Kollonitsch 1695 durch seine Ernennung zum Erzbischof von Gran und Primas von Ungarn. Jetzt trat aber auch sein Eifer im Katholisieren
Ungarns und Siebenbürgens in den Vordergrund, seine Begünstigung des Jesuitenordens als Trägers dieser Idee. Kollonitsch starb
Vgl.
Maurer, Kardinal Leop. Graf Kollonitsch (Innsbr. 1887). -
Der Letzte des Hauses, Graf Siegmund, geb. gest. in Wien als erster Erzbischof Wiens,
adoptierte 1728 den Sohn der Stiefschwester seines Vaters, Grafen Joh. Siegmund (gest. 1684), den Freiherrn Ladislaus Zay v. Zajezda,
der die jetzt auch schon (1863 mit Ladislaus) im Mannesstamm erloschene Linie Kollonitsch-Zay begründete.
(lat.), überhaupt Gespräch, Unterredung, besonders zum Behuf der Prüfung von Männern, die bereits im
Amt stehen, aber zu einem höhern Posten aufrücken wollen;
auch (colloquium charitatlvum) namentlich seit der Reformation gebräuchlicher
Name der Religionsgespräche (s. d.).
Neuerdings ein Glaubensexamen, welches in norddeutschen Landeskirchen mit Geistlichen,
welche von den Gemeinden gewählt sind, gehalten wird, meist mit dem Zweck oder Erfolg, ihnen wegen mangelnder
Rechtgläubigkeit die Bestätigung der Wahl zu versagen.
im allgemeinen jede auf rechtswidrige Täuschung Dritter gerichtete Verabredung, im Strafprozeß insbesondere eine
Verabredung des Angeschuldigten mit Zeugen oder Mitschuldigen, durch welche die Erforschung der Wahrheit gehindert werden soll.
In der deutschen Praxis pflegte man wegen zu besorgender Kollusionen Untersuchungshaft (Kollusionshaft) eintreten zu lassen,
was dem englischen und französischen Strafprozeß fremd, von der deutschen Strafprozeßordnung (§ 112) aber beibehalten
worden ist. Diese gestattet die Untersuchungshaft, wenn gegen den Angeschuldigten dringende Verdachtsgründe
vorhanden sind und er entweder der Flucht verdächtig ist, oder Thatsachen vorliegen, aus denen zu schließen ist, daß er
Spuren der That vernichten, oder daß er Zeugen oder Mitschuldige zu einer falschen Aussage oder Zeugen dazu verleiten werde,
sich der Zeugnispflicht zu entziehen.
griech. Dichter, aus Lykopolis in Oberägypten, dichtete zu Anfang des 6. Jahrh.
n. Chr. unter anderm ein Epos von 392 Versen: »Raub der Helena«, nach den kyklischen Dichtern;
herausgegeben von Lennep (besorgt
von Schäfer, Leipz. 1825), I. ^[Immanuel] Bekker (Berl. 1816), Torney (Mitau 1860), Abel (Berl. 1880);
übersetzt
von Bodmer (Zürich
1753) und Passow (Güstrow 1829).
[* ] (Colmar, lat. Colmaria), 1) Hauptstadt des deutschen Bezirks Oberelsaß, an der Lauch und dem Logelbach (einem
aus der Fecht abgeleiteten Kanal) und unweit der Ill, mit dem Rhein-Rhônekanal durch einen Zweigkanal in
Verbindung (Hafenbecken), Knotenpunkt der Eisenbahnen Straßburg-Basel, Kolmar-Münster u. Kolmar-Altbreisach, 193 m ü. M.,
ist eine alte Stadt mit engen und winkeligen, aber reinlich und gut gehaltenen Straßen. Die ehemaligen Festungswerke bilden
jetzt zum Teil schöne Promenaden.
