[* 2] (hierzu die Tafeln
»Kultur der Metallzeit I und II«),
die zweite große Hauptabteilung der
Prähistorie.
Während in der der Metallzeit vorausgehenden
Steinzeit
[* 3]
Metall noch völlig unbekannt war, tritt dasselbe in der Metallzeit unter den Geräten,
Werkzeugen und
Waffen
[* 4] unsrer Vorfahren auf, jedoch so, daß steinerne Geräte,Werkzeuge
[* 5] und
Waffen noch
längere Zeit neben den metallenen Verwendung finden. Der Zeitpunkt des
Ersatzes von
Stein,
Knochen
[* 6] etc. durch
Metall war bei
verschiedenen Völkern ein sehr verschiedener. Während z. B. in
Ägypten
[* 7] und
Mesopotamien der Anfang der Metallzeit um Jahrtausende
hinter den Beginn unsrer
Zeitrechnung zu verlegen ist, befinden sich einzelne Naturvölker (Eingeborne
Australiens, gewisse
Südseeinsulaner etc.) noch jetzt in der
Steinzeit.
Edelmetalle, besonders
Gold,
[* 8] sind dem
Menschen schon sehr frühzeitig bekannt geworden, konnten aber, da sie lediglich zu
Schmuck
verwendet wurden, für die
Entwickelung desselben nicht viel leisten; dagegen bezeichnet die Benutzung von
Eisen,
[* 9]
Kupfer,
[* 10]
Bronze
[* 11] zur Herstellung von Geräten und
Werkzeugen insofern einen höchst wichtigen Kulturfortschritt, als durch
dieselbe die
Entwickelung und Vervollkommnung von
Gewerben und
Künsten in hohem
Grad gefördert wurde.
Über die
Frage, welchem von den genannten
Metallen die
Anciennität zukomme, ist noch nicht mit Sicherheit entschieden. Um
die Mitte der 30er Jahre unsers
Jahrhunderts wurde durch Danneil in
Salzwedel
[* 12] und durch
Lisch in
Schwerin
[* 13] die
Ansicht ausgesprochen, daß sich unsre nationalen
Altertümer vorgeschichtlicher Zeit in drei große streng geschiedene
Gruppen abteilen ließen, deren bestimmende Merkmale in dem verschiedenen
Material der
Waffen und
Werkzeuge aus
Stein,
Bronze und
Eisen zu erkennen seien, und in Übereinstimmung mit diesen
Anschauungen stellten bald darauf skandinavische
Forscher (an ihrer
Spitze derDäneThomsen) das Dreiperiodensystem auf, wonach auf die
Steinzeit eine
Bronzezeit und auf diese
das
Zeitalter des
Eisens gefolgt sein soll. Im
Gegensatz zu dieser
Theorie, welche von der
Mehrzahl der skandinavischen und britischen
Forscher und auch von einzelnen deutschen
Gelehrten noch jetzt aufrecht erhalten wird, hat sich in den
letzten
Jahren die
Ansicht Geltung verschafft, daß nicht sowohl das
Material der Geräte,
Werkzeuge und
Waffen als vielmehr die
Stilform für die chronologische
Einteilung der Metallzeit in verschiedene
Perioden sowie für die Feststellung des Ursprungs der Metallgeräte
der Vorzeit ausschlaggebend ist.
Nach
Lindenschmit wären alle in
Nord- und Mitteleuropa aufgefundenen prähistorischen
Bronzen als aus den Mittelmeerländern
stammende Exportartikel oder als rohe
Nachahmungen von eingeführten Metallobjekten,
bez. als in eingeführten
Gußformen
[* 14] hergestellte
Objekte zu betrachten, und die vorgeschichtliche Bronzekultur
Nord- u. Mitteleuropas wäre im
Grund
nichts andres als eine
Periode gesteigerten
Verkehrs des
Handels und der
Industrie der Mittelmeervölker;
doch ist diese
Ansicht nach den neuern Untersuchungen nicht mehr haltbar.
