Zu
Bolzanos (s. d.)
»Wissenschaftslehre« hat er eine empfehlende Vorrede verfaßt.
Nach seinem
Tod wurde herausgegeben: »Lebensstudien, oder mein
Testament für Mit- und Nachwelt« (Leipz. 1846). Unter dem
Namen
Treumund
Wellentreter veröffentlichte er: »Gesammelte
Blätter« (Leipz. 1818-1826, 4 Bde.),
prosaischen und poetischen
Inhalts.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Aachen,
[* 12] 73 m ü. M., an der
Worm, hat ein
Amtsgericht, eine evangelische
und 2 kath.
Kirchen, eine
Synagoge, ein
Progymnasium, eine Korbflechterschule, eine Burgruine, Leinenfabrikation,
Korbflechterei und Korbweidenpflanzungen,
Gerberei und (1885) 2122 Einw.
JohannJakobWilhelm, Schriftsteller, geb. zu Langenwiesen im
Thüringer Wald, besuchte das
Gymnasium
zu
Schleusingen, widmete sich in
Jena
[* 14] unter großen Entbehrungen dem
Studium der
Rechte, daneben besonders
dem der
Klassiker alter und neuer Zeit und begab sich dann nach
Erfurt,
[* 15] wo er mit
Wieland bekannt wurde, der auf seine poetische
Richtung große Einwirkung gewann. Durch einige Jugendarbeiten voll stürmischer
Sinnlichkeit empfahl er sich
Gleim, der den
Mittellosen unterstützte und zu sich einlud.
Hier war es, wo der Besuch der berühmten Bildergalerie seinen Kunstsinn weckte und er über seinen eigentlichen
Beruf erst
klar ward. Von unbezwinglicher Sehnsucht nach
Italien
[* 19] erfüllt, trat er 1780, von
Jacobi unterstützt,
die
Reise dahin an, verweilte meist zu
Rom,
[* 20] wo er viel mit dem
MalerMüller verkehrte, und kehrte 1784 nach
Düsseldorf zurück,
wo er sein Hauptwerk: »Ardinghello«, schrieb. Im J. 1789 wurde er
Lektor des
Kurfürsten vonMainz,
[* 21] später
kurerzkanzlerischer
Hofrat und Bibliothekar zu
Aschaffenburg,
[* 22] wo er starb. Seine litterarische Laufbahn hatte Heinse durch
die Herausgabe der
»Sinngedichte« (Halberst. 1771) eröffnet, denen die »Begebenheiten
des Enkolp, aus dem Satyrikon des Petron übersetzt«
(Schwabach
[* 23] 1773, 2 Bde.),
und
»Laidion, oder die
Eleusinischen Geheimnisse«
(Lemgo 1774) folgten. In
Rom übersetzte er in
Prosa: »Das
befreite
Jerusalem«
[* 24] (Mannh. 1781, 4 Bde.)
und Ariosts
»Orlando« (Hannov. 1782, 4 Bde.).
Darauf erschienen seine beiden Hauptromane: »Ardinghello, oder die glückseligen
Inseln«
(Lemgo 1787, 2 Bde.; 4. Aufl.
1838),
worin er seine
Ansichten über bildendeKunst und
Malerei niederlegte, und
»Hildegard von Hohenthal«
(Berl. 1795-96, 2 Bde.; neue Aufl.
1838, 3 Bde.);
seine
Gedanken über musikalische Kunstwerke enthaltend. In »Anastasia und das
Schachspiel« (Frankf. 1803, 2 Bde.; 3. Aufl.
1831) legte er in Briefform seine
Gedanken über
Schach- und
Kriegsspiel nieder.
Die Heinse häufig beigelegteSchrift
»Fiormona oder
Briefe aus
Italien«
(Kreuznach
[* 25] 1803) ist nicht von ihm. Eine Sammlung seiner »Sämtlichen
Schriften« veranstaltete
Heinse
Laube (Leipz. 1838, 10 Bde.);
die neueste erschien 1857, 5 Bde. Als künstlerischen
Kompositionen fehlt es Heinses
Romanen an Geschlossenheit und Rundung,
um so mehr zeichnen sie sich durch Macht undGlut der
Darstellung aus. »Heinses
Talent (urteilt
Gödeke)
ist unverkennbar. Vor ihm versuchte niemand in
Romanen auf eine so tief eingehende
Weise zu reflektieren, wie er es über alle
Gattungen der
Kunst thut, und niemand vor oder nach ihm hat ein
Werk der bildenden
Kunst so zum
Schauen und
Greifen zu
schildern vermocht wie er.« Hier sind namentlich auch seine Schilderungen einzelner Gemälde der
DüsseldorferGalerie in seinen
Briefen hervorzuheben.
Auch daß er sich bei dem Winckelmannschen Kunstidealismus des klassischen
Altertums nicht beruhigte, ist sein
Verdienst. Er
erkannte und lehrte die
Notwendigkeit, nationale und klimatische Eigentümlichkeiten zu berücksichtigen. Aber er wollte
mehr, als
Kunst schildern und lehren; sein
Talent war vergiftet. Ein Sinnentaumel ohne
Liebe,
Rausch ohne
Gemüt hielten ihn gefangen
und ließen ihn nicht bis zur
Schönheit der
Seele dringen. Das treueste
Bild von ihm enthalten die
»Briefe zwischen
Gleim, und
Johannes v.
Müller« (hrsg. von
Körte, Zürich
[* 26] 1806-1808, 2 Bde.).