Iranier, wie der
Mitra
[* 1] (s. d.) der stammverwandten
Inder, ein
Sonnen- und Lichtgott. An ihn wendet sich eins der schönsten und
längsten der alten im
Zendavesta erhaltenen Opfergebete, der »Mihiryascht«, worin er teils
als Naturgottheit geschildert wird, die ihren Sitz auf der
Hara Berezaiti (»hoher
Berg«) im
Osten hat und von
dort aus täglich den
Menschen das
Licht
[* 2] bringt, teils metaphorisch gefaßt erscheint. Als die
Sonne,
[* 3] die alles sieht, ist Mithra allwissend
und der
Schützer der
Wahrhaftigkeit in
Gedanken,
Worten und Werken, insbesondere der
Verträge, die, wie er, mithra heißen.
Die Mithramysterien (Coracia) wurden von den
Römern zur Zeit des Frühlingsäquinoktiums in
Grotten gefeiert, in deren Innerm
Embleme angebracht waren, welche die
Konstellationen der
Gestirne, die verschiedenen
Zonen, die
Fixsterne
[* 7] und
Planeten,
[* 8] die Zeichen des
Tierkreises, die
Elemente, den Weg der
Seele durch die
Sonne und die
Planeten etc. andeuten sollten.
Die
Gebräuche, welche bei der
Einweihung in diese
Mysterien vorkamen, symbolisierten den
Kampf der Mithradiener gegen
Ahriman (den bösen
Geist) und seine
Diener und bestanden demgemäß in einer Stufenfolge von
Prüfungen, die stets
härter wurden und bis zur Lebensgefährlichkeit sich steigerten. Nach der Anzahl der
Planetengab es sieben
Grade, deren jeder
seine eignen
Lehren
[* 9] und
Gebräuche hatte. Früher herrschte bei der
Feier dieser
Mysterien Frohsinn und Lust,
später rigoröse Strenge und
Kasteiung. Aus dem ehemaligen Mithradienst haben sich noch
Gebräuche in der armenischen
Kirche
erhalten.
Vgl. Lajard,Recherches sur le culte public et les mystères de Mithra (Par. 1847-48, 2 Bde.);
(ElectuariumMithridatis), ehemals als Universalmittel, besonders als Alexipharmacum
(Gegengift) gerühmte,
aus 54 meist erhitzenden Ingredienzien dargestellte
Latwerge, die den König
MithridatesEupator zum Erfinder
haben soll.
Die alte
Formel dieses Arzneigemisches wird einem römischen
Arzt,
Servilius Damokrates, der zu
NerosZeiten in
Rom
[* 10] lebte, zugeschrieben. Es wurde sonst unter obrigkeitlicher
Aufsicht bereitet, ist aber jetzt außer
Gebrauch.
(Mithradates), pers.Name, der besonders bei den
Königen von
Pontos,
Parthien und Bosporos
oft vorkommt. Am berühmtesten ist Mithridates VI.
Eupator oder der
Große, König von
Pontos, welcher 132
v. Chr. geboren und zu
Sinope,
der Hauptstadt des pontischen
Reichs, erzogen, 120 seinem
Vater Mithridates V.
Euergetes und zwar unter
Vormundschaft einiger
Großen,
die ihn vergeblich auf mehrfache
Weise aus dem Weg zu räumen suchten, folgte. Die
Römer
[* 11] hatten schon
während seiner
Minderjährigkeit dadurch seinen unversöhnlichen
Haß erregt, daß sie ihm Großphrygien wieder entrissen,
welches sie seinem
Vater zur Belohnung für geleistete
Dienste
[* 12] überlassen hatten.
Sobald er daher 113 die
Regierung selbst übernommen hatte, faßte er sogleich den
Plan zum
Kriege gegen
Rom, den er sein ganzes
Leben hindurch
mit der größten
Ausdauer verfolgte. Um seine
Kräfte für diesen
Kampf zu verstärken,
unterwarf er sich zunächst
Kolchis und die taurische
Chersones sowie mehrere weiter nördlich wohnende skythische
Völker und
gründete sich dort dasBosporanische Reich; auch knüpfte er eine
Verbindung mit
Tigranes, dem König von
Kleinarmenien, an,
dem er seine Tochter zur
Frau gab.
