(spr. méllros), Dorf in der schott. Grafschaft Roxburgh, nordöstlich von Selkirk, am Tweed, mit (1881) 1550 Einw.
Dabei die Ruine der gleichnamigen, von König David I. 1136 gegründeten Abtei, welche das schönste und reichste Stift in Schottland
war und noch jetzt dessen schönste gotische Kirchenruine bildet. Unter dem Hochaltar der Abteikirche
fand Graf James Douglas, welcher in der Schlacht bei Otterburne fiel, seine Ruhestätte. Nahe dabei Abbotsford (s. d.).
Vgl. Wade, History of St. Mary's Abbey Melrose (Edinb. 1861).
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, an der Fulda und der Linie Dietendorf-Kassel der Preußischen
Staatsbahn, 206 m ü. M., hat 2 Kirchen, ein Schloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Tuch-, Segeltuch-
und Maschinenfabrikation, Wollhandel, Buchdruckerei, Ziegelbrennerei und (1885) 3634 meist evang.
Einwohner.
(Mehltau), Pflanzenkrankheit an Kräutern und Bäumen, zeigt sich nur an den krautartigen Teilen, besonders auf
den Blättern, als ein weißlicher, mehlartiger Überzug, bei dessen Anwesenheit die befallenen Blätter
kränkeln und vorzeitig absterben. Der Meltau wird durch epiphyte Schmarotzerpilze aus der Gattung Erysiphe L. (Meltaupilz) hervorgebracht
(s. Erysiphe). Nasse und warme Witterung und feuchte Lagen, wo die Luft keinen freien Zutritt hat, begünstigen den Meltau. Durch Entwässerung
des Bodens und Beorderung des Luftzugs kann dem Übel vorgebeugt werden; auch muß das durch den Meltau getötete
Stroh und Laub verbrannt werden, um die Perithecien mit ihren Sporen zu vernichten. Als Meltau bezeichnet man auch mehlartige Überzüge,
welche aus den leeren Bälgen von Blattläusen bestehen.
(spr. mellt'n-móhbrä), Stadt in Leicestershire (England), am Wreak, 20 km nordöstlich
von Leicester, inmitten eines der beliebtesten Jagdreviere Englands, mit Stallungen für 800 Jagdpferde und (1881) 5766 Einw.
ist außerdem bekannt durch seine tonnenweise in den Handel gebrachten Pork Pies (Schweinefleischpasteten) und den Handel mit
Stiltonkäse (s. Stilton).
(spr. mölöng), Hauptstadt des franz. Departements Seine-et-Marne, an der Seine und an der
Paris-Lyoner Eisenbahn gelegen, hat eine im 16. Jahrh. erbaute und eine zweite, schon im 11. Jahrh.
begonnene Kirche, eine Statue Napoleons I. und (1886) 12,564 Einw., welche sich mit Gerberei und Fabrikation von Thonwaren sowie
mit Handel in Getreide, Mehl, Vieh, Geflügel und Käse beschäftigen. ist Sitz des Präfekten, eines Gerichts-
und Assisenhofs und hat ein Kommunalcollège, Lehrerseminar, eine Gewerbeschule, Kunst- und Antiquitätensammlung, Bibliothek
und mehrere wissenschaftliche Gesellschaften. Es ist das alte Melodunum.
nach französischer Sage eine Meernixe, halb Weib, halb Fisch, erscheint dem Grafen Raimund von Poitiers, der
sie (mit ihren Schätzen) heimführt. Sie baute das Schloß Lusignan, verschwand aber, als sie Raimund in
ihrer Doppelgestalt einmal im Bad überrascht hatte, und ließ sich nur noch auf einem hohen Turm des Schlosses in Trauerkleidern
sehen, wenn einer aus diesem Geschlecht sterben sollte. Diese Sage lieferte Jean d'Arras um 1390 den Stoff zu
einem lateinischen Gedicht, welches Thüring von Ringoltingen (oder Ruggeltingen) aus Bern
1456 in deutsche Prosa übersetzte, und
das in dieser Form eins der beliebtesten Volksbücher wurde (zuerst gedruckt Straßburg um
1474 und Augsburg 1474, dann öfter).