Anderseits berechtigt die
Thatsache, daß in der
Schweiz,
[* 15] in
Skandinavien, in einzelnen Gegenden Norddeutschlands etc. auf die
Steinzeit unmittelbar eine
Periode gefolgt ist, in welcher
Bronze das vorherrschende
Metall war, nicht zu
dem
Schluß, daß überall der
Gebrauch der
Bronze demjenigen des
Eisens vorausgegangen ist; vielmehr steht fest, daß die lokalen
Verhältnisse auf die
Entwickelung der Metallkultur einen bestimmenden Einfluß ausgeübt haben, daß in
Ländern, wo gediegenes
Kupfer und
Kupfererze häufig vorkommen, der
Mensch zuerst auf die Benutzung dieses Metalls verfiel, daß
dagegen da, wo
Eisenerze mit Ausschluß von gediegenem
Kupfer und
Kupfererzen sich vorfinden, zuerst
Eisen zur Verwendung kam.
Beck betont die weite Verbreitung der
Eisenerze und die verhältnismäßig einfache Gewinnung des
Eisens, wogegen die Bronzeindustrie
die Kenntnis des Kupferausbringens, des Zinnschmelzens und der
Kunst des Formens und
Gießens voraussetzt
und die
Zinnerze nur an wenigen von den Kulturzentren der
Alten Welt weit entlegenen und für den vorgeschichtlichen
Menschen
schwer erreichbaren Lokalitäten angetroffen werden. Auch beweist das Nichtvorkommen von
Eisen an irgend einer Fundstätte
keineswegs, daß es nie vorhanden gewesen ist. Denn das
Eisen wird durch
Rost verhältnismäßig schnell zerstört
und erhält sich nur unter exzeptionellen
Bedingungen im Erdboden, während
Bronze sehr widerstandsfähig ist. Auch gab man
wohl lieber den
Toten die goldschimmernde, wertvolle
Bronze mit ins
Grab als das minder wertvolle, unansehnliche
Eisen.
Daß die
Erfindung der
Bronze an vielen
Punkten der
Erde zu gleicher Zeit gemacht wurde, ist in anbetracht
ihrer Herstellung unwahrscheinlich. Vielmehr
gab es wohl nur wenige Erfindungszentren, vielleicht ursprünglich nur ein einziges,
von wo aus der
Gebrauch der
Legierung sich allmählich über den Erdball verbreitet hat. Dem entsprechend zeigen die prähistorischen
Bronzen im allgemeinen gleiche
Zusammensetzung. Waffenbronze, bei der es besonders auf
Härte ankommt, besteht
fast stets aus 88-90 Teilen
Kupfer und 10-12 Teilen
Zinn; die häufig vorhandenen Beimengungen von
Blei,
[* 16]
Arsen und
Nickel sind
auf zufällige Unreinheit des verwendeten
Kupfers und
Zinns zurückzuführen.
BeimBronzeguß benutzte man ein
Modell aus
Holz
[* 17] oder einer andern harten
Substanz und eine zweiteilige Form in
Sand oderThon,
oder ein Wachsmodell, welches mit
Lehm umgeben und nach dem
Trocknen des letztern geschmolzen wurde. Was das
Eisen anlangt,
so dürften die meisten
Völker selbständig zur Herstellung und Verarbeitung desselben gelangt sein, da bei zahlreichen auf
niedriger Kulturstufe stehenden Völkern eine Eisenindustrie angetroffen wird, die schwerlich von außen eingeführt wurde.
Kupfer hat wohl in keinem Land in prähistorischer Zeit so allgemeine Verwendung gefunden wie in
Nordamerika,
[* 18] wo es außerordentlich
häufig gediegen angetroffen wird. Eine bedeutende
Rolle hat das
Kupfer in früher prähistorischer Zeit bei den Ägyptern
gespielt; bereits unter den letzten
Königen der 3. Dynastie war das auf der Sinaihalbinsel gelegene Kupferbergwerk
Wadi-Meghara in Betrieb.
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