Hoffestlichkeiten, bei
Aufzügen, größern Leichenbegängnissen u. dgl.,
Marschälle (Festmarschälle) vor, welche entweder dafür zu sorgen haben, daß alles in der gehörigen
Ordnung vor sich gehe,
oder bloß in feierlichem
Kostüm
[* 1] dem Zug
vorangehen. Der Deutsche
[* 2]
Orden
[* 3] erweiterte zuerst die alte
Hofcharge des Marschalls zur
vornehmsten Feldherrnstelle, obgleich der eigentlicheTitelFeldmarschall (s. d.) erst zur Zeit der »deutschen
Reiter« für den Obersten eines Kavallerieregiments vorkommt. In
Frankreich nahm das
WortMaréchal, welches anfangs den unter
den Befehlen des
Connétable stehenden
Intendanten des königlichen
Marstalls bezeichnete, sehr bald andre Bedeutung an.
Schon
unter
PhilippAugust (1180-1223) führte der Oberbefehlshaber der königlichenTruppen zeitweilig jenen
Titel.
Zur Zeit
Ludwigs IX.
gab es zwei, später drei, vier und mehr solcher Marschälle, welche zum Unterschied von den Marschällen
andrer Lehnsherren Maréchaux de
France (Marschälle von
Frankreich) genannt wurden und besonders nach der Aufhebung der Connétablewürde 1627 zum
höchsten Ansehen gelangten. Unter
Heinrich III. ward durch die
États-Généraux ihre Zahl auf vier herabgesetzt;
doch ward diese Zahl schon von
Heinrich IV. und noch mehr von dessen Nachfolgern überschritten, so daß es 1703 unter
Ludwig
XIV. nicht weniger als 20 Marschälle gab, unter denen auch Seeleute waren.
Seitdem schwankte ihre Zahl, bis derTitel »Marschall von
Frankreich« ganz aufgehoben wurde.
Napoleon
I. stellte die Marschallswürde wieder her, indem er
Reichsmarschälle (maréchaux d'empire) ernannte. Unter der
Restauration
wurde der
Titel eines
Maréchal de camp
(Generalmajor) wieder aus der Vergessenheit hervorgezogen, und unter dem Julikönigtum
ward durch ein
Gesetz vom die Zahl der Marschälle von
Frankreich in Friedenszeiten auf sechs
herabgesetzt, während sie in Kriegszeiten bis auf zwölf vermehrt werden durfte.
Napoleon III. stellte das
Verhältnis, wie
es unter
Napoleon I. bestand, wieder her. Das Zeichen der französischen Marschallswürde ist ein azurblauer, mit goldenen
Sternen verzierter
Stab.
[* 4] Übrigens werden mit dem
Namen Marschall in
Frankreich auch noch andre militärische
Chargen
bezeichnet, wie z. B. bei der
KavallerieMaréchal des logis derjenige
Unteroffizier heißt, welcher die
Einquartierung seiner
Eskadron zu besorgen hat.
vonBiberstein,Adolf,
Freiherr von, bad.
Diplomat, geb. auf dem väterlichen
Gut Neuershausen bei
Freiburg
[* 5] i. Br., studierte dieRechte, trat in den badischen Justizdienst und ward
Staatsanwalt in
Mannheim.
[* 6] Seit 1875 grundherrlicher
Abgeordneter in der badischen Ersten
Kammer, vertrat er streng konservative
Grundsätze und suchte mit Mühlhäußer in
Baden
[* 7] neben den Ultramontanen auch eine evangelische kirchliche
Partei zu begründen. Zugleich stellte er sich bei den Reichstagswahlen 1878 an
die
Spitze einer konservativen und schutzzöllnerischen
Bewegung und schloß sich, in den
Reichstag gewählt,
hier der deutsch-konservativen
Partei an, deren
Verbindung mit dem
Zentrum er besonders betrieb. 1879 zum Landgerichtsrat in
Mannheim ernannt, ward er 1882 wieder Erster
Staatsanwalt daselbst und 1883 badischer Gesandter in
Berlin
[* 8] und Mitglied des
Bundesrats.
