den äußern wandelbaren Lebensformen ausspricht. Die steife spanische Mode, die flotte
Kleidung zur Zeit des Dreißigjährigen
Kriegs, die pomphafte
Ludwigs XIV., die zierlich-frivole
Ludwigs XV., die bürgerlich-schlichte um die Zeit des amerikanischen
Befreiungskriegs sind zugleich die äußere Versinnlichung der geistigen Strömungen, welche die einzelnen
Perioden beherrschten.
Näheres über die geschichtliche
Entwickelung der
Tracht s.
Kostüm
[* 1] (mit 3 Tafeln).
Die Beziehungen zwischen
Tracht und bildender
Kunst werden in den
Ausdrücken: Perückenstil,
Zopfstil angedeutet. Die
Modenzeitungen
sind deutschen Ursprungs, die älteste war die »Mode- und Galanteriezeitung«
(Erfurt
[* 2] 1758 ff.); am längsten behauptete sich das
»Journal des
Luxus und der Moden« vonBertuch und
Kraus
(Weim. 1786-1823). Gegenwärtig erscheinen in fast allen größern
StädtenZeitschriften, welche neben den Kleidermoden weibliche
Arbeiten u. dgl. behandeln und meist auch belletristischen
Inhalt haben (»Die Modenwelt«,
»Bazar«,
»LeipzigerModenzeitung«).
(Modul, v. lat. modulus), in der
Baukunst
[* 3] ein
Maß von relativer
Größe, welches für die
Dimensionen
der
Säulen
[* 4] gilt. Seine
Größe hängt von der jedesmaligen
Stärke
[* 5] der
Säule ab, da der untere
Durchmesser der
Säule zwei Model beträgt.
Ein Model wird in 30 Teile
(Minuten,
Partes) geteilt, wodurch man den
Maßstab
[* 6] für die
Säulen und deren Gebälke erhält. Bei
Bewässerungsanlagen heißt Model ein Meßapparat für fließendes
Wasser, auf dem
Prinzip des
»Überfalles«
oder
»Durchlasses« beruhend, ein namentlich in Oberitalien
[* 7] und dem südlichen
Frankreich sehr verbreiteter, bereits mehrere
Jahrhunderte alter
Apparat, erfunden von dem
Italiener Michelotti. Überhaupt bedeutet
Modul in der reinen und angewandten
Mathematik
eine Zahl, die als
Maßstab dient, z. B. Elastizitätsmodul (s.
Elastizität). Model eines Logarithmensystems ist der
Faktor, mit welchem man die natürlichen Logarithmen (s.
Logarithmus, S.
870) zu multiplizieren hat, um diejenigen des
Systems zu erhalten.
Für die Briggsschen Logarithmen ist derselbe 0,434294. Zwei
Zahlen heißen nach einem m kongruent, wenn sie bei der
Division
mit der Zahl m gleiche Reste geben. Model der
Periodizität ist bei periodischen
Funktionen die
Größe, um
welche das
Argument wachsen muß, damit die
Funktion wieder dieselben
Werte annimmt (s.
Funktion,
Periode). In der
Technik ist
Model (Druckmodel) die gestochene oder geschnittene Holzplatte zum Aufdrucken der
Farben auf
Gewebe,
[* 8]
Tapeten,
Papier,
Wachsleinwand
etc.; dann auch s. v. w. Form.
(v. ital. modello), Vorbild, Musterbild; in der
Baukunst ein in verjüngtem
Maßstab aus
Holz,
[* 9]
Thon, Papiermasse,
Gips,
[* 10]
Kork,
[* 11]
Wachs etc. angefertigtes Abbild eines im großen entweder
schon vorhandenen oder auszuführenden Bauwerks, welches das wechselseitige
Verhältnis der einzelnen Teile desselben zu einander
zur
Anschauung bringt. So fertigt man Modelle von schwierigen Dachverbindungen, Gewölbkonstruktionen,
weit gesprengten Brückenbogen, auch von ganzen Gebäuden.
Modelle von
Maschinen werden für den
Unterricht (kinematische
Modelle von
Reuleaux) und für die
Praxis angefertigt. Für die
Gießerei
[* 12] fertigt man Modelle aus verschiedenen Materialien. Eine reiche Modellsammlung mittelalterlicher
Kirchen und andrer
Bauwerke bewahrt die Sammlung der technischen
Hochschule zu
Charlottenburg-Berlin. In der
Bildhauerkunst
[* 13] und
Bildgießerei versteht man unter Modell den vom
Künstler aus
Thon,
Gips oder
Wachs geformten
Körper, welcher als Vorbild bei
der Herstellung desselben
Körpers aus einem härtern
Stoff dient (s.
Bildhauerkunst, S. 934); in der
Malerei ein männliches
oder weibliches
Individuum, welches nackt oder bekleidet dem
Künstler zum Gegenstand des
Studiums dient
(Modell stehen); auch nennt man den zu demselben
Zweck gebrauchten Gliedermann
(Mannequin) Modell. Eine
Nachbildung nach einem solchen
Modell heißt ein
Akt oder eine
Akademie. Modellieren, ein Modell von etwas machen, abformen, im weitern
Sinn in der
Malerei und
Bildhauerkunst das plastische Herausarbeiten der einzelnen Teile eines
Körpers zu einer mit der
Natur wetteifernden
Wirkung.
Eine Anleitung zum Modellieren von Gebäuden für Anfänger gibt Ortlebs
»Kleine Baumodellierschule« (Leipz. 1886).
(Modellierstecken), ein nach unten breit auslaufender
Stab,
[* 14] welchen der Bildhauer benutzt, wenn er dem
feuchten
Thon beim Modellieren die beabsichtigte Form geben will.
früheres Herzogtum in
Italien,
[* 16] welches sich nördlich von der Zentralkette der
Apenninen bis zum
Po erstreckte
und einen Flächeninhalt von 6132 qkm (110 QM.) mit etwas mehr als 600,000
Einw. besaß (s. Geschichtskarte
[* 17] bei
»Italien«). Das Herzogtum war eine absolute
Monarchie, erblich in männlicher
Linie des
HausesÖsterreich-Este. Die
Unterrichts- und Bildungsanstalten, den
Jesuiten überlassen, befanden sich in schlechtem Zustand,
und die
Staatsschuld betrug über 12 Mill. Lire.