Italien, wo die Päpste den Orden begünstigten. Er blieb in jener Familie, bis ihn Andreas Angelicus Flavius an den
Herzog Johann Franz Farnese von Parma übertrug, der 1699 vom Kaiser Leopold I. ein Diplom erhielt, das diese Übertragung perfekt
machte; diesem Akt folgte die Anerkennung seitens der Päpste Innocenz XII. und Clemens XI. Als der Infant
Don Karlos neben Neapel 1731 auch Parma geerbt hatte, organisierte er den Orden neu und nannte ihn Konstantinsorden vom heil. Georg.
Als Don Karlos 1759 den spanischen Thron bestieg, forderte der neue Herzog Philipp von Parma vergebens die Großmeisterwürde.
Der Orden blieb bei Neapel, bis Joseph ihn 1806 aufhob. Nach dem Sturz Napoleons I. verlangte die Kaiserin
Maria Luise, Herzogin von Parma, als direkt von den Farnese abstammend, 1816 die Großmeisterwürde und gab dem Orden neue Statuten.
Die beiden Häuser ließen es fortan stillschweigend geschehen, daß jedes den Orden verteilte, bis dieser
mit der Einverleibung Siziliens und Parmas in Italien (1860) erlosch. Der sizilische Konstantinsorden verlieh den Adel und teilte sich in drei
Klassen: Großkreuze, Ritter und dienende Brüder. Die Großkreuze trugen Kreuz und Stern, die Ritter das Kreuz. Das Band war blau.
Der parmesanische Konstantinsorden war Militärorden und hatte sechs Klassen: Senatoren-Großkreuze mit und ohne Kette,
Komture, Ritter erster und zweiter Klasse und dienende Brüder.
Vgl. Prinz Rhodokanakis, The imperial Constantinian Order of St.
George (Lond. 1870, 2 Bde.).
die nach einer Komposition Raffaels in den Stanzen des Vatikans zu Rom von G. Romano ausgeführte Freskodarstellung
der berühmten Schlacht Konstantins gegen Maxentius an der Milvischen Brücke (313 n. Chr.).
[* ] (früher Kostenze, Kostentz; die Form Kostnitz ist tschechischen Ursprungs und seit Huß'
Zeiten mißbräuchlicherweise üblich geworden), Hauptstadt des bad. Kreises Konstanz, der 1864, 40 qkm (33,86 QM.) Areal und (1885)
132,464 Einw. hat, in anmutiger Lage am Ausfluß des Rheins aus dem Bodensee und an den Linien Mannheim-Konstanz der Badischen Staats-
sowie Romanshorn-Konstanz und Konstanz-Winterthur der Schweizerischen Nordostbahn, 308 m ü. M., besteht
aus dem ehemaligen Kloster, jetzt zu Kasernen umgewandelten Petershausen, den Stadtteilen Seehausen und
Paradies mit zahlreichen Gärten und Gemüsefeldern auf dem rechten und der Kreuzlinger Vorstadt auf dem linken Rheinufer.
Unter den Gebäuden der Stadt ist der Dom, eine 1052-1068 erbaute Säulenbasilika, das hervorragendste. Chor und Nebenschiffe
sind im 15. Jahrh. umgebaut und neuerdings das ganze Gebäude restauriert
worden. Von der neuen gotischen Turmpyramide genießt man eine prächtige Aussicht auf die Alpen. Zu den Sehenswürdigkeiten
des Doms gehören das Schnitzwerk der Chorstühle und Portalthüren von Nik. Lerch (1470), die Krypte, die reiche Schatzkammer,
mehrere interessante Grabmäler etc. Die meisten Sitzungen des Konzils (s. unten) wurden im Dom gehalten,
und noch zeigt man die Stelle, wo Huß 1415 bei seiner Verurteilung gestanden haben soll.
Andre kirchliche Gebäude sind: die gotische Stephanskirche, die den Altkatholiken eingeräumte Augustinerkirche (15.
