christlichen Alexandrinismus, die ins
Christliche übertragene Weltanschauung
Philos (s. d.) nennen könnte. Bestimmt ist die
Abhandlung für
Judenchristen, deren
Neigung zu den ererbten
Formen und altgewohnten
Anschauungen aufgeboten wird, um sie im
Christentum alle bekannten Gestalten, alle vertrauten
Hoffnungen in der Gestalt der Erfüllung wiederfinden zu lehren und dadurch
zu bewegen, dem
Judentum, welches nur
Schatten
[* 1] und Vorbild kennt, endgültig den
Abschied zu geben.
Geschrieben ist der
Brief an die
Hebräer nach der gewöhnlichen
Annahme um 66, nach andern erst gegen Ende des 1. Jahrh.
Kommentare
zu dem Hebräerbrief lieferten: Bleek (»Der
Brief an die
Hebräer, erläutert durch
Einleitung, Übersetzung und fortlaufenden
Kommentar«, Berl. 1828-40, 2 Bde.,
und »Der Hebräerbrief erklärt«, hrsg.
von Windrath, Elberf. 1868),
Litteratur, die alte
Nationallitteratur der
Hebräer, von der zwar nur ein verhältnismäßig
geringer Teil auf die Gegenwart gekommen ist, die aber durch den außerordentlichen Einfluß, welchen sie auf die christlichen
und islamitischen
Völker geübt hat, eine welthistorische Wichtigkeit erster
Größe erlangt hat und noch jetzt vielfach,
mit den neutestamentlichen
Schriften zusammen, geradezu als die klassische Litteratur des religiösen
Geistes überhaupt gilt.
In der That zieht sich die religiöse
Ader so reich und voll schlagend wie kaum bei einem andern der alten asiatischen und
afrikanischen Religionsvölker durch alle diese
Bücher, mögen sie
Gesetz und
Lehre,
[* 4] oder
Poesie und
Weisheit, oder
Sage und Geschichte
enthalten; insofern sind in gewissem
Sinn alle Erzeugnisse dieser Litteratur gleichförmig. An die
Spitze der
hebräischen Litteratur wird herkömmlicherweise
Moses (s. d.) gestellt, und in der That beginnen seit seiner Zeit wenigstens
Spuren schriftlicher Aufzeichnungen.
Was schriftlich aufbewahrt werden sollte, z. B. die
Gesetztafeln, wurde in
Stein oder
Holz
[* 5] eingegraben; aber selbst im
ZeitalterDavids war eigentliche Schriftstellerei noch etwas Seltenes. Die für älter gehaltenen
Schriften der
Hebräer
verraten sich durch
Inhalt,
Darstellung und sprachlichen
Charakter als spätern Ursprungs. Die vorhandenen Reste der althebräischen
Litteratur sind demzufolge innerhalb eines 900jährigen Zeitraums, zwischen
David und den
Makkabäern, entstanden (s.
Hebräische Sprache),
waren aber großenteils vorbereitet durch alteSagen und
Lieder, einzelne Nachrichten,
Inschriften,
Satzungen
u. dgl. Wie bei allen Völkern, so ist auch bei
den
Hebräern die
Poesie älter als die
Prosa. Die ganze alte Geschichte
Israels, wie sie uns vorliegt in den losen
Sagen der
Heldenvorzeit, und wie sie sich in den idyllischen Gemälden patriarchalischer Zustände abspiegelt,
läßt uns einen wunderbaren
Reichtum poetischer
Empfindung und
Darstellung ahnen. Reste davon haben sich erhalten im sogen.
Pentateuch und den Geschichtsbüchern des Alten
Testaments, sofern hier einzelne poetische
Stücke, wie das »Brunnenlied«
(4.
Mos. 21). und das
Lied der
Deborah (Richt. 5),.
auch
Spuren der
Fabel und des
Rätsels
(Jotham und
Simson) eingestreut
sind. Ausdrücklich wird auf frühere Sammlungen verwiesen, die verloren gegangen sind, wie das
»Buch der
KriegeJahvehs
(Jehovahs)«,
das
»Buch der
Redlichen«, das
»Buch der Spruchdichter« etc. Die geistige
Kultur hob sich besonders unter
Samuel, namentlich durch
die Errichtung der Prophetenschulen, in denen die
Propheten heranwuchsen. Daß jedoch auch fern von diesen
Schulen, bei den Beschäftigungen des Hirtenlebens, der
Gesang gepflegt wurde, beweist
David, der auch auf dem
Thron
[* 6] die
Liebe
für die
Poesie bewahrte.
