mehr
Schwere und Spannung zum Stuhlgang, der dann aber häufig genug wegen seiner Schmerzhaftigkeit über Gebühr hinausgeschoben wird, und geben somit von neuem Veranlassung zur Verhärtung der Kotmassen und zur Verstopfung. Gleichzeitig fühlen sich die Kranken matt und abgeschlagen; das durch die entzündliche Reizung und durch die krankhafte Absonderung hervorgerufene immerwährende Jucken und Stechen am After macht sie verdrießlich, es entstehen wohl auch öfters Eingenommenheit des Kopfes, ein Gefühl von Spannung im Unterleib, Schmerzen im Kreuz [* 1] und Verdauungsbeschwerden; die Gemütsverstimmung kann sich bis zur Melancholie steigern.
Nimmt unter solchen Erscheinungen und bei vielleicht fortdauernder mechanischer Reizung der Schleimhaut durch verhärtete Kotmassen die Blutüberfüllung der Schleimhaut zu, so reißen die Gefäße, und es tritt Blutung ein, welche wesentliche Erleichterung bringt, insofern infolge davon besonders die Spannung und der Druck im Kreuz bald nachlassen und auch die übrigen Erscheinungen verschwinden. Seit alten Zeiten hat man sich gewöhnt, in den eine für den davon Befallenen höchst erwünschte Erscheinung zu erblicken, weil dieselben bewirken sollen, daß der Körper von vielen andern Übeln durch sie befreit bleibe.
Auf dieser Anschauung beruht der für die Hämorrhoiden gebräuchliche Name der »güldenen Ader«. Ihre scheinbare Begründung findet jene irrtümliche Meinung in dem Umstand, daß Individuen, welche an den verschiedensten, oft höchst lästigen Symptomen von seiten des Unterleibs, Magens, Gehirns etc. leiden, die auffallendste Erleichterung dieser Symptome empfinden, sobald eine entsprechend reichliche Blutung aus der Mastdarmschleimhaut eingetreten ist. Von der Unterdrückung der Hämorrhoidalblutung hat man oft üble Folgen gesehen.
Bei Männern entwickeln sich unter solchen Umständen oft ähnliche Erscheinungen wie bei Frauen in den klimakterischen Jahren, welche häufig ebenso wie die periodischen alle 3-4 Wochen wiederkehrenden Anschwellungen der Knoten ohne Blutung (sogen. trockne oder blinde Hämorrhoiden) zu Vergleichen geführt haben, die aber alles innern Zusammenhanges entbehren. Die Voraussage betreffs der Heilung ist ungünstig, da nur selten und dann erst in höherm Greisenalter selbständige Rückbildungen vorkommen.
Wegen der drohenden Gefahr einer Blutgerinnung innerhalb der Knoten, Embolie oder Venenentzündung, namentlich aber wegen allzu starker Blutungen ist die operative Entfernung größerer Knoten zu empfehlen. Im übrigen richtet sich die Behandlung womöglich auf das ursachliche Übel, d. h. also Entfernung verhärteter Kotballen, Vermeiden mechanischer Reizungen, wie Reiten, anhaltendes Sitzen u. dgl., Bekämpfung der bereits eingetretenen Blutarmut durch kräftigende Nahrung, überhaupt eine richtige Lebensweise; Einfachheit im Essen [* 2] und Trinken, Sorge für regelmäßigen Stuhlgang, ausgiebige Bewegung zu Fuß, Turnen, Baden [* 3] in fließendem Wasser dienen zur Verhütung der Hämorrhoiden. Zur Regulierung der Ausleerungen dienen am besten Klystiere, die lauwarm oder kalt genommen werden, innerlich höchstens leichte Abführmittel, wie Weinstein, Rhabarber u. dgl., und, wenn die Kreuzschmerzen heftiger werden und die einmal gewohnten Blutentleerungen ausbleiben, einige Blutegel [* 4] an dem After oder auch kalte Sitzbäder.
Die schmerzhaften Knoten bestreicht man mit mildernden Salben. Heftige Blutungen müssen gestillt werden, zumal bei solchen Individuen, welche ohnehin nicht zu viel Blut haben. Am sichersten geschieht dies wiederum durch kalte Klystiere, im Notfall mit Zusätzen von Gerbsäure, Eisentinktur, oder durch Einführung eines Tampons. Sehr blutreiche, vollsaftige Hämorrhoidarier gebrauchen oft mit gutem Erfolg eine jährliche Trinkkur in Kissingen, [* 5] Homburg [* 6] und ähnliche Mineralwasserkuren.