mehr
verwendete er große
Mittel aus seinem Privatvermögen auf Kunstwerke, Sammlungen und Bauten: die
Münchener
Kirchen, die
Neue
Pinakothek, die
Befreiungshalle in
Kelheim, die
Propyläen wurden vollendet. Im ganzen verwendete Ludwig
21¾ Mill.
Gulden für Bauten
und
Kunst. Er starb in
Nizza,
[* 1] seine
Leiche wurde in der Bonifaciuskirche zu
München
[* 2] beigesetzt.
Bis zum höchsten
Alter war er körperlich und geistig frisch. Er war von stattlicher
[* 3]
Figur, seine
Haltung aber nicht straff,
auch infolge seiner
Schwerhörigkeit. In seinem Äußern war er höchst einfach und liebte den
Verkehr mit den verschiedensten
Volksschichten; wegen seiner leutseligen, witzigen Unterhaltungsgabe war er sehr beliebt, vor allem bei
den Künstlern. 1860 wurde in
München seine Reiterstatue errichtet. Er war seit mit der
Prinzessin
Therese von
Sachsen-Hildburghausen
(geb. gest. vermählt, die ihm vier
Söhne,
Maximilian, seinen Thronfolger (gest. 1864),
Otto, Exkönig
von
Griechenland
[* 4] (gest. 1867),
Luitpold (s. d.) und
Adalbert (gest. 1875), und vier Töchter,
Mathilde, Gemahlin
des
Großherzogs
Ludwig von
Hessen
[* 5] (gest. 1862), Adelgunde, vermählt mit dem
Herzog
Franz von
Modena
(Witwe seit 1875),
Hildegard,
Gemahlin des
Erzherzogs
Albrecht von
Österreich
[* 6] (gest. 1864), und
Alexandra (gest. 1875), gebar. Seine »Gedichte«
erschienen in 4
Bänden
(Münch. 1829-47). Außerdem veröffentlichte er:
»Walhallas Genossen«
(Münch. 1843)
und das vielfach aufgeführte
Lustspiel
»Rezept gegen Schwiegermütter« (nach dem
Spanischen, Berl. 1866).
Vgl.
Sepp, Ludwig
I.
Augustus
(Schaffh. 1869);
Heigel, Ludwig
I., König von
Bayern
[* 7] (Leipz. 1872);
Reidelbach, König Ludwig
I. von
Bayern und seine Kunstschöpfungen
(Münch. 1887).
18) Ludwig
II.
Otto
Friedrich
Wilhelm, Sohn
Maximilians II. und der
Königin
Maria, einer Tochter des
Prinzen
Wilhelm von
Preußen,
[* 8] geb. zu
Nymphenburg, sollte, mit 18
Jahren großjährig geworden, eine
Universität besuchen und
Staatswissenschaften
studieren, als ihn der unerwartete
Tod seines
Vaters zur Herrschaft berief. Eine Änderung in der
politischen
Haltung
Bayerns ward dadurch nicht verursacht. Mit den Staatsgeschäften befaßte sich der junge König nur so
weit, als es ganz unerläßlich war; selbst 1866 hielt er sich in gänzlicher Zurückgezogenheit auf
Schloß
Berg am
Starnberger
See und der benachbarten Roseninsel auf und überließ sich ganz seiner schwärmerischen
Neigung für die
Kunst
Richard
Wagners, den
er an seinen
Hof
[* 9] zog und mit Auszeichnungen und verschwenderischer
Freigebigkeit überhäufte.
Das romantische
Verhältnis des königlichen Kunstjüngers zu seinem
Meister war jedoch nicht von langer Dauer; Anfang 1866 wurde
Wagner entlassen. Ludwig
trat nun etwas aus seiner
Einsamkeit heraus und verlobte sich auch 1867 mit der Herzogin
Sophie von
Bayern (der jetzigen Herzogin von
Alençon); indes seit der
Auflösung dieser Verlobung in demselben Jahr wurde Ludwig
menschenscheuer
denn je und hielt sich nur selten in
München auf, meist auf
Schloß
Berg, den
Sommer in
Hohenschwangau und auf
Linderhof.
Der
Widerstand der klerikalen
Partei gegen das Ludwig
sehr sympathische
Ministerium
Hohenlohe und die Feindseligkeit
derselben gegen seinen hochverehrten
Lehrer
Döllinger wegen dessen
Opposition gegen das
vatikanische Konzil drängten den König
mehrfach, in den
Fragen des
Tags
Partei zu ergreifen; doch war seine Beteiligung an den öffentlichen
Dingen keine andauernde
und gleichmäßig thätige. Von großer Bedeutung war sein Auftreten im Juli 1870 beim
Ausbruch
des deutsch-französischen
Kriegs, bei
dem er rasch und entschlossen für
Teilnahme auf seiten
Preußens
[* 10] eintrat.
