1) im griech. Mythus die Tochter des Kypselos und Gemahlin des Kresphontes, Königs von Messenien, wurde durch
ihren Schwager Polyphontes, der sich der Herrschaft bemächtigte, ihrer Kinder beraubt, mit Ausnahme des entflohenen jüngsten
Sohns, Äpytos.
Herangewachsen, ermordete derselbe den Polyphontes am Altar.
Euripides verarbeitete den Mythus zum Trauerspiel
»Kresphontes«;
unter den Neuern benutzten ihn Voltaire, Maffei u. a.
2) Tochter des Atlas, eine der Plejaden (s. d.), Gemahlin des Sisyphos, Mutter des Glaukos.
(Merovig, Merwig, Meroväus), Sohn des Chlodio oder der Sage nach eines Meergottes, König der westlichen (salischen)
Franken von 448 bis 457, Stammvater der Dynastie der Merowinger, welche 481-751 das Frankenreich (s. d.)
beherrschten und im ersten Jahrhundert ihrer Herrschaft die Macht desselben weit ausbreiteten; dann aber bekämpften sich
die Könige aus dieser Familie, welche sich leidenschaftlich, roh und grausam zeigten, untereinander, schwächten dadurch ihre
Macht und verloren alle Gewalt an den Majordomus; ihrem Schattenkönigtum ward durch den Karolinger Pippin
den Kurzen ein Ende gemacht.
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Blasius Merrem, geb. zu Bremen, gest. als Professor
in Marburg. Er schrieb: »Versuch einer allgemeinen Geschichte der Vögel« (Leipz. 1787-88, 2 Bde.);
»Beiträge zur Geschichte der Amphibien« (das. 1790);
»Versuch eines Systems der Amphibien« (Marb. 1820).
ein Fluß Neuenglands in Nordamerika, entsteht in New Hampshire in den Weißen Bergen, durchströmt Massachusetts,
macht mehrere Fälle, treibt die Mühlräder der zahlreichen Fabriken Lowells und fällt bei Newburyport in den Atlantischen
Ozean. Er ist nur 30 km weit schiffbar.
Stadtgemeinde, aus vielen kleinen Ortschaften bestehend, im preuß. Regierungsbezirk
Düsseldorf, Kreis Solingen, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Lasting- und Seidenweberei, Färberei, Fabrikation von
Regen- und Sonnenschirmgarnituren, Bügeleisen, Gummizügen, Messern und Scheren, 2 Hammerwerke, Dampf- und Wassermühlen etc.
und (1885) 12,646 Einw. (3111 Katholiken).
[* ] im Mittelalter eine Markgrafschaft zwischen Saale und Mulde zu beiden Seiten der untern
Weißen Elster, gehörte ursprünglich zur thüringischen Mark, die Karl d. Gr. anlegte, der Sachsenherzog Otto um 900 bis zur
Eibe erweiterte. Zu Merseburg hatte Graf Erwin, der Schwiegervater Heinrichs I., seinen Sitz. Die thüringische Mark, von Gero 940 neugeordnet,
wurde bei seinem Tod 965 in drei Marken geteilt; doch das Gebiet um Merseburg (660 qkm) fiel an das neue
Bistum, das Otto I. 968 zum Gedächtnis der Ungarnschlacht auf dem Lechfeld und dem heil. Laurentius zu Ehren stiftete und dem
Erzbistum Magdeburg unterordnete.
Der erste Bischof, Boso (gest. 970), wirkte sehr thätig für die Bekehrung der Wenden in der Gegend von
Zeitz. Als sein Nachfolger Giseler 981 Erzbischof von Magdeburg geworden war, wurde das Bistum Merseburg aufgehoben und unter die Diözesen
Magdeburg, Halberstadt, Meißen und Zeitz geteilt. König Heinrich II. stellte jedoch 1004 das Bistum wieder her. Ursprünglich
stand die Schutzgerechtigkeit dem Kaiser zu, der auch in der
ersten Zeit die Bischöfe ernannte. Nachher
aber suchten sich die Markgrafen von Meißen die Oberherrschaft über das Bistum zuzueignen, und obwohl 1288 Markgraf Friedrich
darauf verzichtete und noch Kaiser Karl V. 1541 dem Bischof Siegmund die Reichsunmittelbarkeit bestätigte, haben jene und später
die Kurfürsten von Sachsen-Wittenberg die Lehnshoheit über Merseburg nicht aufgeben wollen.
