sehr selten als eine selbständige und isolierte Erkrankung bei früher gesunden
Menschen auf. In allen
Fällen findet man
als
Ursache Entzündungserreger in Form von
Bakterien (Eiterkokken, Pneumoniekokken, Tuberkelbacillen), nur ist es zuweilen
nicht möglich, nachzuweisen, wie dieselben an diese
Stelle gelangt sind. Am leichtesten zu verstehen sind diejenigen
Fälle,
in welchen die Herzbeutelentzündung durch
Fortpflanzung von
Entzündungen benachbarter
Organe,
Lunge,
[* 1]
Brustfell,
Brustbein, oder
Wunden entstanden ist. Am häufigsten aber tritt Herzbeutelentzündung im Verlauf eines akuten
Gelenkrheumatismus ein, und zwar kommt die
Komplikation
unter 100
Fällen etwa 30mal vor.
1) ein wässeriges (dann ist es meist sehr massenhaft vorhanden), 2) ein blutiges, 3) ein eiteriges,
4) ein fibrinöses. Die einzelnen
Formen kombinieren sich vielfach miteinander; von besonderer Wichtigkeit ist die fibrinöse
Herzbeutelentzündung, da sie sowohl absolut die häufigste als auch die einzige chronische
Art ist, welche längere Zeit
hindurch ertragen werden kann, ohne den
Tod zu bedingen. Ihr kommt das für diese
Krankheit wichtigste
Symptom, ein eigentümlich
schabendes
Geräusch, zu, welches man beim Auskultieren des
Herzens hört, und das durch das Aneinanderreiben der rauhen Oberflächen
entsteht.
Fehlt dieses, so ist die
Diagnose dem
Arzt oft nicht möglich. Die
Erscheinungen der Herzbeutelentzündung sind bald kaum merkliche,
oft so stürmisch fieberhafte, daß sie ganz denen eines
Typhus gleichen. Bei reichlichem Erguß, wo
Tod durch Behinderung
der
Herzthätigkeit droht, gesellen sich
Atemnot,
Beklemmung, blaue Färbung des
Gesichts hinzu. Je schneller die Herzbeutelentzündung zu großen
Exsudatansammlungen führt, und je mehr das
Herz selbst dabei affiziert ist, um so leichter endet sie
tödlich; die
Fälle, welche sich zu
Lungen- und
Brustfellentzündungen und zum akuten
Gelenkrheumatismus gesellen, verlaufen
in der
Regel günstig.
Das
Exsudat wird dann resorbiert, bei fibrinöser Herzbeutelentzündung bleiben
Verwachsungen, d. h. sogen. rheumatische
Schwielen, zurück. Die
tuberkulöse Herzbeutelentzündung erzeugt gewöhnlich einen blutigen Erguß; sie endet immer
tödlich. Die Behandlung der Herzbeutelentzündung muß so einfach wie möglich sein. Man wendet örtliche Blutentziehungen,
Eisblasen auf der Herzgegend,
Aufguß von
Digitalis, in gewissen
Fällen auch schweiß- und
harntreibende Mittel,
Jodpräparate
und
Blasenpflaster an. Die Verarmung des
Bluts bei langwierigem Verlauf der Herzbeutelentzündung verlangt eine nährende
Diät und
Eisenpräparate. Droht
Herzlähmung einzutreten, so müssen
Reizmittel
(Wein,
Kampfer,
Benzoesäure) gereicht werden.
In denFällen, wo sich die Herzbeutelentzündung zu akutem
Gelenkrheumatismus gesellt, bedarf es in der
Regel gar keiner besondern Behandlung.
KünstlicheEröffnung desHerzbeutels mit dem
Trokar
[* 2] und Entleerung des
Exsudats hat meist nur eine sehr
vorübergehende Erleichterung des Kranken zur
Folge.
