Lind.,
bei botan. Namen Abkürzung für J. ^[Jean Jules] Linden, geb. 1817 zu Luxemburg, [* 1] Direktor des botanischen Gartens in Brüssel. [* 2]
bei botan. Namen Abkürzung für J. ^[Jean Jules] Linden, geb. 1817 zu Luxemburg, [* 1] Direktor des botanischen Gartens in Brüssel. [* 2]
Lindau,
[* 4] 1) unmittelbare Stadt und klimatischer Kurort im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, auf einer Insel im Bodensee, welche mit dem Festland durch eine 219 m lange Holzbrücke und durch einen 555 m langen Eisenbahndamm in Verbindung steht, Knotenpunkt der Linien München-Lindau der Bayrischen Staatsbahn und Bludenz-Lindau der Vorarlberger Bahn, 394 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein altes und ein neues Rathaus, einen alten römischen Wartturm (»Heidenmauer«),
eine bedeutende Getreideschranne, ein
Theater,
[* 5] eine Badeanstalt
[* 6] (für römisch-irische und
russische Bäder), 2 Seebadeanstalten,
ein reichdotiertes
Spital, einen monumentalen
Brunnen
[* 7] und einen sehr schönen
Hafen (Maximilianshafen), an welchem seit 1856 das
Standbild des
Königs
Maximilian II. steht. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der
Garnison (1
Bat.
Infanterie Nr. 3)
5329, meist Katholiken. Die
Industrie ist nur unbedeutend und beschränkt sich auf Teigwarenfabrikation
und Herstellung kondensierter
Milch, dagegen wird bedeutender
Wein-,
Obst- und Gemüsebau betrieben. Der
Handel, unterstützt
durch eine Reichsbanknebenstelle, eine
Filiale der
Bayrischen
Notenbank und den lebhaften Dampfschiffsverkehr auf dem
Bodensee,
ist vorzugsweise ein lebhafter
Speditions- und Transithandel nach der
Schweiz
[* 8] und
Italien.
[* 9] Lindau
hat ein
Amtsgericht, ein
Hauptzollamt, eine
Latein-, eine
Real- und eine Musikschule und eine Stadtbibliothek (mit
Handschriften,
Inkunabeln und interessanter
Bibelsammlung). - Bereits die
Römer
[* 10] hatten auf der
Insel ein
Lager
[* 11] gegen die Vindelizier und
Alemannen
(Castrum Tiberii).
Zur Zeit der
Karolinger kommt (882) der
Ort urkundlich unter dem
Namen Lintowa, 1268 als Lindavia
Civitas
vor. In einer
Urkunde
Rudolfs von
Habsburg von 1274 erscheint Lindau
als Reichsstadt, doch war die
Vogtei daselbst im 14. Jahrh.
den
Grafen von
Montfort (am
Oberrhein) verpfändet. Lindau
war Sitz eines kaiserlichen
Landgerichts und schloß sich 1331 dem
Schwäbischen
Städtebund an. 1496 fand ein
Reichstag daselbst statt. Die
Stadt trat 1530 der
Reformation bei, unterzeichnete
die
Confessio tetrapolitana und schloß sich dem
Schmalkaldischen
Bund an. 1646-47 wurde sie von den
Schweden
[* 12] unter
Wrangel vergeblich
belagert.
Nachdem sie ihre Reichsunmittelbarkeit gegenüber der Äbtissin des dortigen
Stifts
Jahrhunderte hindurch behauptet hatte,
fiel sie 1803 an den
Fürsten von Bretzenheim, 1804 an
Österreich
[* 13] und 1805 an
Bayern.
[* 14] Auf derselben
Insel,
auf welcher Lindau
liegt, befand sich ein gefürstetes freiweltliches Frauenstift, welches angeblich bereits 866 bestand
und 1803 aufgelöst wurde.
Vgl. Boulan, Lindau
vor altem und jetzt
(Lind. 1872);
Grube, Lindau
,
Bregenz
[* 15] und Umgebung (2. Aufl., das.
1879);
Koch, Lindau Wanderungen durch Stadt und Gegend (3. Aufl., das. 1879).
[* 4] ^[Abb.: Wappen [* 16] von Lindau.]
2) Stadt im Herzogtum Anhalt, [* 17] Kreis [* 18] Zerbst, [* 19] an der Linie Berlin-Blankenheim der Preußischen Staatsbahn, hat eine Burgruine und (1885) 987 evang. Einwohner.