Von den Bischöfen von ist der berühmteste Thietmar (1009-1019), der Verfasser einer Chronik, die für die Zeiten Ottos III.
und Heinrichs II. unschätzbare Mitteilungen enthält. Unter Herzog August von Sachsen (1544-48), Administrator des Stifts, wurde
die Reformation eingeführt. Bald darauf (1561) kam infolge einer Kapitulation die Administration des Stifts
definitiv an Kursachsen, dem sie auch im Westfälischen Frieden zugesprochen wurde. Christian I., Sohn des Kurfürsten Johann
Georg und seit 1650 Administrator des Stifts, erhielt durch testamentarische Verfügung seines Vaters 1657 auch die Niederlausitz,
die Herrschaften Dobrilugk und Finsterwalde nebst den Ämtern Delitzsch, Bitterfeld und Zörbig und wurde
so der Stifter der Linie Sachsen-Merseburg, einer Nebenlinie des Kurhauses Sachsen, die aber 1738 mit Herzog Heinrich erlosch. Seit dieser
Zeit war das Bistum Merseburg ein Teil von Kursachsen, bis es durch den Wiener Kongreß 1815 etwa zu drei Vierteilen an
Preußen kam und seitdem den Kreis Merseburg bildet. Der kleinere Teil blieb bei Sachsen und ist zum Leipziger Kreis geschlagen. Das
Domkapitel besteht noch gegenwärtig.
Vgl. Schmekel, Beschreibung des Hochstifts Merseburg (Halle 1858).
[* ] Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preuß. Provinz Sachsen und Kreisstadt, an der Saale
und den Linien Weißenfels-Halle und Merseburg-Mücheln der Preußischen Staatsbahn, 99 m ü. M., besteht aus der
eigentlichen Stadt, der Domfreiheit, den Vorstädten Altenburg und Neumarkt und einem neuen Stadtteil, hat im Innern ein altertümliches
Ansehen und besitzt 5 evangelische und eine kath. Kirche, unter erstern die ausgezeichnete viertürmige Domkirche, die nach
Plänen von Adler und v. Dehn-Rothfelser 1884-86 würdig restauriert ist.
Dieselbe gehört drei verschiedenen Bauperioden an: das Chor, die Krypte und die beiden Rundtürme (1042 geweiht) der rein
romanischen, das Querschiff (um 1274) der spitzbogig-romanischen Periode, das Schiff mit einem barock gotisch dekorierten Portal
dem 16. Jahrh. Im Innern sind das Grabmal Rudolfs von Schwaben (des Gegenkönigs Heinrichs IV.), das Grabmal
des Bischofs Siegmund von Lindenau (von Hans Vischer), die reichgeschnitzte spätgotische Kanzel u. die große Orgel (1666 eingeweiht)
bemerkenswert (vgl. Puttrich, Die Kirche zu Merseburg, Leipz. 1836). Das Schloß, im gotischen Stil mit drei Türmen, ehedem Residenz
der Bischöfe, dient jetzt als Regierungsgebäude; in dem daran stoßenden Garten steht das gusseiserne
Denkmal des Feldmarschalls Kleist v. Nollendorf. Noch sind von öffentlichen Gebäuden zu erwähnen: das Kapitelhaus, das Rathaus,
die Domschule neben der Domkirche, das Waisenhaus, die alte Kirche St. Thomä in der Vorstadt Neumarkt, das Militärlazarett,
die Dompropstei, das Postgebäude, das Ständehaus. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885)
mit der Garnison (3 Eskadrons Husaren Nr. 12) 16,828, meist Evangelische. Die Industrie erstreckt sich auf Eisengießerei, Armatur-,