worauf er sich über Brüssel nach seinem Landgut Coppet begab. Das Bekanntwerden dieses Schrittes der Hofpartei führte den
Aufstand in Paris (12. und 13. Juli) und die Erstürmung der Bastille (14. Juli) herbei, infolgedessen sich der König genötigt sah,
den verabschiedeten Minister zurückberufen. Als Necker nach langem Zögern nach Paris zurückkehrte, glich
seine Reise einem Triumphzug. Es gelang ihm jedoch nicht, nach dem Vorbild der englischen Verfassung ein Zweikammersystem einzuführen.
Unsicher hin- und herschwankend, verlor er allen Einfluß und ward zuletzt fast gar nicht mehr beachtet. Als sein Plan zu einer
Anleihe an der Ungefügigkeit der Deputierten scheiterte und Mirabeau die Krëierung der Assignaten durchsetzte,
forderte und erhielt Necker im September 1790 seine Entlassung, vom Pöbel verhöhnt und bedroht. Von der Schweiz aus die politischen
Bewegungen in Frankreich aufmerksam verfolgend, beleuchtet er unter anderm die Fehler der Konstitution in seinen Schriften: »Sur
l'administration de M. Necker, par lui-même« (Par. 1791; deutsch,
Hildburgh. 1792) und »Du pouvoir exécutif dans les grands États« (Par. 1772; deutsch, Nürnb. 1793, 2 Bde.)
mit großer Schärfe.
Seine »Réflexions présentées à la nation française« (Par. 1792; deutsch, Passau 1793) zur Verteidigung Ludwigs XVI. hatten
für Necker die Einziehung seiner Güter zur Folge. Nach dem Sturz des Konvents trat er mit seiner trefflichen
Schilderung der französischen Revolution (»De la Révolution française«, Par. 1796, 4 Bde.;
deutsch, Zürich
1797, 2 Bde.) hervor. Die Machinationen des Ersten Konsuls veranlaßten Necker zur Darlegung der Grundsätze der wahren
Republik in der gehaltreichen Schrift »Les dernières vues de politique et des finances«
(Par. 1802). Er starb auf seinem Landgut Coppet. Seine Tochter war die berühmte Frau v. Staël-Holstein (s. d.). Seine
»Œuvres complètes« erschienen Paris 1821-22, 17 Bde.
Vgl. Madame de Staël, Neckers Charakter und Privatleben (deutsch, Rost.
1805);
Nourrisson, Trois révolutionnaires: Turgot, Necker, Bailly (2. Aufl., Par. 1886).
Neckers Gemahlin Susanne, geborne Curchod de la Nasse, geb. 1739 zu Crassier im Waadtland als Tochter
eines unbemittelten protestantischen Geistlichen, lernte als Erzieherin in Paris Necker dort kennen und verheiratete sich 1764 mit
ihm. Ihr Haus wurde bald der Sammelplatz der bedeutendsten Männer ihrer Zeit. Als Necker Generaldirektor der Finanzen geworden
war, wandte sie ihre Sorgfalt insbesondere dem Gefängnis- und Hospitalwesen zu und gründete 1778 ein Hospital in Paris, das
noch heute ihren Namen trägt. Später wandte sie sich der Schriftstellerei zu und starb im Mai 1794 in Coppet. Ihr »Mémoire
sur l'établissement des hospices« und die Abhandlung »Des inhumations
précipitées« (1790) sowie die »Réflexions sur le divorce« (Lausanne 1794, Par. 1881) bekunden die edelsten
Grundsätze.
Die nach ihrem Tod von ihrem Gatten herausgegebenen »Mélanges extraits des manuscrits de Madame Necker« (Par. 1798, 3 Bde.;
deutsch, Chemn. 1799-1800, 2 Bde.) und die »Nouveaux
mélanges« (Par. 1801, 3 Bde.;
deutsch, Gieß. 1804, 2 Bde.) enthalten viele
beachtenswerte Aufschlüsse über das geistige und gesellschaftliche Leben in jener stürmischen Zeit. Ihr Leben beschrieb
Aug. de Staël-Holstein (Par. 1820; deutsch in den »Zeitgenossen«,
Bd. 1, Leipz. 1821).
