vollständig aufgetragen und dann erst durch einen Lacküberzug geschützt wird. Dieser
Lack
(Gummilack) muß sehr hell und
durchsichtig sein. Die Ornamentik schließt sich sowohl in
Indien als in
Persien
[* 1] an streng vegetabilische
Elemente an. Nur in
Persien werden in diese stilisierten Pflanzenmuster
Medaillons mit ebenfalls stilisierten oder doch typisch behandelten,
nicht der
Natur nachgebildeten menschlichen
Figuren eingefügt. Bisweilen wird das Pflanzenornament noch durch
Vögel
[* 2] belebt.
Die Färbung ist im
Gegensatz zu
China
[* 3] und
Japan eine außerordentlich reiche. Sie ist augenscheinlich durch die Shawlfabrikation
in
Kaschmir
[* 4] beeinflußt. Wenigstens sind die
Muster sowohl als das Farbensystem eng verwandt.
Grün,
Rot,
Gelb und
Blau sind die Lieblingsfarben, besonders das erste, welches mit
Gold
[* 5] zu einer entzückenden Farbenverbindung gebracht wird.
Für den
Grund wird dann auch ein tiefes
Blau verwendet. Im fernern
Gegensatz zu Japanern und
Chinesen, deren Dekorationssystem
ein durchaus regelloses und willkürliches, ja absichtlich jeder
Regel trotzendes ist, so daß bisweilen eine
Pflanze, ein
Vogel, ein
Insekt in die
Eckeoder an den
Rand einer
Fläche gesetzt wird und der übrige Teil der
Fläche leer bleibt,
überziehen die
Inder und
Perser die ganzen
Flächen, z. B. Deckel, Vorder-,
Rücken- und Nebenflächen eines Kästchens, mit
einem dichten ornamentalen
Gewebe,
[* 6] welches systematisch durch
Borten eingefaßt ist, in denen sich das
einmal verwendete
Motiv rhythmisch wiederholt.
Dieses ornamentale
System ist dem der
Renaissance, welches aus
Pflanzen systematisch entwickelt ist, durchaus verwandt und steht
deshalb dem europäischen
Geschmack ungleich näher als die regellose
Willkür der Ostasiaten. Bisweilen werden in
Indien die
Muster auch aus mehreren aufgetragenen Lackschichten herausradiert. Die
Stoffe dieser Lackarbeiten sind starkes
Papier,
Papiermaché und leichtes
Holz.
[* 7] Es sind meist
Schalen,
Büchsen,
Flaschen, Fächerbehälter,
Teller und Buchdeckel. In
Indien selbst,
wo die besten Lackarbeiten in
Kaschmir gemacht werden, lackiert man auch
Stühle,
Tische und Bettgestelle. Es gibt auch lackierte
Spielkarten,
die mit
Figuren bemalt sind. Die indischen und persischen Lackwaren halten an
Güte des
Materials mit den
japanischen den
Vergleich aus.
Vgl.
Semper, Der
Stil in den technischen und tektonischen
Künsten, Bd. 1 (2. Aufl., Stuttg.
1876);
Bucher, Geschichte der technischen
Künste, Bd. 1 (das. 1878);
Sind die
Salze im Überschuß vorhanden, so wird bei hinreichendem Zusatz des Fällungsmittels mehr
Oxyd
gefällt, als dem
Farbstoff entspricht, und man erhält Mischungen der eigentlichen Lackfarbe mit den
Oxyden, verdünnte Lackfarben. Enthält
die Farbstofflösung
schwefelsaure Magnesia, und erhitzt man sie mit überschüssigem kohlensauren
Ammoniak zum
Sieden, so erhält
man äußerst lockern Magnesialack. Sehr schöne Lackfarben gibt
Thonerdenatron, aus welchem das
Thonerdehydrat mit
dem
Farbstoff durch
Säuren gefällt wird.
Man benutzt Lackfarben als
Wasser- und
Ölfarbe, in der
Buntpapier- und Tapetenfabrikation; sie besitzen eine gewisse
Durchsichtigkeit
(lasieren) und müssen gewöhnlich dünn aufgetragen werden, weil in stärkerer
Schicht ihre sonst feurige eigentümliche
Farbe häufig verschwindet und bisweilen metallisch grüne oder bronzeartige
Reflexe auftreten. Aus einem
und demselben
Farbstoff kann man je nach der
Wahl des farbstoffaufnehmenden
Körpers verschiedene Lackfarben darstellen.
Gegenstände aus
Holz,
Leder,
Metall etc. mit einem glatten, glänzenden, durchsichtigen oder undurchsichtigen
Anstrich versehen. Die natürlichen oder mit
Ölfarbe gestrichenen Oberflächen von
Holz und
Metall werden zum
Schutz oder zur Verschönerung mit durchsichtigem
Lack überzogen. Mit
Ölfarbe gestrichenes
Holz erhält dabei in der
Regel nur
einen Lackanstrich.
Metall wird durch wiederholtes abwechselndes Auftragen der mit fettem
Kopal- oder Bernsteinlack angemachten
Farbe und des reinen Firnisses lackiert.
Nach jedesmaligem
Anstrich trocknet man die Gegenstände in Trockenräumen bei 50-75° und gibt ihnen
zuletzt durch
Schleifen mit
Bimsstein,
Polieren mit
Tripel und
Abputzen mit
Puder den höchsten
Glanz. Viel komplizierter ist das
Lackieren mit undurchsichtigen
Lacken.
Holz wird mit
Bimsstein geschliffen, mit heißem Leinölfirnis, welchem etwas
Bleiweiß
[* 14] oder
Umbra zugesetzt wurde, getränkt, zwei bis viermal mit einer Grundfarbe ausBernsteinfirnis,
Bleiweiß,
Mennige und
Umbra überzogen, nach völligem
Trocknen des letzten Überzugs geschliffen, dann wiederholt mit der in
Bernstein-
oder Kopalfirnis angemachten
Farbe gestrichen, abermals geschliffen, zwei- bis dreimal mit Kopalfirnis überzogen, nochmals
geschliffen, mit
Tripel poliert und mit
Puder abgeputzt. In die Lackierung werden manchmal
Verzierungen aus dünner
Perlmutter oder Metallblech eingedrückt und schließlich mit klarem Kopalfirnis überzogen
(eingelegte Arbeit,
Nacré chinois
mit den
Schalen von
Nautilus oder Haliotis).