(Hydrops pericardii,
Hydropericardium), die krankhafte Ansammlung von klarer wässeriger
Flüssigkeit
in dem
an sich ganz gesunden
Herzbeutel, ist keine für sich bestehende
Krankheit, sondern stets Teilerscheinung
der allgemeinen
Wassersucht. Niemand erkrankt an Herzbeutelwassersucht, der nicht auch am übrigen
Körper wassersüchtig ist, und die
Ursachen
der Herzbeutelwassersucht sind dieselben wie die der
Wassersucht (s. d.) überhaupt. Die Herzbeutelwassersucht kann nur
insoweit ärztlich behandelt, bez. beseitigt werden, als dies bei der
Wassersuchtan sich möglich ist. Mit der Herzbeutelwassersucht darf nicht
verwechselt werden diejenige Anhäufung von
Flüssigkeit im
Herzbeutel, welche im Verlauf der
Herzbeutelentzündung
(s. d.) eintritt.
(türk.
Hersek), Gebirgslandschaft im nordwestlichen Teil der
Balkanhalbinsel,
[* 3] zwischen
Montenegro,
[* 4]
Serbien,
[* 5] dem eigentlichen
Bosnien und
Dalmatien gelegen, gegen das
Adriatische Meer abfallend, dem sie durch die
Narenta einen Teil ihrer
Gewässer zusendet, umfaßte früherca. 16,500 qkm (300 QM.) und war im
Altertum ein Teil
Illyriens. Im 9. Jahrh.
tritt das Land, wie
Bosnien, unter dem
NamenFürstentum Zachlum als besonderes
Territorium hervor und war damals von eingewanderten
Serben bewohnt. Es gehörte anfangs zum
KönigreichKroatien, kam 1326 nach mancherlei
Wechsel der Herrschaft anBosnien,
wozu es schon früher zeitweilig gehört hatte, wurde 1440 vom
KaiserFriedrich III. zu einem selbständigen Herzogtum erhoben
und der
Familie Hranitsch zu
Lehen gegeben und hieß seitdem nach seinem
Schutzpatron, dem heil.
Sabas, Herzogtum St.
Saba. 1463 wurde
das
Land denTürken zinsbar, 1483 der türkischen Herrschaft ganz unterworfen und als
SandschakHersek zu
Bosnien geschlagen. 1832 ward es von
SultanMahmud als selbständiges Wesirlik dem der
Pforte während des bosnischen
Aufstandes
treu gebliebenen
AliAga Risvanbegowich,
Kapetan von Stolatz, unterstellt; seit 1865 bildete es wieder ein
Liwa der
ProvinzBosnien.
Im Juli 1875 brach, veranlaßt durch den ungeregelten, willkürlichen Steuerdruck der türkischen Beamten,
ein
Aufstand der christlichen
Bevölkerung
[* 6] aus, der, von
Montenegro unterstützt, sich auch über einen Teil
Bosniens verbreitete
und weder von den unzureichenden türkischen
Truppen unterdrückt, noch durch die in Aussicht gestellten Verwaltungsreformen
und
Begünstigungen beschwichtigt werden konnte.
Seit der im J. 1878 erfolgten
Okkupation durch
Österreich-Ungarn
[* 7] bildet das Hauptgebiet der Herzegowina, deren
Hauptstadt
Mostar war, und die durch Abtretungen an
Montenegro sowie durch die neue politische
Einteilung gegen früher sehr
verkleinert wurde, den
Kreis
[* 8]
Mostar (9141 qkm = 158,83 QM.) mit 9
Bezirken, 8
Städten, 3
Märkten, 855 Dörfern und (1885) 187,574
Einw. (96,241 männliche und 91,333 weibliche), von denen 52,238 Mohammedaner,
63,466 Orientalisch-Orthodoxe und 71,702
Römisch-Katholische sind.
Vgl.
Sainte-Marie, L'Herzégovine, étude géographique,
historique et statistique (Par. 1875).