem Oberstallmeister sowie zum Oberkommandanten der
Truppen von Parma ernannt. Nach dem Wiederausbruch des Kriegs im Frühjahr 1815 zwischen Österreich und
Neapel übernahm er das Kommando des 1. Armeekorps, zog 21. Mai Neapel ein und befehligte bis 25. Juni als Militärgouverneur daselbst,
worauf er das Kommando in den von den Österreichern besetzten franz. Departements Gard, Ardèche und Hérault übernahm.
Sodann trat er seinen Dienst als Oberstallmeister der Erzherzogin Marie Luise wieder an und ward von derselben 1816 zum
Oberhofmeister und Minister des Auswärtigen sowie im folgenden Jahr vom Kaiser Franz zum k. k. Wirklichen Geheimen Rat ernannt.
Er starb in Parma. Neipperg war seit 1821 mit Marie Luise in morganatischer Ehe verbunden; dieselbe
gebar ihm zwei Kinder, von denen der überlebende Sohn Wilhelm Albrecht, Graf von Montenuovo, geb. 1864 zum Fürsten
von Montenuovo erhoben wurde.
Sein ältester Sohn aus erster Ehe, Alfred August Karl Franz Camillus, Graf von Neipperg, geb. war seit 1842 mit der Prinzessin
Maria Friederike Charlotte von Württemberg vermählt und starb Gegenwärtiger Standesherr ist
sein zweiter Sohn, Graf Erwin, geb. österreichischer General der Kavallerie, 1866 Befehlshaber der österreichischen
Truppen beim 8. Bundesarmeekorps, mit denen er das Gefecht bei Aschaffenburg 14. Juli verlor, jetzt Mitglied des österreichischen
Herrenhauses.
[* ] (Neisse), Name dreier hauptsächlich der preuß. Provinz Schlesien angehöriger Flüsse:
1) Die Lausitzer oder Görlitzer Neiße, Nebenfluß der Oder, entspringt oberhalb Reichenberg in Böhmen, 345 m ü. M., tritt südlich
von Zittau nach Sachsen und bei Radmeritz nach Schlesien über und mündet nach einem Laufe von 225 km bei Ratzdorf im Kreis
Guben in der Provinz Brandenburg 32 m ü. M. in die Oder. Sie ist auf 53 km flößbar, auf 15 km
schiffbar. Ihre bedeutendsten Zuflüsse sind: die Wittich, Lubis und Mandau. -
2) Die Glatzer oder Schlesische Neiße entspringt am Glatzer Schneegebirge, fließt nördlich an Habelschwerdt und Glatz vorbei, durchbricht
dann das Glatzer Gebirge im Warthapaß und wendet sich östlich nach Neiße, hierauf nördlich nach Michelau,
endlich nordöstlich und mündet unterhalb Schurgast auf der Grenze der Regierungsbezirk Oppeln und Breslau nach einem Laufe von 195 km, 138 m ü. M.,
in die Oder. Sie ist flößbar und von Löwen ab (15 km) schiffbar. Ihre bedeutendsten Nebenflüsse sind:
rechts die Wölfel, Glatzer Biele, Neißer Biele und Falkenberger Steine;
links die Weistritz, Glatzer Steine und Pause.
Die Neiße ist
fischreich, richtet aber durch Überschwemmung oft große Verheerung an. -
3) Die Wütende Neiße, ein Nebenfluß der Katzbach (s. d.).
Kreisstadt und Festung im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, in fruchtbarer Gegend am Einfluß
der Biele in die Glatzer Neiße, Knotenpunkt der Linien Kosel-Kamenz und Neiße-Brieg der Preußischen Staatsbahn, 185 m ü. M., besteht
aus der eigentlichen Stadt auf dem rechten und der Friedrichsstadt auf dem linken Ufer der Neiße. Als Festung ist Neiße namentlich
seit der Aufgabe von Kosel und Schweidnitz von großer
Wichtigkeit. Die Umwallungen der eigentlichen Stadt
sind im NO., am Bahnhof, weiter hinausgerückt worden, wodurch die Stadt Raum zu weiterer Ausdehnung gewonnen hat.
