sind. Nach
Stahls Untersuchungen steht diese
Blattstellung
[* 1] mit dem Erdmagnetismus in gar keiner Beziehung, sie ist vielmehr
nur ein besonderer
Fall von
Heliotropismus, wie er bei der großen
Mehrzahl der
Laubblätter beobachtet wird; die
Blätter des
wilden
Lattichs unterscheiden sich von denen andrer
Pflanzen nur durch ihre größere
Empfindlichkeit gegenüber
intensivem
Licht.
[* 2]
Wiesner hat gezeigt, daß die fixe Lichtlage der
Blätter im allgemeinen nicht durch das direkte Sonnenlicht,
sondern durch das zerstreute
Licht bestimmt wird.
Gerade in diesem
Punkt macht der wilde
Lattich eine Ausnahme.
Pflanzen, die nur in den Morgenstunden von der
Sonne
[* 3] beschienen
werden, stellen ihre
Blätter senkrecht auf die
Strahlen der Morgensonne; dasselbe gilt in analoger
Weise
für
Stöcke, die nur in den Nachmittagsstunden das Sonnenlicht genießen. Bei vollständig frei stehenden und den ganzen
Tag über besonnten
Pflanzen ist die Oberseite der einen
Blätter nach
Osten, die der andern nach
Westen gekehrt. Diese
Erscheinung
ist an derHand
[* 4] der bekannten Wachstumsgesetze leicht zu erklären.
Das
Licht der aufgehenden
Sonne fällt bei einem Teil der in Entstehung begriffenen
Blätter auf die Rückseite, bei einem andern
unter mehr oder weniger spitzem
Winkel
[* 5] auf die Vorderseite. Diese letztern
Blätter werden die notwendigen
Krümmungen, resp.
Torsionen ausführen, bis sie mit ihrer Oberseite senkrecht zum Sonnenlicht stehen.
Bald nimmt aber infolge
der starken
Beleuchtung
[* 6] und der gesteigerten
Transpiration die Wachstumsintensität und mit ihr die Fähigkeit, heliotropische
Bewegungen auszuführen, ab; die
Blätter verharren in der eingenommenen
Stellung.
Gegen
Abend, wo die Wachstumsbedingungen wieder günstiger werden, nehmen dann die schon in der Knospenlage nach
Westen schauenden
Blätter die Senkrechtstellung zum
Lichte der untergehenden
Sonne ein. Offenbar erwachsen der
Pflanze durch
diese
Blattstellung gewisse Vorteile: geringerer Wasserverlust durch
Transpiration und Milderung des zu intensiven Sonnenlichts.
Damit stimmt überein, daß die Meridianstellung am schärfsten hervortritt bei
Exemplaren, die an trocknen Standorten vegetieren.
Bei diesen letztern sind auch die
Borsten, welche die Mittelrippe auf der Blattunterseite bedecken, am
stärksten entwickelt und bilden nebst den etwas schwächern Randborsten der
Blätter ein allseitig abstehendes Borstensystem,
durch welches die zartern Blattspreiten gegen Berührung gesichert sind.
Silphium laciniatum
(Komposite) ist in
Nordamerika
[* 7] von
Michigan und
Wisconsin westlich bis zum
Felsengebirge, südlich bis
Texas und
Alabama eine sehr verbreitete
Präriepflanze, deren
Eigenschaft, ihre Blattränder nach
Norden
[* 8] und
Süden zu kehren, den
Jägern, welche die
Prärien durchstreifen,
schon lange bekannt gewesen zu sein scheint.
