welchem eine Zinnenmauer hinaufführt, an der Eisenbahn von Madrid nach Valencia, hat eine sehenswerte Kollegiatkirche, ein
Theater, einen Zirkus für Stiergefechte, eine Seidenbörse und (1878) 14,534 Einw. -
Die Stadt (das Setabis der Römer) war zur Maurenzeit ein sehr blühender Ort, erhielt nach der Vertreibung der Mauren den Namen
San Felipe, welcher aber wieder dem alten maurischen Namen J. gewichen ist, und wurde im spanischen Erbfolgekrieg
niedergebrannt. J. ist Geburtsort des Malers Ribera.
J. Müll. (Brechnuß, Purgiernuß, Drüsenstrauch), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, Bäume, Sträucher
oder Kräuter in Westindien und Südamerika, mit meist langgestielten, ganzen oder gelappten Blättern, monözischen Blüten
in meist trugdoldig rispigen Blütenständen und dreiknöpfiger Kapsel. Etwa 70 tropische Arten. J. CurcasL.(Curcaspurgans
Endl., schwarze Brechnuß, großer Purgiernußbaum), auf Cuba, in Neugranada und auf den Kapverdischen Inseln einheimisch, in
andern tropischen Ländern kultiviert, enthält in allen Teilen einen ätzend scharfen Milchsaft. Die etwa 2 cm langen,
den Rizinussamen ähnlichen Samen (großer Rizinussame) schmecken mandelartig, dann brennend scharf und wirken höchst drastisch
purgierend und brechenerregend. Das in ihnen enthaltene Öl (Höllen-, Cicin-, Curcasöl) besitzt dieselbe Wirksamkeit und wurde
früher medizinisch benutzt. Über J. Manihot L. s. Manihot.
(spr. schobähr), Pierre Amédée Emilien Probe, franz. Orientalist, geb. zu Aix,
war ein Schüler Silvestre de Sacys, erhielt, 18 Jahre alt, bei der ägyptischen Expedition eine Anstellung als Interpret und
ward bald darauf Sekretärinterpret Bonapartes, in welcher Stellung er dessen Proklamationen und Korrespondenzen mit den Häuptlingen
in die Landessprache zu übersetzen hatte. Seit 1802 war er mehrere Jahre als Interpret in Konstantinopel
und Persien thätig und erhielt dann den Posten eines Geschäftsträgers in Konstantinopel, trat aber bei der Rückkehr der Bourbonen
in den Privatstand zurück. 1818 machte er eine neue Reise in den Orient, um im Auftrag der Regierung tibetische Ziegen einzukaufen,
deren er 400 Stück nach Frankreich brachte. In der Folge wurde er zum Professor des Persischen am Collège
de France und 1841 zum Staatsrat und Pair ernannt. Er starb J. war seit 1831 Mitglied der Akademie der Inschriften.
Er veröffentlichte: »Voyage en Arménie et en Perse« (Par. 1821, neue Ausg. 1860);
»Elements de la grammaire
turque« (2. Aufl., das. 1834) und eine Übersetzung der Geographie Edrisis (das. 1836-40, 2 Bde.).
Auch redigierte er das »Dictionnaire français-berbère« (1844).
(Adel, Odel, Pfuhl, Gülle, Hüll, Mistjauche), die Flüssigkeit, welche aus dem Stallmist abfließt oder aus demselben
bereitet wird, also der durch den Stallmist gesickerte Urin der Tiere, vermischt mit Exkrementen, oder auch
der aus Urin und festen Exkrementen bereitete Dünger (Pfuhl, Gülle). Oft mischt sich der J. auch noch Regen- und Schneewasser,
Wasch- und Küchenwasser u. dgl. bei. Am reinsten
wird der Pfuhl mittels der belgischen Methode der Stallhaltung des Viehs gewonnen, wobei die Tiere hinter
sich ein Lattengerüst haben.