Auch trug er im Namen der übrigen Fürsten und Freien Städte im Dezember König Wilhelm die Kaiserwürde an. Dagegen nahm er am Kriege gar nicht teil, besuchte Versailles [* 11] nie und ließ sich selbst beim Einzug seines Heers in München nur wenig sehen. Im höchsten Grad stolz und eifersüchtig auf seine königliche Würde und Souveränität, vermied er möglichst persönliche Berührungen mit dem neuen Kaiserhaus und gab seine Mißstimmung über Ovationen, die Gliedern desselben dargebracht wurden, gelegentlich in gereizter Sprache [* 12] zu erkennen.
Ebenso aber trat er im Oktober 1875, als die klerikale Kammermajorität, durch verschiedene Vorfälle siegesgewiß und übermütig gemacht, in einer Adresse das ihm genehme Ministerium Pfretzschner offen anklagte und vom König, dessen Person sogar auf unziemliche Weise in die Debatte gezogen wurde, Erfüllung ihrer Wünsche sehr entschieden verlangte, dieser taktlosen Anmaßung schroff entgegen, versicherte 1876 im Landtagsabschied das Ministerium seines unerschütterten Vertrauens und enttäuschte sehr unliebsam die ultramontanen Hoffnungen.
Dieser festen
Haltung gegen die ultramontane Kammermajorität blieb er auch in den nächsten
Jahren getreu. Dagegen steigerte
sich seine Menschenscheu, so daß er selbst mit den
Ministern nur schriftlich verkehrte und bloß Bediente
und
Ordonnanzen in seiner Umgebung duldete. Er lebte meist in
Linderhof oder auf dem neuerbauten
Schloß Neuschwanstein bei
Hohenschwangau, das er mit großem Kostenaufwand erbaute. Auch auf Herrenchiemsee begann er einen großartigen
Bau nach dem
Muster des Versailler
Schlosses und ließ dies
Schloß wie
Linderhof im
Geschmack Ludwigs
XIV., des »roi-soleil«,
ausschmücken, den er schwärmerisch als sein
Ideal verehrte.
Die ins Ungeheure anschwellenden Kosten der Bauten beachtete er nicht und überhäufte die Zivilliste mit immer wachsenden Schulden. Die Vorstellungen der Kabinettsräte dagegen wurden mit Entlassung beantwortet. Nachdem der Finanzminister Riedel 1884 die drückendsten Schulden durch eine Anleihe gedeckt hatte, steigerten sich nur die Bausucht und Verschwendungslust des Königs; er verlangte immer neue Millionen und erließ 1886 Verhaftsbefehle gegen die sich weigernden Minister. Um die Staatsgeschäfte kümmerte er sich gar nicht mehr.
Die Mitglieder des königlichen
Hauses und die
Minister mußten unter diesen Umständen eine Geisteserkrankung
des
Königs annehmen, und nachdem die Irrenärzte den Argwohn 8. Juni bestätigt hatten, übernahm
Prinz
Luitpold 10. Juni die
Regentschaft,
da der jüngere
Bruder des
Königs,
Otto, gleichfalls geisteskrank war. Ludwig
wurde von Neuschwanstein nach
Schloß
Berg gebracht,
stürzte sich aber auf einem Spaziergang im
Park 13. Juni den
Starnberger
See; sein Begleiter, der Irrenarzt
Gudden, ertrank beim
Versuch, ihn zurückzuhalten, gleichfalls. Die
Sektion des
Gehirns bestätigte die
Vermutung unheilbarer
Geisteskrankheit.
Nomineller Nachfolger auf dem
Thron
[* 13] wurde sein
Bruder
Otto.
[Frankreich.]
19) Ludwig I., König von Aquitanien, römischer Kaiser, s. Ludwig 1).
20) Ludwig II., der Stammler (le Bègue), Sohn Karls des Kahlen und der Irmentrud, geb. 846, wurde von seinem Vater 867 zum König von Aquitanien ernannt und folgte ihm 877 in Frankreich. Er starb 10. April 879 in Compiègne. Er war vermählt mit Ansgarde von Burgund, die ihm Ludwig III. und Karlmann, sodann mit Adelheid, die ¶