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schlechtsstoffe entstehen in Verdickungen der Ränder der bereits erwähnten Mesenterialfalten und gelangen bei der Reife direkt in den Magen [* 1] und von ihm aus ins Freie. Häufig sind die Geschlechter getrennt, aber auch dann, wenn Eier [* 2] und Samenfäden dicht nebeneinander in demselben Tier entstehen, sind sie vielfach nicht zu gleicher Zeit reif, so daß also dasselbe Individuum bald männlich, bald weiblich ist. Die Befruchtung [* 3] erfolgt stets im Innern des mütterlichen Körpers; ebenso geht hier die Entwickelung der Larven bis zu einer gewissen Grenze vor sich. Später schwärmen diese aus und schwimmen eine Zeitlang im Meer umher, bis sie sich festsetzen. Sie bestehen alsdann aus einer einfachen sogen. Gastrula und erhalten ihre Tentakeln um die Mundöffnung erst nach und nach.
Neben der eben geschilderten geschlechtlichen Fortpflanzung findet sich in hohem Grad entwickelt auch die ungeschlechtliche durch Sprossung und Teilung vor. Knospen [* 4] (K) können am ganzen Umfang des Korallpolypen [* 5] auftreten, sowohl an der Seite als von der Anheftungsstelle, wie endlich vom Mundrand her; bleiben nun die neugebildeten Individuen mit den alten verbunden, so entstehen die Polypenstöcke. In ihnen sind die Einzeltiere in eine gemeinschaftliche Masse eingebettet und kommunizieren alle miteinander, so daß die von jedem von ihnen erworbenen Nahrungssäfte der Gesamtheit zu gute kommen. In einem solchen Tierstaat herrscht also bei völliger Gleichwertigkeit der Individuen der vollendetste Kommunismus.
Eine wichtige Rolle bei dem Aufbau der Polypenstöcke spielen die Skelettbildungen. Diese entstammen meist dem Ektoderm und treten bei einer Unterklasse der in Gestalt von einzelnen nadelförmigen Kalkkörperchen auf. Indem sie aber unter sich verwachsen, geben sie zu den oft steinharten Kalkskeletten Anlaß, aus denen manche sogen. Korallen [* 6] (s. d.) bestehen. Ferner können auch Teile des Körpers verhornen, so daß also auch Hornskelette, entweder mit oder ohne Kalk, existieren.
Endlich versteinert durch Kalkablagerung in einem Polypenstock oft die ganze Masse, welche die Einzeltiere untereinander verbindet (das sogen. Cönenchym), so daß also nur diese selbst noch weich und beweglich bleiben und sich nach Belieben über das gemeinsame Skelett [* 7] hervorstrecken oder in dasselbe zurückziehen können. So entsteht bereits eine Mannigfaltigkeit von Formen der Polypenstöcke, die noch dadurch vermehrt wird, daß die Sprossung und unvollkommene Teilung die einzelnen Individuen in verschieden hohem Grad miteinander in Verbindung beläßt.
Die Korallpolypen sind sämtlich Meeresbewohner und sind im allgemeinen auf die wärmern Zonen angewiesen, während allerdings einige Arten sogar im hohen Norden [* 8] vorkommen. In bedeutenden Tiefen leben nicht wenige, indessen sind weitaus die meisten in der Nähe der Küsten zu finden; namentlich gilt dies von denjenigen Formen, welche die Korallenriffe [* 9] (s. d.) erzeugen. Alle Korallpolypen sind fleischfressende Tiere; zur Beute fallen ihnen hauptsächlich kleine Krebse, Larven verschiedener Tiere etc., aber auch Fische. [* 10]
Man teilt die lebenden Korallpolypen nach der Zahl ihrer Tentakeln in die achtarmigen Octactinia und die vielarmigen Polyactinia ein. Zu den erstern gehören die sogen. Seefedern (Pennatulidae), die nachts ein schönes Licht [* 11] ausstrahlen (s. Abbildung auf Tafel »Korallen«),
ferner die vielgestaltigen sogen. Horn- oder Rindenkorallen (Gorgonidae),
von denen die zu Schmucksachen [* 12] verwendete weiße Koralle (Isis) [* 13] und die Edelkoralle (s. d.) die bekanntesten sind, und endlich die Orgelkorallen (Tubiporidae, s. Tafel »Korallen«). Die Polyactinia, deren Tentakeln an Zahl entweder sechs oder ein Vielfaches von sechs betragen, sind teils ganz weich wie die Seeanemonen oder Aktinien (s. d.), teils mit horniger Achse versehen (Antipatharia), teils verkalkt und dann an der Korallenbildung beteiligt (s. Korallen). - Unter den versteinerten Korallpolypen gehören die jüngern Formen aus dem Jura und der Trias den Polyaktinien an, dagegen bilden die ältern aus der Grauwacke und andern paläozoischen Schichten eine besondere Klasse, die Tetracorallia, mit ein oder mehrere Male vier Tentakeln.
Diese ist zwar schon lange ausgestorben, indessen machen auch die heutigen in ihrer Entwickelung ein Stadium mit nur vier Tentakeln durch und erinnern in dieser Weise an ihren Ursprung. Eine besonders merkwürdige Form ist die früher zu den Brachiopoden [* 14] gerechnete, mit einem Deckel versehene Calceola sandalina (s. Tafel »Devonische Formation«).
Vgl. Milne-Edwards und Haime, Recherches sur les polypiers (Par. 1848-52);
Lacaze-Duthiers, Mémoire sur les Antipathaires (das. 1864-65);
Kölliker, Die Pennatulide Umbella etc. (Frankf. 1872);
Panceri, Gli organi luminosi e la luce delle Pennatule (Neapel [* 15] 1871);
Hollard, Monographie du genre Actinia (Par. 1851);
Gosse, British Sea Anemones (Lond. 1860);
Hertwig, Die Aktinien (Jena [* 16] 1879);
Andres, Le [* 17] Attinie del golfo di Napoli (Leipz. 1884).