[* 4] 1) Rudolf, Diplomat und Schriftsteller, geb. zu Gardelegen, [* 20] ging 1860 als diplomatischer Vertreter der Schweiz nach Japan, [* 21] um den Handelsvertrag zwischen beiden Ländern vorzubereiten, verweilte längere Zeit in China und Siam und kehrte erst 1870, kurz vor Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs, nach Europa [* 22] zurück. Er machte denselben in dem Generalkommando der Garde als Sekretär [* 23] des Prinzen August von Württemberg [* 24] mit und wurde nach dem Frieden der deutschen Botschaft in Paris [* 25] attachiert, 1878 aber in das Zentralbüreau des Reichskanzlers nach Berlin [* 26] berufen und 1880 zum Wirklichen Legationsrat im Auswärtigen Amt befördert.
Durch den bayrischen Verdienstorden war ihm schon früher der persönliche Adel verliehen worden. Lindau war lange Jahre hindurch ein angesehener und fleißiger Mitarbeiter an der »Revue des Deux Mondes«. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Voyage autour du Japon« (2. Aufl., Par. 1865);
»Die preußische Garde im Feldzug 1870/71« (Berl. 1872);
der Roman »Robert Ashton« (Stuttg. 1877);
»Vier Novellen und Erzählungen« (das. 1877);
die Novellen: »Liquidiert« (das. 1877) und »Schiffbruch« (das. 1877);
die Romane: »Gordon Baldwin« (Berl. 1878),
»Gute Gesellschaft« (Bresl. 1880, 2 Bde.) und »Der Gast« (das. 1883);
die Erzählungen: »Die kleine Welt« (Berl. 1880),
»Wintertage« (Bresl. 1883) und »Auf der Fahrt« (Berl. 1886). - Sein Bruder Richard Lindau, geb. zu Genthin, widmete sich gleichfalls der diplomatischen Laufbahn, war Konsul des Norddeutschen Bundes zu Nagasaki in Japan, machte dann große Reisen (nach den Fidschiinseln, [* 27] nach Honolulu, [* 28] Australien [* 29] etc.), wurde nach seiner Rückkehr 1874 zum Konsul in Marseille [* 30] ernannt, beim Ausbruch der karlistischen Umtriebe nach Bayonne delegiert, wo er die Interessen des Deutschen Reichs kräftigst zu vertreten wußte, und ist seit 1876 Konsul, seit 1881 Generalkonsul in Barcelona. [* 31]
2) Paul, dramat. Dichter und Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. zu Magdeburg, [* 32] besuchte dort das Gymnasium zum Kloster Unsrer Lieben Frauen und später die lateinische Schule in Halle, [* 33] studierte daselbst und in Berlin und beschloß sehr früh, sich der litterarischen Laufbahn zuzuwenden. Seine Vorstudien für dieselbe machte er bei einem mehrjährigen Aufenthalt in Paris, von wo er für deutsche Zeitungen korrespondierte und sich mit den Mitteln, wodurch die französischen Theaterdichter, Kritiker, Feuilletonisten auf das Publikum wirken, in intimer Weise vertraut machte. 1863 nach Deutschland [* 34] zurückgekehrt, übernahm er die Redaktion der »Düsseldorfer Zeitung« und ward Anfang 1866 Chefredakteur der »Elberfelder Zeitung«, welche er bis zum Herbst 1869 leitete. Außer der heinisierenden Sommerreise »Aus Venetien« (Düsseld. 1864) und einem Skizzenbuch: »Aus Paris. Beiträge zur Charakteristik des gegenwärtigen Frankreich« (Stuttg. 1865),
hatte Lindau bis dahin zahlreiche Aufsätze, politische Broschüren etc. veröffentlicht;
mit den »Harmlosen Briefen eines deutschen Kleinstädters« (Leipz. 1870, 2 Bde.; 2. Aufl., Bresl. 1879) betrat der Autor sein eigenstes Gebiet.
Mit Witz und schärfster Satire, nicht ohne gelegentliche Bosheit geißeln diese Briefe zumeist litterarische Sünden und Geschmacklosigkeiten, die Impotenz gewisser Poeten und die stümperhafte Oberflächlichkeit öffentlicher Wortführer. Sie wirkten in dieser Hinsicht vortrefflich, obgleich sie vom Hauptgebrechen der modernen Satire, jenem Cynismus nicht frei sind, welcher gleichmäßig über edle und unedle Bestrebungen, über aufrichtigen Idealismus so gut wie über den kraftlosen Schein desselben die Schalen seines Spottes ausgießt. Ähnliche ¶