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Raupen, verschmähen aber auch kleine Wirbeltiere nicht und rauben Eier [* 1] aus den Nestern. Sie brüten nicht selbst, sondern legen ihre Eier meist einzeln in die Nester andrer Vögel, [* 2] aus welchen sie dabei ein Ei [* 3] entfernen, welches öfters verschlungen wird. Die Erziehung eines Kuckucks hat regelmäßig bei denjenigen Arten, welche ihre Eier in die Nester kleinerer Vögel legen, immer die Vernichtung der rechtmäßigen Brut zur Folge. Unser Kuckuck (Gauch, C. canorus L., s. Tafel »Klettervögel«) [* 4] ist 36 cm lang, 63 cm breit, oben aschgrau, auf der Unterseite grauweiß, Brust und Bauch [* 5] mit schwärzlichen Querstreifen, auf dem Schwanz weiß gefleckt; das Auge [* 6] ist hochgelb, der Schnabel schwarz, die Schnabelwurzel und der Fuß gelb. Er bewohnt den Norden [* 7] der Alten Welt, besonders höhere Breiten, steigt auch im Gebirge bis zur Schneegrenze und wandert südlich bis zu den Sundainseln und Südwestafrika.
Bei uns weilt er von Mitte April bis Anfang September. Obwohl Baumvogel, findet er sich doch auch auf kahlen Strecken, welche reich an kleinen Vögeln sind, daher am häufigsten in Mischwaldungen und wasserreichen Niederungen. Er behauptet ein großes Revier, ist stets in Bewegung, fliegt zierlich, schnell, falkenähnlich, bewegt sich aber auf dem Boden ungeschickt, schreit viel und ist ungemein gefräßig. Das Weibchen durchfliegt die Reviere mehrerer Männchen, gibt sich jedem hin und lebt nie mit einem einzelnen in längerer Gemeinschaft; doch wird ihm das Revier, in welchem es sein erstes Ei untergebracht hat, zur engern Heimat, in die es jährlich wie das Männchen zurückkehrt.
Gegen andre Vögel verträglich, verfolgt der Kuckuck seinesgleichen mit blinder Wut, weil er in jedem einen Nebenbuhler sieht. Er selbst wird von den kleinen Vögeln, denen er seine Eier aufbürdet, beständig angefeindet. Man kennt ca. 70 Vogelarten, welche gelegentlich Kuckuckseier ausbrüten; am häufigsten aber werden die Nester der Schilfsänger, Stelzen, Grasmücken und Pieper vom Kuckuck heimgesucht. Die Kuckuckseier sind verhältnismäßig klein, kaum größer als die des Haussperlings, und immer der Färbung der Eier, mit welchen sie zusammen ausgebrütet werden sollen, sehr ähnlich (s. Tafel »Eier I«). [* 1]
Wahrscheinlich legt jedes Weibchen nur in die Nester einer und derselben Art, wahrscheinlich derjenigen, in deren Nest es aufgewachsen war, und nur im Notfall in die Nester andrer Vögel (wo dann das Kuckucksei durch abweichende Färbung auffällt), in jedes Nest nur ein Ei, und wenn sich bereits Eier des Pflegers in dem Nest befinden. Wenn möglich, setzt sich das legende Kuckucksweibchen auf das Nest, sonst aber auch auf die Erde und trägt in diesem Fall das Ei mit dem Schnabel in das Nest. Es kehrt auch wiederholt zu dem Nest zurück und soll Eier und selbst Junge, niemals aber ihre eignen hinauswerfen.
Italien

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Italien.Nach andern Beobachtern wirft es nur gelegentlich beim Legen ein Ei heraus. Man nimmt an, daß das Weibchen nach je 6-8 Tagen ein Ei lege. Der junge Kuckuck wächst schnell, bedarf vieler Nahrung, entzieht diese der rechtmäßigen Brut, welche er schließlich aus dem Nest herauswirft, wird aber trotzdem von den Pflegeeltern mit der größten Aufopferung ernährt. Über die Ursache des Nichtbrütens ist nichts bekannt. In der Gefangenschaft wird der Kuckuck leicht zahm. In Italien [* 8] und Griechenland [* 9] erlegt man den Kuckuck auch für die Küche.
In der Mythologie ist der Kuckuck der Vogel des Frühlings, der Verkünder der heißen Jahreszeit, der ersten Gewitter, oft auch ein phallisches Symbol; er sitzt auf dem Zepter der Hera, [* 10] und sein Ruf galt als gutes Vorzeichen für Heiratslustige. Er ist auch der treulose Ehemann, der Spötter, anderseits der Ehemann einer treulosen Frau (cocu). Da niemand sieht, wie der Kuckuck verschwindet, so ist er unsterblich, hat alles gesehen und weiß alles, daher prophezeit er die Lebensdauer.