worauf man mit einem Säckchen voll Kohlenstaub über die Löcher fährt, um die Zeichnung an die Wand zu bringen. Beim Freskomalen
pflegte man auch die ausgeschnittenen Figuren an dem nassen Anwurf festzuhalten und darauf mit einem Stift am Rande derselben
hinzufahren, so daß die Umrisse derselben auf dem Kalk vertieft erschienen. Bei den Gobelins werden die
Zeichnungen ausgeschnitten und hinter oder unter den Einschlag gelegt, wonach der Weber seine Arbeit einrichtet.
Die ältern italienischen Meister legten großen Wert auf sorgfältig ausgeführte Kartons; später arbeitete man mehr nach
kleinen Skizzen ins Große. In unsrer Zeit haben Cornelius, Overbeck, Schnorr, Preller, Kaulbach u. a. wieder
Kartons angefertigt. Cornelius zeichnete Kartons auch ohne die Absicht, sie als Hilfsmittel für die Ausführung in einer
andern Technik zu benutzen. Die neuern Maler (Kaulbach, Liezen-Mayer, G. Max u. a.) haben auch Kartons zum Zweck photographischer
Vervielfältigung gezeichnet. - Karton (Auswechselblatt) heißt endlich in der Typographie ein neu gedrucktes
Blatt eines Buches, das anstatt eines fehlerhaft gedruckten oder aus einem andern Grund ausgeschnittenen eingeklebt wird. Auf
Landkarten, Stadtplänen etc. nennt man Karton einen gewöhnlich in vergrößertem
Maßstab auf demselben Blatt besonders dargestellten Teil des Inhalts (z. B. den Abschnitt »Attika« auf unsrer Karte »Altgriechenland«).
(franz. Cartouche, ital. Cartoccio), eigentlich Rolle, Name der in Gestalt von halb aufgerollten Bändern und
Blättern ausgeführten Titel von Landkarten, Wappen, Büchern etc. sowie der in der spätern Renaissancezeit aufgekommenen Zierrahmen
mit aufgerollten oder umgebogenen Enden, die oft ganze Landschaften und allegorische Figuren darstellten;
dann überhaupt rahmenartige Einfassungen von Schildern, wie sie seit der Mitte des 16. Jahrh. in der Architektur und im Kunstgewerbe,
namentlich in der Buchverzierung, sehr häufig vorkommen und in ihren Mittelschilden oft Devisen, Namenszüge, Wappen, Embleme
u. dgl. enthielten (s.
Figur). Die Kartuschen sind besonders für die deutsche und holländische Renaissance charakteristisch,
haben aber ihre höchste Entwickelung durch den Barock- und Rokokostil erreicht.
Vgl. Springer, Hundert Kartuschen verschiedener
Stile (Berl. 1878).
Im Geschützwesen heißt Kartusche (franz. gargousse) die in einem Kartuschbeutel
aus Seidentuch (Gewebe aus Abfällen der Rohseide) eingeschlossene Pulverladung der Geschütze. Die Kartusche ist
oben mit Bindfaden zugebunden, für 21 cm Mörser und kurze 15 cm Kanonen noch durchgenäht, um sie fester zu machen. Die Kartuschnadel
ist ein zugespitzter Stahldraht mit Handgriff zum Durchstechen der Kartusche behufs leichterer Entzündung durch die Schlagröhre.
Kartusche heißt auch die von Reitern an einem Bandelier über der linken Schulter getragene Patronentasche.
(lat. Carunculae myrtiformes, Fleischwarze), die warzenähnlichen Reste, welche sich aus dem zerrissenen Jungfernhäutchen
bilden, sind in der gerichtlichen Medizin wichtig für die Feststellung stattgehabten Beischlafs.
(Karossel, franz. Carrousel, ital. Carosello), im Mittelalter Name der ritterlichen Wettstreite
im Fahren, Ringstechen, Scheibenwerfen, Stoßen etc., die bei festlichen Veranlassungen an den Höfen der Fürsten mit vielem
Aufwand und großem Pomp gehalten wurden. Zuerst findet man diese Spiele 842 am fränkischen Hof erwähnt, wo Karl der Kahle und
Ludwig der Deutsche zum Zeichen ihrer Versöhnung Karusselle durch die ritterliche Jugend halten ließen.
Später wurden sie durch die Turniere zwar verdrängt, traten aber, als diese mit dem Verfall der Ritterschaft allmählich abkamen,
wieder an deren Stelle. Wie bei den Turnieren, ward später auch beim Karussell von Damen, welche sich zuweilen selbst, in
Wagen sitzend und nach Ringen stechend, am Spiel beteiligten, dem Sieger mit dem Kranz der Preis erteilt. Gegenwärtig ist das
Karussell eine Vorrichtung zu Volks- und Kinderbelustigungen auf Messen, Jahrmärkten etc., wo hölzerne Pferde und Wagen an das Ende
von zwei kreuzweise übereinander gelegten Balken befestigt sind, so daß sie sich horizontal um den Mittelpunkt
drehen lassen. Vorrichtungen zum Ringstechen etc. sind auch zuweilen angebracht.
(Kahrwendel), ein Zug
der Bayrischen Alpen, rechts von der obern Isar und nördlich von Innsbruck, 17 km
lang, erreicht in der Karwändelspitze eine Höhe von 2546 m.
Dorf in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Freistadt, an der Kaschau-Oderberger
Bahn, hat ein Schloß, bedeutenden Steinkohlenbergbau, Kokserzeugung, Bierbrauerei und (1880) 4961 Einw.
[* ] (griech.), in lange, faltenreiche Gewänder gekleidete weibliche Gestalten,
welche, auf einer meist gegliederten Plinthe stehend, eine Art Kapitäl tragen und so das Gebälk einer Vorhalle oder
eines sonstigen Vorbaues unterstützen. Nach Vitruv waren die Karyatiden Nachbilder griechischer Frauen aus der Stadt Karyä im Peloponnes,
die zur Strafe für ihre Unterstützung der Perser in Gefangenschaft abgeführt,