Marktflecken in der
böhm. Bezirkshauptmannschaft
Trautenau, langgestreckt im reizenden Aupathal am
Fuß
des
Riesengebirges gelegen, aus vier selbständigen
Gemeinden bestehend, mit
Schloß, Bezirksgericht, starker Papierfabrikation,
[* 10] Flachsgarnspinnerei, Bierbrauerei,
[* 11]
Glashütte (in dem zu Marschendorf gehörigen Dunkelthal) und (1880) 3063 Einw.
(vom niederd.
Marsch, s. v. w.
Niederung), in Nordwestdeutschland das niedrige fruchtbare, meist durch
Dämme
oder
Deiche gegen
Überschwemmung geschützte und durch
Kanäle, deren Öffnungen durch
Schleusen geschlossen sind, entwässerte
Land längs der
Flüsse
[* 12] und der Meeresküste. Es findet sich nur da, wo der
Wechsel von
Ebbe und
Flut vorhanden
ist, und die
Schleusen
(Siele) dienen dazu, dem in den
Marschen sich sammelnden
Wasser zur Zeit der
Ebbe den Ausfluß
[* 13] zu gestatten,
zur Zeit der
Flut aber dem andringenden Außenwasser den Eingang zu verwehren; denn die niedern eingedeichten
Marschen liegen
zur Flutzeit unter dem
Spiegel
[* 14] des
Meers oder der angrenzenden
Flüsse.
Der
Boden, der aus dem feinsten Thonschlamm
(Schlick) und
Sand besteht und meist reich ist an Resten mikroskopischer Organismen
(nicht bloß kieselschaliger
Diatomeen, sondern auch kalkschaliger
Polythalamien, welch letztere im
Binnenland fehlen), ist
von fast unerschöpflicher
Fruchtbarkeit, ermöglicht vor allem in seinem hohen, massigen Graswuchs die
ergiebigste
Zucht von
Milch- und Mastvieh, welche den
Reichtum aller Marschländer von dem Mündungsland der
Schelde bis nach
Nordschleswig längs der
Küste der
Nordsee begründet.
Die Ortschaften liegen entweder an der
Grenze dieses Marschlandes gegen das angrenzende Sandland, die
Geest (s. d.), oder es
werden die einstöckigen
Häuser innerhalb der
Marsch selbst auf künstlichen Sanderhöhungen
(Warften)
gebaut.
Kanäle und
Dämme bilden die Verkehrswege im von
Gräben durchschnittenen Marschland. Diese Marschländer sind noch in täglicher,
wenngleich sehr langsamer Fortbildung begriffen, indem die
Flut, mit
Schlick beladen, eine dünne
Schicht desselben auf dem
von ihr überschwemmten Land absetzt.
An den
Küsten von
Schleswig-Holstein
[* 15] erfolgt die
Bildung des Marschlandes hinter der äußern Dünenreihe,
welche von Südjütland bis
Texel die Inselreihe parallel der
Küste bildet; dort ist der Meeresboden so seicht, daß zur Zeit
der
Ebbe große teils thonige, teils sandige
Strecken desselben über das
Wasser treten, die sogen.
Watten, die dann eineVerbindung
zu Land zwischen mehreren
Inseln, z. B. zwischen
Föhr und
Amrum, gestatten. Während hier der Meeresboden selbst das
Material
zur
Erhöhung bildet, ist es
vor der Mündung der
Ströme der von diesen mitgebrachte und aus dem durch die
Flut aufgestauten
Wasser niederfallende
Schlick, der vorzugsweise an der Fortbildung des Marschlandes arbeitet und bewirkt,
daß sich vor den
Dämmen Marschvorland absetzt. Was der
Mensch von solchem
Lande durch
Damm- und Schleusenbau mit jahrhundertelangem
Fleiße sich zu eigen gemacht, entreißt ihm freilich oft eine einzige mit
Sturm verbundene
Springflut wieder.
Heinrich,
Komponist, geb. zu
Zittau,
[* 16] verriet schon früh
Spuren eines bedeutenden
musikalischen
Talents, bezog 1813 die
UniversitätLeipzig,
[* 17] um die
Rechte zu studieren, widmete aber den größten Teil seiner
Zeit der
Musik und ward endlich durch den
Kantor der Thomaskirche,
Schicht, ganz für diese gewonnen. Er bildete sich zunächst
zum Klaviervirtuosen aus, verlebte von 1817
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