Ein neuer Stadtteil entwickelt sich am Bahnhof,
dort befinden sich auch das schöne Gebäude des Bezirkspräsidiums
(ehemalige Präfektur), der Wasserturm und das Marsfeld mit Anlagen u. Denkmälern des Generals Rapp und des Admirals Bruat (beide
aus Kolmar gebürtig). Sonst sind zu nennen: das Münster oder die kathol. Pfarrkirche zu St. Martin (aus dem 13. und 14. Jahrh.)
mit 2 Türmen, von denen einer unvollendet, einem schönen Portal und dem berühmten Bild: Maria im Rosenhag,
von M. Schongauer, der in Kolmar gelebt hat; die evang. Pfarrkirche (Barfüßerkirche aus dem 15. Jahrh.), das ehemalige Dominikanerkloster
(»Unterlinden«, 1232-89 erbaut) mit ausgezeichneten Sammlungen (Stadtbibliothek,
kunsthistorischem, archäologischem, ethnographischem und naturhistorischem Museum), einer Bildsäule Schongauers und einem
Denkmal des hier gebornen Fabeldichters Pfeffel daneben; die ehemalige Dominikanerkirche (jetzt Fruchthalle),
das Kaufhaus aus dem 15. Jahrh., das Gebäude des Oberlandesgerichts mit großartigen Sälen, das Landesgerichtsgebäude,
die Synagoge etc. Die Bevölkerung beläuft sich (1885) mit Garnison (ein Dragonerregiment Nr. 14 und drei Infanteriebat. Nr.
112) auf 26,537 Seelen, darunter 6602 Evangelische und 1109 Juden.
Die Industrie ist bedeutend. Kolmar hat Woll- und Baumwollspinnerei und -Weberei, Seidenspinnerei, Tuch-, Jute-, Packtuch-, Nähfaden-,
Stärkemehl-, Kartoffelzucker-, Teigwaren-, Wagen- und Maschinenfabrikation, Gießerei, Bleicherei, Bierbrauerei, Wein- und Gartenbau
etc. Den Verkehr mit der Umgegend vermitteln die Straßenbahnen Kolmar-Kaisersberg, Kolmar-Horburg und Kolmar-Winzenheim. An Schul- und sonstigen
Bildungsanstalten befinden sich dort: ein Lyceum, 2 Lehrerseminare, eine Präparandenanstalt, eine Rabbinerschule,
eine Hebammenanstalt und eine Gesellschaft für Erhaltung der Kunstsammlungen der Stadt.
Die städtischen Behörden setzen sich zusammen aus 3 Magistratsmitgliedern und 24 Stadtverordneten. Kolmar ist Sitz eines Bezirkspräsidiums,
einer Kreisdirektion, eines Oberlandesgerichts für Elsaß-Lothringen, eines Landgerichts (für die 15 Amtsgerichte zu Barr,
Ensisheim, Gebweiler, Kaisersberg, Kolmar, Markirch, Markolsheim, Münster i. E., Neu-Breisach, Rappoltsweiler, Rufach, Schlettstadt, Schnierlach,
Sulz i. Oberelsaß und Weiler), einer Handelskammer u. einer Forstdirektion mit 2 Oberförstereien. Zu Kolmar gehört
der Fabrikort Logelbach, 3 km westlich, mit großen Baumwollspinnereien und -Webereien. - Kolmar ist wahrscheinlich das Columbarium
der Römer. Es wird zuerst in einer Schenkungsurkunde des Kaisers Ludwig des Frommen von 823 genannt. 833 lagerten
die Söhne Ludwigs des Frommen in der Ebene zwischen Kolmar, Türkheim und Sigolsheim und verführten das Heer des Vaters (Lügenfeld).
Karl der Dicke hielt in Kolmar 884 einen Reichstag ab. 1220 erhielt Kolmar durch den Landvogt Wölflin Stadtrechte
und Mauern, und 1226 ward es freie Reichsstadt. Damals erhielt es ein Ratskollegium, und neben den königlichen Schultheiß
trat im 14. Jahrh. ein Bürgermeister. Das Stadtrecht, welches Rudolf von Habsburg 1278 Kolmar erteilte, wurde dann Muster für viele
andre Städte. Seit 1347 fanden die Zünfte im Rat Vertretung und verdrängten im 17. Jahrh. die adligen
Geschlechter völlig daraus. 1255 trat in den rheinischen Städtebund und nahm an der Verteidigung des Elsaß gegen fremde
Einfälle sowie 1476 und 1477 an den