General Alvord berichtete darüber 1842, doch wurden seine Angaben mehrfach bezweifelt, da es nicht gelang, sie an den
in botanischen
Gärten kultivierten
Exemplaren zu verifizieren. In der That müssen die Silphien an freiem,
sonnigem Standort kultiviert werden, wenn die Meridianstellung der
Blätter deutlich hervortreten soll. Außer diesen beiden
Pflanzen zeigen die Meridianstellung, wenn auch zum Teil viel weniger deutlich, noch drei
Kompositen:
[* 9] Aplopappus rabiginosus,
Lactuca saligna und Chondrilla juncea. Die Zahl der sogen. Kompaßpflanzen dürfte
sich aber noch beträchtlich vermehren, sobald man, namentlich in trocknen Vegetationsgebieten, diesen Verhältnissen mehr
Aufmerksamkeit schenken wird.
(neulat. Compatibilitas, franz. Compatibilité),
Vereinbarkeit, Verträglichkeit, im
Gegensatz zu Inkompatibilität, womit man den Zustand der Unverträglichkeit
zweier
Dinge miteinander bezeichnet. Namentlich wird es im öffentlichen
Leben als Inkompatibilität hingestellt, wenn gewisse
öffentliche
Funktionen gleichzeitig von einer und derselben
Person nicht ausgeübt werden können. So ist z. B. die Ausübung
des Reichstagswahlrechts inkompatibel mit der Angehörigkeit zu dem stehenden
Heer, während die Kompatibilität eines Reichstagsmandats
mit ebendieser Angehörigkeit nicht ausgeschlossen, ein
Offizier also wählbar ist. Dagegen ist die
Stellung
des Bundesratsmitglieds mit derjenigen eines Reichstagsabgeordneten inkompatibel; in
Frankreich kann der
Avoué
(Sachwalter,
Parteivertreter) nicht gleichzeitig Avocat
(Rechtsbeistand) sein etc. Im
Kirchenrecht versteht man unter Inkompatibilität
die Unzulässigkeit der gleichzeitigen
Übertragung gewisser
Kirchenämter, während bei andernPfründen
und kirchlichen Benefizien Kompatibilität besteht.
Mitte der 50er Jahre wurde er als erster Violinist an der Hofkapelle zu
Kassel
[* 12] angestellt, kam später in gleicher
Eigenschaft nach
Hannover
[* 13] und folgte 1867, nachdem er inzwischen auf verschiedenen Konzertreisen, namentlich in
Paris,
[* 14] großen
Beifall geerntet, einem
Ruf als
Konzertmeister nach
Weimar.
[* 15]
(lat.), die wechselseitige Aufhebung und Ausgleichung der
Wirkungen zweier einander gegenüberstehender
Ursachen oder ursachlicher
Thatsachen, z. B. in derPhysik die Ausgleichung der
Wirkung einer
Kraft,
[* 16] welche
ohne Kompensation störend eingreifen würde. So verändern Temperaturschwankungen die
Länge des
Pendels, und man benutzt in sinnreicher
Weise die ungleiche
Ausdehnung
[* 17] verschiedener
Metalle, um diese Schwankungen auszugleichen (s.
Ausdehnung, S. 109). Ebenso wird
bei
Chronometern die Abhängigkeit der
Unruhe von derTemperatur ausgeglichen. In der
Medizin versteht man
unter Kompensation die Ausgleichung einer vorhandenen
Störung durch eine andre.
Anomalie,
[* 18] z. B. eines
Herzfehlers durch allmählich sich
ausbildende
Herzhypertrophie. - Besonders gebräuchlich ist der
Ausdruck Kompensation
(Aufrechnung,
Wettschlagung) im Rechtswesen.
Man spricht z. B. von Kompensation gegenseitiger
Injurien, indem das deutsche
Strafgesetzbuch (§ 199, 233) den
Richter
ermächtigt, in
Fällen, in welchen eine
Beleidigung mit einer solchen, oder eine leichte
Körperverletzung mit einer solchen,
oder
Beleidigungen mit leichten
Körperverletzungen, oder umgekehrt letztere mit
Beleidigungen erwidert wurden,
Freisprechung
eintreten zu lassen. Ebenso spricht man von Kompensation der Prozeßkosten in dem
Sinn, daß die streitenden Teile in
Ansehung des
¶