Hierauf suchte er sich
Kappadokien und
Bithynien zu eigen zu machen, indem er daselbst
Könige einsetzte, die ihm ganz ergeben
waren. Er ließ es sich anfangs gefallen, daß dieRömer diese
Könige vertrieben und andre einsetzten.
Als aber der von ihnen eingesetzte König von
Bithynien,
Nikomedes III., einen
Einfall in sein Gebiet machte, so begann er 88 den
Krieg (den ersten Mithridatischen, 88-84) mit einer Streitmacht von 250,000 Mann zu
Fuß und 40,000
Reitern und 300
Kriegsschiffen.
Die feindlichenKönige und die römischenFeldherrenL.Cassius, Manius Aquilius und Q. Oppius wurden geschlagen
oder flohen vor ihm und fielen zum Teil in seine
Hände; ganz
Kleinasien mit wenigen Ausnahmen, der römischen Bedrückungen
müde, schloß sich an ihn an, und nun befriedigte er zunächst seinen Römerhaß, indem er alle daselbst anwesenden
Römer, nach der einen Angabe 80,000, nach der andern 150,000, ermorden ließ. Hierauf schickte er seinen
FeldherrnArchelaos
nach
Griechenland.
[* 13]
Hier erschien 87
Sulla, der mit
Führung des
Kriegs beauftragt worden war. Dieser nahm 86 nach einer langen Belagerung und nach
der hartnäckigsten Gegenwehr
Athen
[* 14] und den
Piräeus, wo sich
Archelaos festgesetzt hatte, und brachte diesem
dann bei
Chäroneia und 85 dem ihm nachgesandten Dorylaos trotz der großen Überlegenheit der Feinde an Zahl bei
Orchomenos
eine völlige
Niederlage bei. Gleichzeitig wurde Mithridates, der durch
Willkür und Grausamkeit die
Gemüter der Asiaten sich bereits
wieder entfremdet hatte, durch ein von derPartei des
Marius abgesandtes
Heer, welches erst unter dem BefehldesL.Valerius Flaccus, dann, nachdem dieser in einer
Meuterei ermordet worden, unter dem des
GajusFlaviusFimbria stand, hart
bedrängt, und als daher
Sulla 84 selbst den
Marsch nach
Asien
[* 15] antrat, so suchte Mithridates bei ihm um
Frieden nach,
der ihm zu
Dardanos unter der
Bedingung gewährt wurde, daß er die
Flotte ausliefern, alle in
Asien gemachten
Eroberungen aufgeben
und 2000
Talente bezahlen sollte.
Als zweiter Mithridatischer
Krieg (83-81) wird ein
Krieg bezeichnet,
den der von
Sulla in
AsienzurückgelasseneL.Murena mit
einem
Einfall in das
Reich des Mithridates ohne Auftrag begann, der aber von
Sulla gemißbilligt wurde und damit
endete, daß Mithridates
Murena 81 wieder aus seinem
Reich heraustrieb. Als Mithridates sich wieder vollständig gerüstet hatte, begann er 74 den
Krieg (den dritten Mithridatischen, 74-63) mit einem
Heer von 150,000 Mann und 400
Kriegsschiffen von neuem, eroberte
Bithynien, nahm die Stadt
Chalcedon und schloß dann den
Konsul Mithridates
AureliusCotta inKyzikos ein, wurde aber bald selbst von dem
andernKonsulL.LiciniusLucullus eingeschlossen, der ihn 73 nötigte, die Belagerung aufzugeben, und dem Landheer desselben
auf der
Flucht eine völlige
Niederlage beibrachte, während auch seineFlotte teils durch die
Römer, teils
durch
Sturm fast gänzlich vernichtet wurde.
Lucullus eroberte hierauf die meisten
Städte seines
Reichs, schlug ihn 72 nochmals
bei Kabeira, und als
Tigranes, bei
dem er eine Zuflucht gesucht hatte, sich weigerte, ihn auszuliefern, drang er 69 auch in
dessen
Reich ein, schlug denselben bei Tigranokerta und am
Fluß Arsanias in der
Nähe von
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