Vgl. Grässe, Sagenkreise des Mittelalters (Dresd. 1842).
In Böhmen glaubt man im Pfeifen und Heulen des Windes Melusinens Klagen um ihre Kinder zu hören, und mannigfacher
Aberglaube, besonders zur Weihnachtszeit, knüpft sich an sie.
Vgl. Grohmann, Aberglaube aus Böhmen etc. (Prag 1864).
Bildlich hat die Melusinensage am schönsten Moritz v. Schwind dargestellt.
(spr. méllwill), 1) Insel an der Nordküste Australiens, zu dem der Kolonie Südaustralien
einverleibten Nordterritorium gehörig, 370 km im Umfang, ist hügelig, mit schöner Vegetation bedeckt und besitzt auch einige
Häfen. Ihre Nordspitze ist das Kap Vandiemen. Durch die Apsleystraße wird sie von der Bathurstinsel, durch die Clarencestraße
vom Festland, durch die Dundasstraße von der Koburghalbinsel getrennt. 1824 wurde hier von Neusüdwales
aus eine Militärkolonie errichtet, aber bald wieder aufgegeben. Die einzige Erinnerung daran sind einige Büffelherden. -
2) Wichtigste Insel des nordamerikanisch-arktischen Archipels, unter 75° nördl. Br. und 110° westl. L. v. Gr., im N. des
Melvillesunds und von der im NW. gelegenen Prinz Patrick-Insel durch die Fitzwilliamstraße getrennt, 61,900 qkm (1125
QM.) groß. Sie ist begünstigt in Bezug auf Fauna und Flora, gehört geologisch der subkarbonischen Formation an und wurde 1819 von
Parry entdeckt, der im Winterhafen (an der Südküste) überwinterte.
(spr. méllwill), 1) Henry Dundas, Viscount, brit. Staatsmann, geb. zu Edinburg, widmete sich daselbst
dem Studium der Rechtswissenschaft, wirkte nacheinander als Assessor des Edinburger Magistrats, Generaladvokat
in Edinburg, Lordadvokat in Schottland (1775-83) und ward von seiner Vaterstadt wiederholt ins Unterhaus gewählt. Hier gehörte
er anfangs zur Opposition, näherte sich aber bald dem Ministerium North, dessen Maßregeln in betreff der Kolonien er gegen
Burke und Fox geschickt verteidigte, ward nach Norths Rücktritt 1782 in den Geheimen Rat berufen und bald
darauf unter der Verwaltung Shelburnes zum Schatzmeister der Marine ernannt.
Als Fox ins Ministerium trat, mußte er letztere Stelle aufgeben; dagegen erhielt er, als William Pitt an die Spitze der Verwaltung
trat, das Schatzmeisteramt zurück und wurde zugleich Präsident des indischen Kontrollamtes. Beim Ausbruch
der Geisteskrankheit Georgs III. suchte er die Erhebung des Prinzen von Wales zum Regenten zu verhindern und ward hierfür 1791 zum
Staatssekretär des Innern ernannt, welches Amt er 1794 mit dem Staatssekretariat des Kriegs vertauschte.
Als Gouverneur der schottischen Bank und Geheimsiegelbewahrer von Schottland übte er auch in seinem Geburtsland
einen großen Einfluß aus. Als vertrauter Freund Pitts legte er 1801 bei dessen Entlassung seine Ämter nieder, ward 1802 zum
Baron Dunira und Viscount Melville erhoben und 1803 beim Wiederausbruch des Kriegs als erster Lord der Admiralität wieder ins Ministerium
berufen. Schon früher mehrmals ungerechter Begünstigungen seines Geburtslandes und der Bestechung bei
den Parlamentswahlen beschuldigt, ward er 1806 im Unterhaus der unrechtmäßigen Verwendung öffentlicher Gelder förmlich
angeklagt und mußte infolgedessen wieder zurücktreten. Sein Prozeß kam vor dem Oberhaus zur Verhandlung, aber erfolgte
durch Pitts Einfluß seine Freisprechung. Melville zog sich bald darauf ganz vom politischen Schauplatz zurück
und starb