Jahrh.), die im romanischen Stil erbaute evang. Kirche und die 1884 erbaute Synagoge. Das ehemalige Dominikanerkloster
(1875 zum Inselhotel umgebaut), das sich mit dem Dom in die Konzilssitzungen teilte, enthält das Grab des berühmten Griechen
Manuel Chrysolaras ^[richtig: Chrysoloras] und war 89 Tage lang Huß' Kerker. Ein Wahrzeichen der Stadt ist das 1388 erbaute Kaufhaus,
das während des Konzils als Konklave diente.
Sein großer Saal, in welchem 1417 der Papst Martin V. gewählt wurde, ist jetzt von Fr. Pecht und Schwörer
mit Fresken aus der Konstanzer Kulturgeschichte geschmückt. Das Kanzleigebäude, mit historischen Fresken von Ferd. Wagner
an der Außenseite geziert, enthält ein reiches Archiv. Das Wessenberg-Haus mit der Büste des 1860 hier verstorbenen Generalvikars
und Stifters birgt eine Gemäldegalerie und die große städtische Bibliothek. Ferner sind bemerkenswert:
das Rosgartenmuseum, ein altes Zunfthaus mit einer vortrefflichen Sammlung von Gegenständen aus der Natur und der Geschichte
von Konstanz und der Umgegend;
das Gasthaus Barbarossa, in welchem Kaiser Friedrich 1183 den Frieden mit den lombardischen Städten schloß;
das Huß-Häuschen am Schnetzthor, in welchem Huß wohnte und gefangen genommen wurde;
die Vincentsche
Sammlung von Glasgemälden, der schöne Hafen mit Leuchtturm etc. Die Bevölkerung beträgt (1885) mit der Garnison (einem Infanteriereg.
Nr. 114) 14,601 Seelen, darunter (1880) 2423 Evangelische und 362 Juden.
Die Industrie erstreckt sich auf Baumwollweberei und
-Druckerei, Fabrikation wasserdichter Stoffe, von Säcken, Jutegeweben, Leinen und Segeltuch, Chemikalien,
Herden, Schlössern und Kassenschränken, Steppdecken, Schirmen, Öfen und Thonwaren, Trikotagen, Seife, Lichtern, Tapeten, Weißwaren,
Briefkouverten und Falzziegeln, auf Glockengießerei, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen etc. Der Handel wird außer
durch die Eisenbahnen und die Dampfschiffahrt auf dem Bodensee durch eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle,
die Rheinische Kreditbank und andre Bankgeschäfte unterstützt. Konstanz ist Sitz eines Landeskommissars für die Kreise Konstanz, Villingen
und Waldshut, eines Bezirksamtes, eines Landgerichts, einer Oberpostdirektion, einer Bezirksforstei und eines Hauptsteueramtes.
Die städtische Verwaltung zählt 14 Magistratsmitglieder u. 72 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk Konstanz gehören die Amtsgerichte
zu Donaueschingen, Engen, Konstanz, Meßkirch, Pfullendorf, Radolfzell, Stockach, Überlingen und Villingen. An höhern
Schulen und andern Anstalten befinden sich in ein Gymnasium, eine Realschule, ein Rettungshaus für verwahrloste Mädchen etc.
Die nächste Umgebung von Konstanz ist mit schönen Anlagen geziert, südwestlich angrenzend liegt das schweizerische Kreuzlingen,
weiter im Untersee die Insel Reichenau und an demselben auf einer Anhöhe das Schloß Arenenberg (s. d.),
endlich im Überlinger See die Insel Mainau (s. d.).
Geschichte. Konstanz wurde nach der gewöhnlichen Annahme von den Römern 378 gegen die Alemannen angelegt, aber schon im 5. Jahrh.
von den letztern zerstört. Die neuentdeckten ausgedehnten Pfahlbaustätten weisen aber noch auf weit
frühere menschliche Ansiedelungen, und auch die römische Gründung ist wohl älter als das 4. Jahrh. Um 570 soll der Bischofsitz
von Windisch unter Bischof Maximus hierher verlegt sein. Das Bistum Konstanz, mit den Schweizer Besitzungen