Vgl. Haussonville, Le Salon de Madame Necker (Par. 1882).
Amt im südlichen Norwegen, am Skagerrak, zerfällt in zwei Vogteien, Nedenäs
und Robygdelaget,
und umfaßt 10,219 qkm (185,6 QM.) mit (1876)
73,415 Einw. Die innern Teile des Amtes gehören zu den kahlsten und dürftigsten des ganzen Reichs; dagegen wird an der Küste
lebhafte Schiffahrt getrieben, und die Einwohner dieser Gegenden zählen zu den wohlhabendsten des Landes. 1885 besaß
das Amt 1107 Schiffe mit 11,757 Matrosen und 421,627 Ton. Der Küstenstrich sowie die vorliegenden Inseln enthalten reiche Eisenerzlager,
die zum Teil schon im 17. Jahrh. in großem Maßstab abgebaut wurden; zur Zeit ist jedoch nur ein einziges Eisenwerk (Näs)
im Betrieb. Auch nicht unbedeutende Ausfuhr von Holz findet statt. Hauptstadt ist Arendal.
(im Volk Drigailow), Stadt im russ. Gouvernement Charkow, Kreis Lebedin, an der Sula, hat 2 Kirchen und (1885) 6717 Einw.,
welche hauptsächlich von Tabaks- und Zwiebelbau leben.
Christian Gottlob, Komponist, geb. zu Chemnitz, studierte anfangs Jura in Leipzig,
dann unter J. A. ^[Johann Adam] Hiller Musik, ward 1776 Musikdirektor der Sailerschen Schauspielergesellschaft, später Hoforganist
in Bonn, wo er Beethoven zum Schüler hatte, und 1791 Konzertmeister des Fürsten von Anhalt-Dessau; starb in Dessau.
Von seinen zahlreichen Kompositionen sind hervorzuheben die Operetten: »Die Apotheke«, »Amors Guckkasten«,
»Der neue Gutsherr« und »Heinrich und Lyda« sowie Lieder von Klopstock (darunter das bekannte »Wie sie so sanft ruhn«),
(richtiger Neeffs), Pieter, der ältere, niederländ. Maler, geb. 1577 oder 1578, soll ein Schüler des Architekturmalers
Hendrik van Steenwyk des ältern gewesen sein, war seit 1605 nachweislich als Maler thätig und wurde 1609 in
die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen, wo er seitdem thätig war und noch 1655 lebte. Seine zahlreichen Bilder im Louvre zu
Paris, in der Pinakothek zu München, im Museum zu Gent, in der Galerie zu Dresden u. a. O., meist innere Ansichten
von Kirchen, deren Dunkel durch Fackeln und Kerzen erhellt wird, sind ausgezeichnet in der Luft- und Linienperspektive sowie in
den Lichteffekten. Die Behandlung ist sehr fein und sauber, jedoch nicht ohne Härte. Die Staffage malten ihm oft Fr. Francken,
Teniers, Brueghel und Th. van Thulden. Seine Werke sind ziemlich häufig. - Sein Sohn Pieter, der jüngere,
Schüler Steenwyks des jüngern, blühte um 1650-60 und malte in derselben Art. Seine Gemälde sind von denen des Vaters schwer
zu unterscheiden.
(holländ., Neerstrom), das Wasser eines Stroms, welches durch ein entgegenstehendes Hindernis (Sandbank, Felsenriff)
abgelenkt wird, so daß ein Wirbel sich bildet.
1) Aart van der, holländ. Maler, geboren um 1619 zu Amsterdam, war dort und seit 1682 in Gouda thätig, wo er
noch 1692 am Leben war. Er malte vornehmlich Kanallandschaften in Mondbeleuchtung von höchst malerischer Wirkung sowie nächtliche
Feuersbrünste und Winterlandschaften mit Schlittschuhläufern. Seine Feuersbrünste erhalten durch die
bewegte Staffage oft eine starke dramatische Wirkung. Bilder von ihm kommen in den meisten Galerien vor.
2) Eglon Hendrik van der, Maler, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 1643 zu Amsterdam, wurde dann Schüler Jacobs van Loo, bildete
sich in der Landschaft auch nach Elsheimer und war in