Die Straßen sind größtenteils breit und freundlich, der Marktplatz groß. Neiße hat 2 evangelische und 7 kath.
Kirchen (unter letztern die 1430 vollendete herrliche Jakobikirche mit einem sehr hohen, von schlanken
Pfeilern getragenen Schiff, die Kreuzkirche und die von den Jesuiten 1688 erbaute Gymnasialkirche, eine neue evang. Garnisonkirche
ist [1887] im Bau), eine Synagoge, ein Rathaus mit 88 m hohem Turm, ein neues Stadthaus, schöne Schulhäuser, einen ehemaligen
bischöflichen Palast und ein Denkmal Eichendorffs.
Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit der Garnison (ein Infanteriereg. Nr. 23, 2 Infanteriebat. Nr.
63, eine Abteilung Feldartillerie Nr. 21, ein Bat. Fußartillerie Nr. 6, ein Pionierbat. Nr.
6.) auf 21,837 Seelen, meist Katholiken. In industrieller Hinsicht sind nur einige Wassermühlen, Maschinenfabriken etc. anzuführen.
Wichtig dagegen sind die Wochenmärkte und der Handel mit Landesprodukten; auch der Gemüsebau in der fruchtbaren
Gegend ist erheblich. Neiße ist Sitz des Stabes der 12. Division, der 23. und 24. Infanterie- und der 12. Kavalleriebrigade, einer
Festungskommandantur, eines Landgerichts, einer Reichsbanknebenstelle und hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine Kriegsschule,
ein Theater, ein Priesterhaus für alte katholische Geistliche (Domus emeritorum), ein großes Hospital,
ein Kloster der Grauen Schwestern etc. Zum Landgerichtsbezirk Neiße gehören die acht Amtsgericht zu Falkenberg, Friedland, Neiße, Neustadt,
Oberglogau, Ottmachau, Patschkau und Ziegenhals. - Neiße soll im 10. Jahrh. erbaut worden sein und wurde nachher Hauptort
des gleichnamigen Fürstentums, welches 1199 in den Besitz des Bistums Breslau überging. Es erhielt schon 1350 durch
Bischof Przeclaw Mauern, hinter welchen die Bewohner 1428 den Hussiten tapfern Widerstand leisteten.
Während des Dreißigjährigen Kriegs ward die Stadt dreimal feindlich besetzt: 1621 vom Markgrafen Johann Georg von Jägerndorf, 1632 von
den Sachsen und 1642 von den Schweden unter Torstensson. Im ersten Schlesischen Krieg 1741 von den Preußen
belagert, hielt sie sich trotz des heftigen Bombardements (13.-21. Jan.) und kam erst 1. Nov. durch Kapitulation in preußischen
Besitz. Friedrich d. Gr. legte 1743 den Grundstein zu dem Fort Preußen sowie zu der nach ihm benannten Friedrichsstadt. 1758 wurde
Neiße zwar von den Österreichern unter General de Ville belagert, die Belagerung jedoch bei dem Herannahen Friedrichs d. Gr. aufgehoben.
Einige Jahre später hatte Kaiser Joseph II. hier mit Friedrich d. Gr. eine Zusammenkunft. Am begann
der französische General Vandamme die Belagerung der Stadt und zwang sie 16. Juni zur Kapitulation.
Vgl. Kastner,
Urkundliche Geschichte der Stadt Neiße (Neiße u. Bresl.
1854-1867, 3 Bde.);
Schulte, Beiträge zur Geschichte von Neiße (Neiße 1881);
Mücke, Führer durch Neiße (Freiw. 1887).
Das ehemalige Fürstentum Neiße, mit einem Areal von 2120 qkm (38,5 QM.), umfaßte die Städte Neiße, Grottkau,
Patschkau, Ottmachau, Ziegenhals, Weidenau, Zuckmantel, Jauernig und Freiwaldau und kam 1201 durch Schenkung an das Bistum Breslau. 1344 erwarb
der Bischof Przeclaw durch Kauf auch das Grottkauer Gebiet. Seit 1810 alle geistlichen