Harn und Exkremente werden in Rinnen geleitet und in auswärts angebrachte Gruben
gespült, wo sie einem Gärungsprozeß, mit
und ohne Zuthaten von Knochenmehl, Ölkuchen, Kalisalzen, Ruß, Asche, Kehricht, auch Moorerde, unterworfen bleiben und dann direkt
als flüssiger Dünger auf das Feld gebracht werden. Die wasserdichte und überdeckte Jauchengrube muß
mit der Dungstätte in Verbindung stehen; hier zeigt die J. je nach der Jahreszeit und Einrichtung der Grube sehr verschiedene
Zusammensetzung.
Man fährt in einem zweispännigen Fuder J. nur 18-72 kg düngende Stoffe aus, der Rest ist Wasser. Die J. enthält
im Mittel 1,5 pro Mille Stickstoff und 1 Proz. Asche; 0,0001 Phosphorsäure, aber 0,5 Proz. Kali. Manche Landwirte ziehen es vor,
gar keine J. zu gewinnen, sondern diese immer wieder über den Mist zu spritzen und mit diesem auszufahren. Auf diese Weise
wird die J. möglichst konzentriert, weil das Wasser an der Luft verdunstet; dasselbe ist der Fall, wenn
die J. zur Kompostbereitung verwendet wird. J. dient in der Gärtnerei zur Bedüngung von Stoppelrüben und dergleichen Pflanzen,
Obstbäumen und am meisten für Wiesen und Futterland überhaupt, und zwar entweder direkt während des Wachstums oder vor
demselben im Herbst und Frühjahr.
Ausgefahren wird sie in besondern Jauchefässern oder Jauchekarren mit Vorrichtung zur Verteilung, wie sie die Wasserwagen
zur Straßenbesprengung haben. In Belgien und Nordfrankreich finden sich auch Wirtschaften, welche mittels eines Röhrensystems
die J. durch Dampfpumpen aufs Feld zur unterirdischen Düngung transportieren. Praktischer hat man in größern Rübenwirtschaften
die J., vermengt mit konzentrierten Dungmitteln und mit den Fabrikwässern, in hoch gelegene Reservoirs
gepumpt und vermittelst natürlichen Gefälles auf die zu düngenden Felder geleitet und hier oberirdisch durch offene Furchen
und Rinnen verteilt. - In der Medizin heißt J. (Ichor, Sanies) schlechter dünner Eiter oder dünne Inhaltsmasse von Brandherden
(Brandjauche). Die J. ist übelriechend, entsteht durch faulige Zersetzung von Gewebsflüssigkeiten, Blut
oder Eiter und enthält stets Fäulnisorganismen (Spaltpilze). In die Säftemasse aufgenommen, verursacht solche J. die sogen.
Jauchevergiftung (Ichorrhämie) des Bluts (s. Septichämie).
[* ] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, an der Wütenden Neiße und an der Linie Kamenz-Raudten der Preußischen
Staatsbahn, 193 m ü. M., hat ein Amtsgericht, eine evangelische (sogen. Friedenskirche) und eine kath. Pfarrkirche, eine Synagoge,
ein Gymnasium, ein Theater, ein Zuchthaus (im ehemaligen Schloß), Zigarren- und Tuchfabrikation, Wollspinnerei, berühmte Wurstfabriken,
Gerbereien, Wagenfabrikation, Getreidehandel u. (1885) mit Garnison (2 Bat. Infanterie Nr. 19) 11,178 meist evang. Einwohner.
- J., bereits 1161 Stadt, war ehedem Hauptstadt des Fürstentums J., welches im südlichen Teil des gegenwärtigen Regierungsbezirks
Liegnitz 3200 qkm (58 QM.) einnahm und jetzt in die Kreise Bunzlau, Hirschberg, J., Schönau und Löwenberg
zerfällt. Die früher sehr wohlhabende Stadt hatte besonders 1629 durch die Liechtensteinschen Dragonaden, welche die evangelischen
Schlesier zum Katholizismus bekehren sollten, zu leiden.