Von ihm haben sich teils in den Geschichtsbüchern, teils in der Psalmensammlung einige wenige
Lieder erhalten; ihrer ungleich
mehr sind ihm später zugeschrieben worden. Durch ihn angeregt, traten später mehrere reich begabte
Psalmendichter auf, unter welchen besonders Assaph und die
SöhneKorahs hervorragen.
Salomo war populärer
Philosoph und Gnomendichter,
für die Spruchdichtung genau das, was sein
Vater für das
Lied. Nach seinen
Zeiten entstanden auch das erotische
Idyll und das
Lehrgedicht, und die
Jahrhunderte der Königsherrschaft zeigen auch den Anfang der Geschichtschreibung.
Im allgemeinen kann man die verschiedenen Erzeugnisse der hebräischen Litteratur nach Form und
Inhalt folgendermaßen klassifizieren:
Gesetz,
Prophetie, Geschichte,
Lyrik, Spruchdichtung und
Lehrgedicht. Das
Gesetz oder die festen Einrichtungen des israelitischen
Gottesstaats sind in den fünf
Büchern Mosis oder dem
Pentateuch (s. d.) niedergelegt, entstanden in und
seit der spätern Königszeit, endgültig redigiert erst durch und seit
Esra. Die
Prophetie umfaßt die
Vorträge und
Reden der
als Ratgeber der
Könige, als warnende, strafende und tröstende
Leiter und Seelsorger des
Volkes besonders in den
Zeiten des
Abfalls und des Unglücks thätigenMänner, welche, nachdem sie in den
Zeiten eines
Nathan und
Gad, eines
Elias und
Elisa eine politische Führerrolle geübt hatten, später mehr schriftstellerisch thätig waren (s.
Prophet).
IhreReden bilden eine Art von rhetorischer
Lyrik, die improvisatorisch vorgetragen wird, aber sich oft zum höchsten Schwung
erhebt. Die Geschichte erscheint teils als poetische
Sage, teils als historische Leistung. Die mythischen
Zeiten vor
Samuel und
David sind unter Zugrundelegung der
oben genannten verlornen
Quellen in der
Genesis, zum Teil auch in den
übrigen
Büchern Mosis, in
Josua, dem
Buch der
Richter und in
Ruth dargestellt. Die spätere Geschichtschreibung ist in der Form
der
BücherSamuels, der
Könige und der
Chronik, mit welch letztern wieder die
BücherEsra und
Nehemia zusammenhängen,
auf uns gekommen, ruht aber auf dem
Grunde der ältern Reichsannalen, auf welche sie sich durchweg bezieht.
Die hebräische
Poesie teilt im allgemeinen den
Charakter der westasiatischen. Sie kennt weder eine künstliche Mischung
der
Silben, wie die griechisch-römische, noch den
Klang der
Reime, wie die romanische und germanische
Poesie; höchstens sind
Anfänge von Strophenbau bemerkbar. Dagegen ersetzt
sie den Mangel der äußern
Symmetrie durch den sogen.
»Parallelismus der
Glieder«,
[* 7] dessen
Wesen darin besteht, daß mehrere, meist zwei,
Sätze oder Satzglieder so nebeneinander gestellt
werden, daß sie dem
Sinne nach sich irgendwie entsprechen, ergänzen oder ausschließen. In dieser Urgestalt begegnet uns
die hebräische
Poesie in den einfachen
Sprüchen, deren die sogen.
Sprüche Salomos und die ursprünglich gleichfalls der hebräischen
Litteratur angehörige, jetzt nur noch griechisch vorhandene Spruchsammlung des
Jesus ben
Sirach viele enthalten. Aber
schon diese
Bücher bieten auch ganze
Ketten von innerlich zusammenhängenden Sentenzenreihen, und im
BuchHiob begegnet uns
ein vollständiges, der Auflehnung wider die ererbte Vergeltungslehre gewidmetes
Lehrgedicht in dialogischer Form mit lyrischen
Einlagen und epischem
Prolog und
Epilog. Der Grundcharakter der hebräischen
Poesie¶