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gegen den Hof zulaufenden Gang sich öffnen. In diesen Zellen wohnen die Kaufleute mit ihrer Ware, während das Erdgeschoß und
die Kellerräume von den Tieren eingenommen werden. In der Mitte einer derartigen Herberge befindet sich bisweilen ein Bassin
zum Tränken der Tiere und zu den Waschungen vor dem Gebet. Die Karawanseraien sind zumeist fromme Stiftungen
reicher Kaufleute, hoher Würdenträger und fürstlicher Personen. In der Türkei haben sich in der Errichtung solcher Gebäude
besonders hervorgethan: Sultan Murad I., Mohammed II., Soliman der Prächtige und Achmed IV.;
in Persien Schah Abbas II. und dessen
Mutter, in Mittelasien Abdullah Chan Scheibani.
Vgl. Vambéry, Sittenbilder aus dem Morgenland (Berl. 1876).
(Caruanca), die Fortsetzung des unter dem Namen der Karnischen Alpen bekannten Zugs der südlichen Ostalpen,
von diesen westlich durch den Gailitzbach getrennt, ziehen an der Grenze von Kärnten und Krain über 100 km weit östlich bis
zum Mißlingbach hin und bilden einen ungeteilten Rücken, der nach N. und S. steil abfällt. Die höchsten
Gipfel sind der 2558 m hohe Grintouz, der Stou u. a. Über den 1360 m hohen Loibl führt in 1275 m Höhe der Loiblpaß mit Straße
von Klagenfurt nach Laibach. Die kahle, wild zerrissene, blaß-rötliche Kalksteinkette gewährt besonders vom Drauthal aus,
gegen das sie überall steil abstürzt, einen imposanten Anblick.
Vgl. Jahne, Führer durch die Karawanken (Wien 1882).
(»Köhler«),
Name einer geheimen politischen Gesellschaft in Italien, die in der Zeit der
französischen Herrschaft über Neapel entstand und mit dem Freimaurerbund zusammenhing, von dem sie manche Formen ihrer Organisation
entlehnte. Ihr Ritual war vom Kohlenbrennen hergenommen. Reinigung des Waldes von Wölfen, d. h. Kampf gegen Tyrannei, war die
Grundlage ihrer Symbole. Untereinander nannten sie sich »gute Vettern«. Der Versammlungsort hieß »Hütte«
(baracca),
die äußere Umgebung »Wald«, das Innere der Hütte »Kohlenverkauf« (vendita),
der Verein sämtlicher Hütten einer
Provinz eine »Republik«. Solche Republiken waren die von Westlukanien in Principato citeriore, die aus 182 Hütten bestand und
ihren Sitz zu Salerno hatte, die von Ostlukanien in Basilicata zu Polenza, von Hirpinien, Daunien etc.
Ihr Ziel war die Begründung nationaler Unabhängigkeit und freisinniger Staatsformen. Sie bekämpften daher auf das entschiedenste
die despotische Reaktion der Fürsten in Italien seit 1815. In Neapel zählten sie Tausende von Mitgliedern und spielten bei der
Revolution von 1820 eine wichtige Rolle.
Ihre Abgeordneten zwangen 6. Juli den König zur Nachgiebigkeit. Die Zahl ihrer Mitglieder wuchs infolge
davon auf 300,000, doch
wußten sie die Volksmenge in den Schranken der Mäßigung zu halten. Seit der Restauration der Bourbonen
hatten sich auch in Frankreich zahlreiche geheime Gesellschaften gebildet, die sich mit den Karbonari verbrüderten. Als nach der
Niederlage der revolutionären Partei in Neapel und Piemont sämtliche Regierungen die Teilnahme an der Verbindung
der als Hochverrat verpönten, wurde Paris der Mittelpunkt der Charbonnerie, die nun einen vorherrschend französischen Charakter
annahm.
Eine Venta zählte höchstens 20 »bons cousins«, wie sich auch in Frankreich die Eingeweihten nannten, im Gegensatz zu den
Nichtkarbonari, den »pagani«. Die Abgeordneten von 20 Venten bildeten eine Zentralventa, die durch einen Deputierten mit der
hohen Venta ihrer Provinz oder ihres Departements in Verbindung stand. Eine höchste Venta zu Paris ließ durch Emissäre den hohen
Venten ihre Befehle zukommen. Es galt bei ihr der Grundsatz, daß nichts Schriftliches aufbewahrt, die
ganze Verbindung nur durch mündlichen Verkehr unterhalten werden dürfe.
Gewöhnlich kannte jeder Karbonaro nur die Mitglieder seiner Venta. Nach ihren Statuten sollte der Eidbruch, sobald er zur
Entdeckung ihrer Geheimnisse führe, nach dem Spruch eines geheimen Gerichts und durch die Hand eines durch das Los bestimmten
bon cousin mit dem Tod bestraft werden. Seit ihrer Verpflanzung nach Frankreich bis zum Ende des französisch-spanischen
Kriegs und dem Umsturz der Cortesverfassung war die Charbonnerie sehr thätig und hatte auch unter dem Militär Verbindungen.
Nach dem Sieg der Restauration in Spanien und bei der Rückwirkung dieses Ereignisses auf Frankreich beschränkte sich
aber die Verbindung auf eine revolutionäre Bearbeitung des Geistes der Nation. Nach der Julirevolution schlossen sich viele
der einflußreichsten Mitglieder der Charbonnerie der neuen Regierung an, und die frühere Verbindung löste sich seitdem auf.
Dagegen bildete sich unter den Republikanern eine neue sogen. Charbonnerie démocratique, welche direkt auf Gründung einer
republikanischen Verfassung ausging, ihre Formen aber aus der alten Karbonaria entlehnte.
Die Grundsätze dieser neuen Charbonnerie, von Teste in dem »Projet d'une constitution républicaine« entwickelt,
sind Babeufs Ideen und Ansichten von einer absoluten Gleichheit, die Teste jedoch nur so weit verfolgte, als er an die Möglichkeit
ihrer baldigen Verwirklichung glaubte. An der Spitze der Verbindung stand Buonarroti (s. d.), ein früherer
Mitverschworner Babeufs; nächst ihm waren Teste und der Deputierte d'Argenson die hauptsächlichsten Leiter.
Das ausschließende Streben dieser Männer, alles von Paris abhängig zu machen, war später mit die Veranlassung, daß sich
zuerst mehrere italienische Flüchtlinge, unter ihnen namentlich Mazzini, der ihnen seit 1827 angehörte,
von der Gesellschaft lossagten, um das junge Italien zu gründen, was zu vielfachen Kämpfen und gegenseitigen Anklagen dieser
Verbindungen führte. Noch 1841 wurde in Südfrankreich eine als reformierte Karbonaria bezeichnete Verbindung entdeckt. Damit
verschwinden jedoch ihre Spuren, wenigstens ist die Verbindung als solche ohne allen Einfluß auf die Umwälzung
im Februar 1848 geblieben.
Vgl. »Memoirs of the secret societies of the South of Italy, particularly the Carbonari« (a. d. Ital.,
Lond. 1821).